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Vino&Veritas mit Sommelière Shirley-Ann Amberg: Keine Klischees

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Vino&Veritas mit Sommelière Shirley-Ann Amberg: Keine Klischees

  • Redaktion: Evelyne Emmisberger; Text: Shirley-Ann Amberg; Foto: Karin Heer

Was Frauen wollen? Natürlich dasselbe wie Männer: guten Wein.Und so nahm ich beim ersten annabelle-Wein-Tasting eines gleich vorweg: Ich mache keinen Unterschied zwischen weiblichen und männlichen Weintrinkern.

Es irritiert mich sehr, wenn jemand von Frauenwein spricht. Chauvinistisches Geplänkel! Im Gegensatz zu vielen anderen Degustationen fiel mir auf, dass es bei den annabelle-Tastings hauptsächlich um Genuss ging. Von einem Tasting konnte kaum die Rede sein. Bei einer klassischen Verkostung bekommt man – wenn man Glück hat – maximal zwanzig Tropfen ins Glas gefüllt. Wir hingegen verbrauchten pro Abend bei jeweils rund 25 Damen (und einem Monsieur):

  • 5 Flaschen prickelnden Prosecco
     
  • 5 inspirierende Flaschen Champagner
     
  • 3 Flaschen appetitanregenden Riesling
     
  • 3 Flaschen Fragen-von-der-Zunge-lösenden Chardonnay
     
  • 5 Flaschen aufregenden spanischen Tempranillo
     
  • 3 Flaschen bezaubernd entzückende französische Cuvée
     
  • 3 Flaschen sinnlichsten Burgunder

Und dies alles ohne Spucknapf. Tasting ist also das falsche Wort. Wein auf Herz und Nieren testen trifft es eher. Lustvolles Probieren, Vergleichen, Parallelen ziehen. Kein analytisches Auseinandernehmen und keine Anhäufung von Schlagwörtern, welche vielleicht einmal gezielt vor staunendem Publikum zum Besten gegeben werden können.

Deshalb: keine Klischees! Lassen wir uns den Spass nicht verderben, eigene Massstäbe und Ausdrücke für einen tollen Wein zu finden. Dass ich beruflich manchmal bei dieser Phrasendrescherei mitmache, lässt sich nicht umgehen. Sie hingegen haben das nicht nötig, oder?

Shirley-Ann Amberg ist Sommelière im Haus Hiltl, Zürich

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