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Neues Navi von Garmin im Test

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Neues Navi von Garmin im Test

  • Text: Thomas Wernli

Navi, Nüvi, nanu? Das neue Navigationsgerät Nüvi 2585TV von Garmin ist auch ein Fernseher. Kann das gut gehen? Ein Praxistest in den Bündner Bergen.

Bitteschön, die Antworten auf die zwei wichtigsten Fragen gleich zu Beginn: Nein, natürlich schaut man nicht Fernsehen während des Fahrens. Und: Ja, das funktioniert wunderbar mit dem Empfang der digitalen Sender!

Ein Navigationsgerät testet man am besten dort, wo man sich auskennt. Diese Idee führte mich, meine Begleiter, unser Mietauto und das neue Nüvi (ja, das heisst wirklich so!) von Garmin von Zürich zu unserem gemieteten Maiensäss in der Surselva, dem Bündner Oberland. Doch wer führte hier eigentlich wen? Schnell war klar, dass sich das Nüvi dort nicht soooo besonders gut auskennt und mit den vielen Kurven und den zahlreichen Strässchen die Berge rauf und runter etwas überfordert ist.

Ein Navi ist immer mal wieder für Lacher gut. Das weiss ich aus Erfahrung und nicht nur von Presseberichten, wenn mal wieder einer mit blindem Vertrauen mitten in einem Tümpel gelandet ist («Sie haben Ihr Ziel erreicht»). Unser Scherzkeks forderte uns bei fast jeder Serpentine zum Abbiegen auf und sagte während der Fernsehausstrahlung der Ansprache unserer Bundespräsidentin zum 1. August: «In 200 Metern turn right.» Nanu? Doch davon später…

Die deutsche Frauenstimme gefiel mir gar nicht: blecherner Ton und falsche Betonung der Strassen- und Ortsnamen – und nicht etwa nur der romanischen, sondern auch der deutschen. Eine deutsche Kollegin hat sich über die absurden Betonungen der Stimme ihres Navis (übrigens von der gleichen Firma) dermassen geärgert, dass sie ihr Gerät inzwischen auf stumm geschaltet hat. So weit wollte ich nicht gehen, und darum musste der englisch sprechende «James» mit einer sehr angenehmen Stimme her. Leider gibts keine deutsche oder gar schweizerdeutsche Männerstimme zur Auswahl… Dafür österreichische oder (englische) Filmstimmen wie etwa die von Master Yoda oder Darth Vader aus «Star Wars», die im Internet heruntergeladen werden können. Falls die Fahrt durchs Universum mal etwas länger wird vielleicht ganz hilfreich?

Die Bedienung über den 5-Zoll-Touchscreen ist eigentlich einfach und selbsterklärend: Wer die neuen Ticketautomaten der Zürcher Verkehrsbetriebe bedienen kann, wird auch damit klarkommen. Also: Einsteigen, Ziel eingeben und losfahren? Das Navi will eine Adresse mit Strasse und Hausnummer. Beides kennen wir nicht, lediglich den Ort. Geht nicht. Schade. Also irgendeine Adresse im Ort. Dass es auch ohne Strasse geht, habe ich später nach einem längeren Studium des Geräts herausgefunden. Das dürfte nicht sein und ist bei anderen Navis viel einfacher.
 

Multi-Navi

Doch im Gegensatz zu anderen Navis kann das Nüvi 2585TV viel mehr, als einfach jemanden von A nach B zu bringen. Es ist ein wahres Multitalent oder besser: ein Multimediatalent. Es lässt sich im Internet via Computer personalisieren und auf individuelle Bedürfnisse einstellen. Man teilt ihm etwa mit, welche Strecken man bevorzugt oder welche man grundsätzlich nie fahren möchte, aus welchen Gründen auch immer. Meine Kollegin würde das wahrscheinlich ausnützen, um ihre Tunnelphobie zu umgehen. Das Navi berechnet auf Wunsch auch den Benzinverbrauch und sucht die ökonomischste Variante.

