Werbung
Heidi Klum: Im Interview über Make-up und Models

Stil

Heidi Klum: Im Interview über Make-up und Models

  • Interview: Niklaus Müller

Heidi Klum dreht die zehnte Staffel ihrer Model-Castingshow. Dazwischen hatte sie Zeit für ein Gespräch über Make-up, Models und ihre grosse Passion.

München, Hotel Bayerischer Hof. Die Suite, in der ich Heidi Klum zum Interview treffe, ist genauso perfekt organisiert wie sie selbst: Rechts stehen zwei Stühle sowie ein Tisch mit den Astor-Make-up-Produkten bereit, alles schon ideal für den Fotografen ausgeleuchtet. Im Hintergrund beobachten ihr Management und Mitarbeitende von Astor das Geschehen. Auch Vater Günther Klum ist mit dabei. Model und Geschäftsfrau Heidi Klum ist elegant gestylt, perfekt geschminkt und strahlender Laune, obwohl sie nur viereinhalb Stunden geschlafen hat, wie sie mir später erzählt.
Seit vier Jahren ist sie Markenbotschafterin und kreative Beraterin der deutschen Make-up-Traditionsmarke Astor. Das ist auch einer der Gründe – neben den Castings und den Dreharbeiten für die zehnte Staffel von «Germany’s Next Topmodel» –, warum Heidi Klum wieder einige Tage in Deutschland verbringt.

ANNABELLE: Heidi Klum, wir hatten gestern in der Redaktion Besuch von Kindern und Jugendlichen. Als ich sagte, ich würde Sie heute treffen, hiess es: «Wow, Heidi Klum!» Sie scheinen Fans in allen Altersklassen zu haben.
HEIDI KLUM: Dass ich viele junge Fans habe, merke ich immer bei den offenen Castings für «Germany’s Next Topmodel». Es haben sich wieder enorm viele Mädchen beworben. Die rennen uns wirklich die Türen ein, was mich natürlich freut.

An Ihrem Make-up fällt auf, dass Sie sehr zurückhaltend geschminkt sind, bis auf die leuchtend roten Lippen. Ist der Lippenstift Ihr liebstes Beautyprodukt?
Für mich ist Mascara am wichtigsten. Ich sage immer, wir Frauen reden mehr mit den Augen als mit dem Mund: Mit ihnen teilen wir mit, wie es uns geht, wir flirten mit ihnen, und man kann an ihnen unsere Wünsche ablesen.

Entsprechend verleihe ich meinen Augen mit Mascara gern mehr Ausdruck. Sie sind Botschafterin von Astor, einer traditionsreichen deutschen Kosmetikmarke. Wann hatten Sie die erste Begegnung mit deren Produkten?
Als Kind. Dadurch, dass mein Vater für die Kosmetikfirma 4711 arbeitete, hatten wir immer viele Make-up-Produkte zuhause. Auch die der Konkurrenz, man musste ja schliesslich wissen, was die so auf den Markt brachten. Und so bekam ich auch meine ersten Astor-Produkte in die Hände.

Heisst das, Sie haben auch schon viel früher begonnen, sich zu schminken, als Ihre Freundinnen?
Nein, ich schminke mich auch heute nicht jeden Tag. Was aber auch nicht heisst, dass ich in der Jogginghose und einem Schlabber-T-Shirt rumlaufe, wenn ich unter die Leute gehe. Dann mache ich mich schon ein wenig zurecht, wobei ich es gern schnell und effizient habe, deshalb verwende ich die Perfect Stay Foundation von Astor. Da ist schon alles drin, was meine Haut den Tag über braucht, um gut auszusehen – Moisturizer, Primer, Farbe und SPF 20. Zum Schluss noch einen natürlichen Lipgloss und fertig.

Sie wurden 1992 entdeckt und sind seither im Modelbusiness erfolgreich; macht es Ihnen immer noch Spass, für die Kamera geschminkt und gestylt zu werden?
Ja, und das hat wohl auch damit zu tun, dass ich in dieses Beautybusiness reingeboren wurde. Wie gesagt, wir hatten früher sackweise Make-up zuhause. Ich habe schon immer damit gespielt, habe es immer geliebt. Meine Mutter war Friseuse, dadurch hab ich auch früh mit Frisuren und Haarfarben experimentiert, mit Dauerwellen und Strähnchen. Ich war eben direkt an der Quelle. Wo andere Mädchen erst ihr Taschengeld zusammenkratzen mussten, um einen Lipgloss zu kaufen, hatte ich gleich dreissig Stück davon.

Ihre Verwandlungskunst erreicht an Halloween immer ihren spektakulären Höhepunkt.
Ich probiere einfach gern Sachen aus. Ausserdem komme ich aus Köln, und Köln ist bekannt für den Karneval. Es verging kein Jahr, in dem sich meine Familie nicht kostümiert hätte. Das macht mir bis heute Spass. Und durch meine Arbeit kenne ich natürlich eine Menge Profis aus dem Filmgeschäft, die mir mit allen Mitteln und Tricks der Maskenbildnerei helfen, meine Ideen umzusetzen. Und so beispielsweise als 90-Jährige Halloween zu feiern.

Sie zählen zu den Beauty-Ikonen unserer Zeit; wie war das bei Ihnen, wer war Ihr Vorbild in Sachen Schönheit?
Da gab es eigentlich niemanden.

Im Ernst?
Ja. Make-up und Fashion waren ja nicht das Wichtigste in meinem Leben, auch nicht Models oder Stars. Sondern das Tanzen. Ich habe dreimal die Woche trainiert, meine Eltern haben mich auch da sehr unterstützt, mich immer hingefahren, abgeholt, meine Mutter hat Kostüme genäht. Unser Team war toll und wirklich gut, wir haben viele Pokale gewonnen. Das war mein Leben, 15 Jahre lang. Das war meine grosse Passion, nicht Models oder Stars.

Für die Mädchen, die sich unter anderem zu Ihren Castings einfinden, ist aber Modeln der grosse Traum. Was für Mindestvoraussetzungen braucht es, damit dieser Traum wahr wird?
Es sind verschiedene Dinge, die ein gutes Model ausmachen. Und die meisten sind genetisch bedingt: eine bestimmte Grösse, die ebenmässige Struktur des Gesichts. Was ebenfalls nicht herbeigeschminkt werden kann, ist eine gewisse Persönlichkeit, Ausdrucksstärke.

Und fotogen sollten die Mädchen sein?
Ja klar, aber das allein reicht immer noch nicht. Viele fotogene Mädchen sind nicht wandelbar, und das ist es, was jemanden ausmacht, der es bis zur Spitze schaffen kann. Der Mut zur Veränderung, die Freude am Experimentieren. Sonst wird es schnell langweilig und man selbst zur Eintagsfliege.

Disziplin?
Das auch, aber Disziplin muss man in jedem Job haben, wenn man erfolgreich sein will. Da kann man nicht zu spät kommen, muss seine Hausaufgaben machen. Was aber gerade in diesem Beruf für den Erfolg wichtig ist, ist Mut. Wer ein Topmodel werden will, muss die Angst zuhause lassen und vor der Kamera alles geben.

Next Read