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«Es ist das Beste, was ich tun kann»

Leben

«Es ist das Beste, was ich tun kann»

  • Text: Stephanie Hess; Foto: Vera Hartmann; Video: Kerstin Hasse

Die Hilfsorganisationen haben versagt, findet die 28-jährige Zürcherin Liska Bernet. Und will mit ihrem Unternehmen die humanitäre Hilfe revolutionieren.

annabelle: Sie haben als freiwillige Flüchtlingshelferin in Griechenland begonnen und bald mit eigenen Projekte angefangen. Weshalb?
Liska Bernet: Weil ich gesehen habe, dass in der humanitären Hilfe vieles falsch läuft. Das System ist festgefahren, die Bürokratie zu gross und es wird von oben entschieden, was Flüchtlinge brauchen.

Was haben Sie in Ihren Projekten anders gemacht?
Ich und andere Mitstreiter wollten gemeinsam mit geflüchteten Menschen Lösungen finden. Ein Beispiel: Viele erzählten uns, dass sie es satt haben, stundenlang für Lebensmittel anzustehen. Im Restaurant des Khora Community Center in Athen, das wir mit Freiwilligenarbeit und Spenden aufbauten, servieren sich die Flüchtlinge das Essen nun selber.

Lösungen finden – dies verfolgen Sie auch mit Ihrem Unternehmen Glocal Roots. Was ist Ihr Ziel?
Wir sind ein zehnköpfiges Team und befinden uns noch in der Startphase. Unser Ziel ist, Flüchtlingen zu helfen, wieder autonom zu leben, und Projekte auf der ganzen Welt anstossen. Unser erstes Projekt ist eben in Griechenland angelaufen.

Was beinhaltet es?
Es verbindet Frauen aus Balkanländern, die im Krieg vor bald 25 Jahren sexualisierte Gewalt erlebt hatten, mit Flüchtlingsfrauen in Griechenland, die ähnliche traumatische Erfahrungen gemacht haben. Die Frauen aus dem Balkan haben in der Verarbeitung von Kriegsgewalt hohe Kompetenzen entwickelt, die sie an andere Frauen weitergeben können.

Wie erfüllend ist Ihre Arbeit?
Ich liebe es, selbst etwas aufzubauen. Aber es ist eine Arbeit, die oft auch frustrierend ist. Dann etwa, wenn ich sehe, dass politische Entscheide dazu führen, dass Menschen immer wieder in derselben ausweglosen Situation landen. In libanesischen Flüchtlingslagern, zum Beispiel, wächst die vierte Generation palästinensischer Flüchtlinge auf, ohne Grundrechte und ohne Aussicht auf Arbeit.

Wie schaffen Sie es, nicht zynisch zu werden?
Ich denke daran, dass diese Arbeit das Beste ist, was ich tun kann. Und ich denke an die kleinen Dinge. Im Community Center in Athen können immerhin tausend Leute pro Tag essen, Sprachen lernen und Netzwerke aufbauen.

Wie hat Sie diese Arbeit verändert?
Mein Urvertrauen in die Institutionen ist weg. Das Gute daran: Man lernt, selber anzupacken, und merkt, dass man tatsächlich etwas bewegen kann.

Liska Bernet (28) ist in Ebertswil ZH aufgewachsen. Sie studierte Politikwissenschaften an der Universität Zürich und Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Nothilfe an der London School of Economics. Danach ging sie als freiwillige Helferin nach Serbien, Lesbos und Athen. Heute baut sie in Zürich ihr Unternehmen Glocal Roots auf glocalroots.ch

 

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