Die Personalisierung meines Test-Navis scheiterte jedoch bereits bei der dazu nötigen Registrierung (gemäss beigelegter Kurzanleitung angeblich ganz einfach) auf der Betreiber-Homepage. Ich war schlicht und einfach überfordert von unverständlichen Fragen (leider meist in Englisch). Obwohl ich mich bei Computern ganz gut auskenne und auch Englisch gut verstehe. Jedenfalls hatte ich keine Nerven für all diesen Schnickschnack.

Doch zurück zu den vielen Talenten: Es könnte mich auf Staus auf der Strecke hinweisen (auch diese Funktion hab ich nicht geschafft zu aktivieren) und zeigt mir immer die aktuell erlaubte Höchstgeschwindigkeit (ganz praktisch, wenn man das Schild mal nicht gesehen hat und sich fragt, wie schnell man eigentlich gerade fahren darf). Es zeigt mir Fotos von den Autobahnkreuzungen, die ich gerade passiere (den Sinn dahinter habe ich bis heute nicht verstanden: Ich sehe die Schilder ja selber, wenn sie vor meiner Nase sind).

Es sucht für mich die jeweils nächstgelegenen Standorte von A (wie Arztpraxis) über E (wie Einkaufszentrum) und R (wie Restaurant) bis Z (wie Zahnarzt). Unerwartet hätten mir genau dieses A und dieses Z während der dreiwöchigen Ferien weitergeholfen. Aber leider waren die Adressen viel zu weit weg (Luftlinie zwar nah, aber in der Realität war ein Dreitausender zwischen mir und A). Und die Selektion der gespeicherten Adressen war nicht nachvollziehbar, jedenfalls haben mich schliesslich die freundlichen Menschen von Tourismusbüros und telefonischen Auskunftsdiensten an die benötigten Orte gebracht.
 

Highlight: TV im Navi

Apropos telefonieren: Das kann man dank Bluetooth in Freisprechfunktion auch. Die eigentlichen Highlights sind aber die MP3-Wiedergabefunktion und – der Fernseher (mit Videorecorder)! Dass dieser an unserem abgelegenen Ferienstandort auf etwa 1400 Meter über Meer funktioniert hat, hat mich erstaunt und beeindruckt. Ich wusste echt nicht, dass digitales Fernsehen ohne Kabel empfangbar ist. Das Nüvi hat dort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, alle Sender des Schweizer Fernsehens gefunden und in bester Qualität übertragen. Gefunden hat es ausserdem drei Radiostationen, wollte aber aus unerklärlichen Gründen deren Programme nicht senden… In der Stadt Zürich war die Auswahl der Sender erheblich grösser, inklusive ZDF Neo hat das Nüvi 17 Sender gefunden.

Im Lieferumfang war kein Kabel mit einem Netzstecker dabei (dafür aber zweimal eine zusätzliche, nicht benötigte TV-Antenne). Darum reichte der Akku, der bei jeder Fahrt geladen wurde – und es waren doch insgesamt fast 2000 Kilometer – nie länger als fürs tägliche «SF Meteo» (Wandern am nächsten Tag?) und die erwähnte 1.-August-Rede, wo Eveline Widmer-Schlumpf von James zum Rechtsabbiegen aufgefordert wurde. Dummerweise war beim extrem spannenden Halbfinal von Roger Federer an den Olympischen Spielen gerade der «Akku down».

Genau für solche Sendungen mag ein Navi-TV Sinn machen, etwa beim Campieren auf dem Zeltplatz oder eben in einem abgelegenen Maiensäss ohne Strom (wo wir sonst eigentlich immer bewusst fernsehfreie Zeit verbringen). Aber sonst? TV gibts auch im Internet (Laptop, Smartphone) und Musik im MP3-kompatiblen Autoradio mit CD-Player.

Fazit: Wer ein Von-A-nach-B-Navi möchte, kauft sich ein simpleres (und günstigeres) Modell. Wer ein Multimedia-Navi möchte und entsprechend Zeit hat, sich damit auch zu beschäftigen, ist beim Nüvi 2585TV genau richtig!

Das Navi Nüvi 2585TV ist für 313 Franken über www.digitec.ch erhältlich

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