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Alles Fake: Bloggerin Essena O’Neill verteufelt Social Media

Leben

Alles Fake: Bloggerin Essena O’Neill verteufelt Social Media

  • Text: Silvia Princigalli; Fotos: Essena O'Neill

Zurück in die Realität: Der australische Blogger-Star Essena O’Neill kehrt ihrem alten Social-Media-Ich den Rücken und zeigt, was auf ihren Accounts alles so schön unecht ist.

Social-Media-Kanäle wie Instagram, Tumblr und Pinterest ermöglichen uns Einblick in das Leben anderer und lassen uns aufgrund von makellosen Selfies, braungebrannten Bikinifiguren im Fitnessclub oder dem regenbogenfarbenen, veganen Mittagsteller denken, dass ihr Leben durch und durch perfekt sei.

So präsentierte sich bis vor kurzem auch der Alltag von Mode-Bloggerin und Model Essena O’Neill. 18 Jahre jung, der perfekte Beachbody, der perfekte vegane Salat und danach die perfekte Yoga-Pose am Strand der australischen Sunshine-Coast. Alles Fake, wie sie nun selbst einräumte. Sie stellte innert weniger Tage ihre Social-Media-Welt komplett auf den Kopf.

Ihre Accounts auf Youtube, Tumblr und Snapchat, die bis zu 200’000 Follower zählten, sind seit letzter Woche inaktiv. Auf Instagram löschte Essena O’Neill bis zu 2000 Fotos und benannte ihren Instagram-Account (der bis dahin eine halbe Million Follower unterhielt) in «Social Media Is Not Real Life» um. Ihre verbliebenen Bilder versah die australische Bloggerin mit den wahren Anekdoten zu den Schnappschüssen. So schrieb sie beispielsweise zu einem Foto, welches das IMG-Model am Strand in perfekter Pose zeigt: «Nicht das reale Leben – ich stellte mich in etwa hundert ähnliche Posen, um meinen Bauch so perfekt wie möglich aussehen zu lassen. Ich hatte an diesem Tag kaum gegessen. Ich schrie mehrmals meine Schwester an, bis sie ein Bild geschossen hatte, auf welches ich einigermassen stolz sein konnte.»

Warum die Bloggerin, mit einer halben Million Follower, von einem Tag auf den anderen eine 180-Grad-Wendung hinlegte, erklärt Essena O’Neill in einem Video auf ihrem neuen Vimeo-Kanal (der im Gegensatz zu Youtube nicht auf Likes abzielt) und ihrer Website «Let’s be Game Changers». In diesem präsentiert sich die 18-jährige Australierin komplett ungeschminkt und beschreibt, wie lange sie ihr Leben von Likes und Followern hat bestimmen lassen und dass, egal wie viele Fans man hat, die Spanne gegen oben immer grösser wird: «Hat man 10’000 Follower, will man 500’000. Hat man diese Zahl man erreicht, möchte man eine Million», so Essena O’Neill.

Mittlerweile hat das Handeln der Australierin in den sozialen Netzwerken Wellen geschlagen. Essena O’Neill gab in einem neuen Video bekannt, dass sie extrem viele Rückmeldungen aus der ganzen Welt und Medienanfragen für Interviews erhalten habe, was sie in ihrem Schritt gegen den Strom umso mehr bestärke.

Die Tendenz zurück in die Realität scheint auch in der Schweiz bereits Anklang gefunden zu haben. Hierzulande verkündeten einige Blogger kürzlich ihr Sabbatical von Social Media und Co. Die österreichische Modebloggerin Madleine Alizadeh von Dariadaria.com nahm O’Neills Video-Botschaft nun zum Anlass, selbst Stellung zu nehmen zum Konfliktpunkt Blogger und Authentizität: «Es erzählt keine Geschichte. Transportiert so oft keine Message. Es ist so oft die Jagd nach mehr Likes, mehr Kommentaren, mehr Anerkennung und in erster Linie Neid», so Alizadeh. Die Österreicherin verkündete daraufhin auf Facebook, dass sie in der nächsten Woche bloss ehrliche Snapshots ohne Filter und konstruiertem Content hochladen werde.

Selbst auf Instagram scheint nicht mehr nur das schön und perfekt Konstruierte populär zu sein. Unter dem Hashtag #FürmehrRealitätaufInstagram finden sich über 20’000 Beiträge, die ohne Filter und perfekten Ausschnitt den Moment erfassen. Der Trend bewegt sich immer mehr in Richtung Reduktion, zurück in das wahre Leben, in den eigenen Garten, wo das Gras ebenso grün ist wie das des Nachbarn.

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