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Männer sind so: Fragen und Antworten

Leben

Männer sind so: Fragen und Antworten

  • Redaktion: Nicole Gutschalk, Frank Heer, Annette Keller (Bild); Fotos: Michael Sieber

15 Männer, 15 Fragen und 15 Antworten. Ein vielschichtiges Psychogramm des nicht immer ganz so starken Geschlechts.

In der Galerie sehen Sie 15 der 45 Männer, die von Michael Sieber porträtiert und von Nicole Gutschalk befragt wurden. Weitere Porträts finden Sie in der annabelle-Ausgabe 7, die am 7. April erscheint. 

Ist die Mutter die wichtigste Frau im Leben eines Mannes?

Stress, bürgerlich Andres Andrekson (37), Rapper aus Lausanne; er ist zurzeit auf Schweizer Tournee
Sie hat mich auf die Welt gebracht, das spricht schon mal dafür. Sie hat als Immigrantin auf vieles in ihrem Leben verzichtet, um mir und meiner Schwester eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Sie war selbst dann für mich da, wenn ich mich wie ein Vollidiot benahm. Deshalb: Ja, meine Mutter ist die wichtigste Frau in meinem Leben! 

Sind im Herzen alle Männer polygam?

Pascal Möhlmann (45), Künstler aus Zürich; hatte für annabelle das Cover-Porträt von Roger Federer gemalt
Ja. Sicher gibt es Männer, die aufrichtig kein Bedürfnis nach Abwechslung im Liebesleben verspüren. Die ihre Neugier auf andere – darauf, wie sie küssen, riechen und sich anfühlen – ein Leben lang bezwingen. Aber abgesehen von diesen raren Ausnahmen ist im Herzen jeder Mensch polygam, glaube ich, nicht nur die Männer. Warum also machen es sich Paare so schwer, indem sie versuchen, sich zur Monogamie zu zwingen? Als ob das der Liebe ein längeres Leben bescheren würde. Besser, man spricht in der Partnerschaft ehrlich über seine sexuellen Bedürfnisse und Verlustängste und gönnt seinem Liebsten, was man auch für sich beansprucht. Ich glaube ans Bonnie-&-Clyde-Prinzip: Partners in Crime. 

Welche Rolle spielen Männer am besten? 

Sven Schelker (25), Film- und Theaterschauspieler aus Basel; für die Rolle als Röbi Rapp in «Der Kreis» erhielt er den Schweizer Filmpreis 2015
Ich versuche, nicht in Rollenschubladen zu denken, da eine Rolle für mich immer aus verschiedensten Leben besteht. So wie ein liebender, aber unvermögender Vater, der ein unzufriedener Angestellter ist, sich privat als ein erstaunlich bindungsscheuer Ehemann zeigt, dafür aber ein unheimlich ehrlicher und fürsorglicher Kumpel ist, in seinem Inneren jedoch ständig vor seinen eigenen starken, dunklen Dämonen wegläuft, wovon seine Frau nichts merkt, da er überraschend gut und tootaal romantisch im Bett ist, obwohl eine unerwartet kaltblütige Einsamkeit an ihm nagt. So viel zum Thema Rollendenken.

Warum spielen Männer mit dem Feuer? 

Beda Sartory (64) aus Wil SG, Unternehmer, Krisenmanager und Präsident der SchweizerischenKoordinationsstelle Feuerwerk (SKF)
Das ganze Leben ist ein Spiel mit dem Feuer. Und wer sich nie die Finger verbrennt, hat nicht wirklich gelebt. 

Was finden Männer lustig? 

Fabian Unteregger (37), Komiker, Moderator und Arzt, Zürich
Männer finden es lustig, dem Arbeitskollegen, während er auf die Toilette geht, den Bildschirm auszustecken. Die Ehe als Gefängnis zu bezeichnen oder Flatulenzgeräusche nachzumachen. Männer finden lustig, was eigentlich unlustig ist, vor allem wenn Bier im Spiel ist. Der männliche Humor streichelt nicht, er schält. Politisch unkorrekt, geht er direkt ins Mark.

Warum verdienen Männer mehr? 

