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Cher – “Männer sind wie Desserts”

Kultur

Cher – “Männer sind wie Desserts”

  • Interview: Marlène von ArxFotos: Walt Disney Studios Motion Pictures Switzerland

Sängerin und Schauspielerin Cher über Männer, Erfolg und ihren neuen Film «Burlesque».

Sie ist die Urmutter aller Lady Gagas: Die Sängerin und Schauspielerin Cher über ihre Vorliebe für jüngere Männer, die Geschlechtsumwandlung ihrer Tochter und ihren neuen Film «Burlesque».

annabelle: Cher, Co-Star in Ihrem neuen Film ist die Popsängerin Christina Aguilera, die eine Burlesque-Tänzerin mimt. Erkennen Sie in ihr die junge Cher?

Cher: Manchmal erinnert mich Christina in der Tat an mich und meine Jugend. Das ist einerseits angenehm nostalgisch, andrerseits auch eine harsche Erinnerung daran, dass ich jetzt zu den Alten gehöre. Aber wir kamen gut miteinander aus. Ich habe versucht, Christina dazu zu bringen, etwas mehr aus sich herauszugehen, sich auch mal mit der Crew abzugeben. Das tut gut und macht mehr Spass, als wenn man die Mannschaft um sich ignoriert. Sich nur mit Schauspielerinnen zu unterhalten, kann auf die Dauer ganz schön langweilig sein.

Sie sprechen aus Erfahrung?
Ja, die Crews auf den Filmsets oder auf Tourneen mochten mich immer, weil ich mir nie zu schade war, mich mit ihnen abzugeben.

Sie brachen Kostümkonventionen Jahrzehnte bevor Lady Gaga in einem Kleid aus Rindfleisch für Aufregung sorgte. Verstehen Sie sich als Vorreiterin der Showbiz-Frauen?
Nein, ich habe einfach immer das gemacht, was ich wollte. Als Sonny Bono und ich anfingen, zog sich niemand so an wie wir – ausser meine beiden Freundinnen, die Schneiderinnen waren und in unserer Garage wohnten. Sie machten unsere Kostüme. Sonny wurde verprügelt und als Schwuler beschimpft, weil er lange Haare hatte. Und ich war die erste Frau, die ihren Bauchnabel am Fernsehen zeigte. Sogar die Beatles traten damals noch brav in ihren Anzügen auf. Das waren andere Zeiten als heute.

Was halten Sie von der konservativen Welle, die Ihr Land derzeit überschwemmt?
Ich habe prinzipiell nichts gegen Konservatismus. Ich bin in gewissen Dingen auch konservativ, aber in den USA steht «konservativ» für keine Sozialleistungen, arbeiten bis siebzig, keine Krankenversicherung, und geholfen wird nur den Reichen. So gehts doch nicht!

Woher hatten Sie als junge Frau den Nerv, sich gegen die Konventionen Ihrer Zeit zu stemmen?

Ich glaube nicht, dass man als starke Frau geboren wird. Aber wenn man welche um sich hat, ist das natürlich inspirierend. Meine Mutter und meine Grossmutter haben mir diesbezüglich gute Gene mitgegeben. Ich bin gern Frau. Männer sind grossartig, aber Frauen sind einfach ein bisschen besser, ein bisschen stärker. Zumindest sind sie erfahrener, wenn sie sich jüngere Männer als Partner aussuchen …

… auch hier haben Sie in den Achtzigern Pionierarbeit geleistet!
Ältere Männer fanden mich nie besonders attraktiv. Es war auch nicht so, dass ich 25 Offerten hatte und ich dann den Jüngsten auswählte. Es ist einfach so gekommen.

Und wie sieht es bei Ihnen mit den Männern heute aus?
Ich arbeite zurzeit sehr viel, und so nehme ich, was ich dazwischen kriegen kann. Männer sind für mich wie Desserts, sie können fantastisch sein, aber man braucht sie nicht immer.

Wie haben Sie die Geschlechtsumwandlung Ihrer Tochter Chastity zum Mann erlebt?

Nun habe ich eben zwei Söhne! Das grösste Problem für mich sind die Pronomen. Chastity war 41 Jahre lang meine Tochter. Chaz nun plötzlich als «er» zu bezeichnen, ist wirklich verdammt schwer für mich. Ich sage immer noch: «Sie macht einen Dokumentarfilm, oder: Sie schreibt Bücher.»

Im Februar beenden Sie Ihren dreijährigen Bühnen-Vertrag mit dem  «Caesars Palace» in Las Vegas. Was kommt danach? Was treibt Sie an?
Eigentlich nichts, ich bin eine ziemlich faule Natur. Ich hätte nie gedacht, dass ich es so weit bringen würde, wie ich es gebracht habe. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich in meinem Alter noch am Leben bin. Im März muss ich den Fuss operieren gehen, dann sehen wir weiter. Ich würde gern nochmals Regie führen. Vielleicht gibts irgendwann mal wieder ein Album, aber ich plane nicht gern. Denn es kommt ohnehin anders, als man denkt.

Ist das eine Altersweisheit?
So ein Quatsch! Ich weiss heute mit 64 nicht mehr als mit 40 und werde auch kaum mehr etwas dazulernen. Was jetzt kommt, sind einfach nur noch Jahre. Hoffentlich!

Woran erinnern Sie sich gern?
An den Abend, an dem ich den Oscar gewann. Ich fühlte mich zum ersten Mal bestätigt. Meryl Streep, mit der ich «Silkwood» gedreht hatte, freute sich unglaublich für mich. Meine ganze Familie war da, die Kinder waren noch klein. Es war wirklich die Erfüllung eines grossen Traums, denn ich wollte von Anfang an Schauspielerin werden, nicht Sängerin.

Und die Tiefpunkte?
Da gab es einige. Schmerzhaft war, als Sonny und ich auseinandergingen. Ich hatte mich elf Jahre lang auf ihn verlassen. Nun war ich 27, im Kopf noch immer 16 und wusste nicht, wie es mit mir weitergehen sollte. Ein Albtraum waren auch diese Kosmetik-Infomercials, die ich Anfang der Neunzigerjahre machte – lange bevor Julia Roberts in Lancôme-Spots auftrat. Das schadete meiner Karriere enorm. Niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben. Aber ich bereue nichts – ich hätte höchstens ab und zu etwas netter sein können.

Talent & grosse Röhre
Das kann ich besser, denkt sich Ali (Christina Aguilera, mit Federboa), als sie die intrigante Tänzerin Nikki (Kristen Bell) in einem Burlesque-Schuppen in Los Angeles sieht. Clubbesitzerin Tess (Cher) ist begeistert von Alis Talent und grosser Röhre und erhofft sich, dank ihr das vor dem Bankrott stehende Etablissement zu retten. Vergnügliches Kinomusical à la «Mamma Mia!».

Ab 6. 1. 11 im Kino: «Burlesque» von Steve Antin

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