Restaurant-Test: Julian Schütt isst im «The Pie Shop» in Zürich

Auf dem Heimweg komme ich stets am Haldenbachplatz vorbei und werde hungrig, dann wehmütig, weil Erinnerungen an das Dorflädeli wach werden, das der bretonische Matrose Patrick Fiselier und seine Frau Gaby, die früher Skirenn-fahrerin war, hier mitten in Zürich geführt hatten. Kein Edel-Comestibles, aber ein Ort, an dem man Gemüse und Früchte von ausgezeichneter Qualität und altbewährte Lebensmittel bekam.

Nun bin ich wieder am Haldenbachplatz, Zeit also, hungrig zu werden. Und wie eine Fata Morgana zieht mich das Schaufenster meines ehemaligen Lieblingsgeschäfts an. Ich sehe herrliche Miniartischocken und anderes Gemüse darin. Die Spezialität allerdings, die es da nun zu kaufen gibt, haben die Fiseliers vielleicht nicht einmal dem Namen nach gekannt. Aus ihrem Lädeli ist nun nämlich ein Pie-Shop geworden.

Die angelsächsische Pie-Kultur breitet sich bei uns seit Jahren aus und kann nur philosophisch adäquat gedeutet werden. Sie ist ein Überdrussphänomen: Um der Takeaway-Monotonie mit den immer gleichen Hamburgern, Sandwichs, Kebabs oder Würsten zu entfliehen, greifen wir zwischendurch gern zu einem Pie, der alles unter eine Haube bringt: Fleisch, Gemüse, Früchte, Brotteig, pikante Gewürze. Mehr kann man eigentlich gar nicht wollen. Ich genehmige mir den Shepherd’s Pie aus Schweizer Alpenlamm, gemischt mit Rindsgehacktem, Rüebli, Pilzen, alles unter einer dicken Kartoffelnebeldecke.

Geschmacklich versöhnen sich die durchweg guten Zutaten fast zu sehr und werden mit der Zeit zu einer etwas einheitsbreiigen Angelegenheit. Trotzdem: Man hat danach das Gefühl, richtig vollwertig gegessen zu haben. Julian Schütt

 

— The Pie Shop, Haldenbachstr. 3; 8006 Zürich, Tel. 044 261 80 44; Rotbuchstr. 1a, 8006 Zürich, Tel. 044 350 04 17; Markthalle im Viadukt, Limmatstr. 231, 8005 Zürich, Tel. 043 366 92 52, www.pieshop.