Roman Graf (47), Lohnexperte und Lehrbeauftragter an der Uni Genf
Die Berufswelt teilt sich in Tätigkeitsfelder auf, die entweder von Frauen (Gesundheit und Soziales, Detailhandel, primäres Bildungswesen, Reinigung usw.) oder von Männern dominiert sind, wobei letztere Arbeiten in der Regel besser entlöhnt werden. Lohnunterschiede zugunsten der Männer führen dazu, dass das Rollenverhalten in der Familie zementiert wird: Mütter arbeiten höchstens Teilzeit, Männer reduzieren selten. Dies vermindert die Karrierechancen von Frauen und führt dazu, dass Männer in hierarchischen Positionen mit höheren Löhnen übervertreten sind. Etwa sechzig Prozent des Lohnunterschieds sind auf Qualifikationsmerkmale und die Tätigkeitsfelder zurückzuführen. Die restlichen vierzig Prozent, rund 700 Franken monatlich, sind damit zu erklären, dass Frauen auch bei gleichem Anstellungsprofil weniger als Männer verdienen und somit diskriminiert werden. Seit Inkrafttreten des Gleichstellungsgesetzes 1996 hat sich dieser Zustand kaum verbessert. Daher will der Bundesrat Unternehmen mit über fünfzig Beschäftigten fortan dazu verpflichten, regelmässige Lohnanalysen durchzuführen. 

Brauchen Männer Muskeln? 

Dave Dollé (45), ehemaliger Leichtathlet und Personal Trainer, Zumikon ZH
In unserer Gesellschaft lässt sich fast alles mit Geld kaufen: Kleider, Autos, Gadgets. Da sehnt sich der Mann nach etwas Immateriellem. Nach einem gesunden, durchtrainierten, muskulösen Körper, den man nicht im Laden erstehen kann. 

Die häufigste Schönheits-OP bei Männern? 

Michel Pfulg (66), Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie, Montreux VD
Statistisch gesehen sind es Haartransplantationen. Jeder plastische Chirurg hat seine Spezialität und Reputation und bekommt die Kundschaft, die er verdient: Ich operiere bei Männern vor allem Augenlider und Nasen. 

Wie überwindet ein Mann Angst? 

Pascal Mora (31), Fotograf aus Zürich, bereiste Kriegs- und Krisengebiete in Syrien, Libyen, dem Irak und Afghanistan
Indem er lernt, damit umzugehen. Angst ist nicht automatisch schlecht. Angst kann auch leiten. Zum Beispiel in Kriegsgebieten, wo die Angst ein ständiger Begleiter ist. Wer hier behauptet, er hätte keine Angst, lügt. Und wer wirklich keine Angst hat, ist am falschen Ort. 

Warum müssen Männer Rekorde brechen? 

Freddy Nock (49) hat als Hochseilläufer Weltrekorde gebrochen, etwa mit seinem «Spaziergang» auf dem Tragseil der Säntis-Schwebebahn über eine Distanz von 1222.7 Metern; er lebt im aargauischen Uerkheim
In einem Rekordlauf spüre ich, wie ich eins werde mit meinem Körper und in totaler innerer Balance das Seil unter meinen Füssen beherrsche. Das macht mich glücklich. Grenzen zu überschreiten, bedeutet, Herausforderungen anzunehmen. Mein Limit ist der Himmel. 

Warum schlagen Männer zu?  

Andreas Hartmann (47), Tätertherapeut und Gewaltpädagoge bei Konflikt Gewalt in St. Gallen
Ich zitiere einen heute gewaltfreien Mann: «Wir hatten Streit. Ich schmollte innerlich, konnte nicht sagen, was ich eigentlich wollte. Ich fühlte mich blossgestellt, in die Enge getrieben. Ich wusste nicht mehr, was tun – ausser die Wut rauslassen. Ich schlug zu. Das macht Mann ja, wenn Mann wütend ist. Dachte ich lange. Heute ist mir klar: Ich war nicht nur wütend. Ich war hilflos, beschämt, passiv, einsam, verletzt, ohnmächtig.» 

Warum führen Männer Krieg? 

Enrique Steiger (56), Schönheitschirurg aus Zürich, verbringt drei Monate im Jahr als Mediziner in Kriegsgebieten
Weil wir dazu geboren wurden. Kleine Jungs spielen lieber mit Pistolen und Pfeilbogen als mit Puppen. Die Geschichte der Menschheit ist eine Aufzählung von Tod, Zerstörung und Unterdrückung. Wir führen keine Kriege des Ruhmes und der Ehre wegen, ebenso wenig geht es nur um Macht, Land und Gold. Der Krieg vereint Männer, der Kampf um das Überleben gibt ihnen Sinn und ein intensives Leben. Männer lieben den Krieg, ebenso wie Frauen Krieger lieben. Ich fürchte, Frieden ist eine Illusion, solange es Männer gibt. 

Wann ist ein Mann ein Mann? 

Niklaus Flütsch (50), Gynäkologe aus Zug, kam 1964 als Bettina zur Welt und entschied sich mit 46 Jahren, ein Mann zu werden; er schrieb ein Buch über seine Metamorphose mit dem Titel «Geboren als Frau, glücklich als Mann» (Verlag Wörterseh, 2014)
Die Suche nach deiner Identität beginnt im Kopf. Zwar hast du gewisse Anhaltspunkte, durch deinen Körper und deine Umgebung, die dich einem Geschlecht zuordnen. Wenn du aber als Mann in einem weiblichen Körper geboren wirst, werden körperliche Merkmale und Geschlechterrollenzuordnung zur Farce. Es bleibt nur die innere Gewissheit, ein Mann zu sein. Ein Urgefühl, das in mir steckt, seit ich mich erinnern kann. 

Werden Männer im Alter weise?  

Pfuri Baldenweg (68), Musiker aus Hallwil AG, früher bei der Band Pfuri, Gorps & Kniri, heute bei Grand Cannon
Das kann ich leider erst sagen, wenn ich selber im Alter bin. Zurzeit befinde ich mich noch mitten im Studium! 

Sind Männer die besseren Köche? 

Frank Widmer (43), Executive Chef im «Park Hyatt Zurich»
Ich beobachte, dass vermehrt Männer Freude am Kochen entwickeln. Und sie tun es mit enormer Leidenschaft: Sie kaufen auf dem Markt ein, kochen mit Musse, meist für Gäste, am Wochenende oder in einem der vielen Kochclubs für Männer. Bei Frauen ist ein Gegentrend sichtbar. Dies liegt auch daran, dass Frauen den Kochalltag bestreiten müssen. Sie kochen fast täglich für die Familie, brutzeln schnell schnell Fischstäbchen, wenn die Kinder heimkommen, sind mit einem Bein noch im Büro und gleichzeitig daran, die Wäsche zu waschen. Deshalb ist der Vergleich nicht fair. Klar, Profiküchen sind eine Männerwelt – was nichts mit Talent zu tun hat, sondern mit den harten Rahmenbedingungen: Ein 13- bis 15- Stunden-Tag lässt sich nur schwer mit einem normalen Familienleben vereinbaren. 

www.michaelsieber.com
www.bornhausergutschalk.ch

Redaktion: Nicole Gutschalk, Frank Heer, Annette Keller (Bild)

 

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1.

Pascal Möhlmann (45), Künstler aus Zürich; hatte für annabelle das Cover-Porträt von Roger Federer gemalt

2.

Sven Schelker (25), Film- und Theaterschauspieler aus Basel; für die Rolle als Röbi Rapp in «Der Kreis» erhielt er den Schweizer Filmpreis 2015

3.

Beda Sartory (64) aus Wil SG, Unternehmer, Krisenmanager und Präsident der SchweizerischenKoordinationsstelle Feuerwerk (SKF)

4.

Fabian Unteregger (37), Komiker, Moderator und Arzt, Zürich

5.

Roman Graf (47), Lohnexperte und Lehrbeauftragter an der Uni Genf

6.

Dave Dollé (45), ehemaliger Leichtathlet und Personal Trainer, Zumikon ZH

7.

Michel Pfulg (66), Facharzt für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie, Montreux VD

8.

Pascal Mora (31), Fotograf aus Zürich, bereiste Kriegs- und Krisengebiete in Syrien, Libyen, dem Irak und Afghanistan

9.

Freddy Nock (49) hat als Hochseilläufer Weltrekorde gebrochen, etwa mit seinem «Spaziergang» auf dem Tragseil der Säntis-Schwebebahn über eine Distanz von 1222.7 Metern; er lebt im aargauischen Uerkheim

10.

Andreas Hartmann (47), Tätertherapeut und Gewaltpädagoge bei Konflikt Gewalt in St. Gallen

11.

Enrique Steiger (56), Schönheitschirurg aus Zürich, verbringt drei Monate im Jahr als Mediziner in Kriegsgebieten

12.

Niklaus Flütsch (50), Gynäkologe aus Zug, kam 1964 als Bettina zur Welt und entschied sich mit 46 Jahren, ein Mann zu werden; er schrieb ein Buch über seine Metamorphose mit dem Titel «Geboren als Frau, glücklich als Mann» (Verlag Wörterseh, 2014)

13.

Pfuri Baldenweg (68), Musiker aus Hallwil AG, früher bei der Band Pfuri, Gorps & Kniri, heute bei Grand Cannon

14.

Frank Widmer (43), Executive Chef im «Park Hyatt Zurich»

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