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Diese Bücher sollten Sie im November lesen

Literatur & Musik

Diese Bücher sollten Sie im November lesen

  • Redaktion: Frank Heer, Claudia Senn; Text: Verena Lugert (Roman Daniel Kehlmann), Dietrich Roeschmann (Bildband), Claudia Senn (Favorit); Foto: iStock

Jeden Monat stellt die annabelle-Kulturredaktion die besten Bücher und Bildbände für Sie zusammen.

Unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Ressort Kultur präsentieren Ihnen monatlich die besten literarischen Neuerscheinungen. Diesmal mit dabei: ein mitreissender Roman über den Dreissigjärigen Krieg, ein Roman über eine Liebesgeschichte der frühen 70er in New York, eine Neuinterpretation des Tagebuchs von Anne Frank und ein Bildband von Karlheinz Weinberger.

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1.

An manchen Stoffen kann sich ein Autor nur die Finger verbrennen – weil sie einfach zu stark sind. Jede literarische Verarbeitung wird bloss wie ein fader Abklatsch des Originals wirken. «Das Tagebuch der Anne Frank» gehört ganz bestimmt in diese Kategorie. Umso bewundernswerter der Heldenmut, mit dem sich der Dok- filmer Ari Folman und der Illustrator David Polonsky an dieses ikonische Werk wagen und für Annes Erlebnisse und Gedanken ganz eigene, umwerfende Bilder finden. Schon in ihrem Oscar-nominierten Dokfilm «Waltz with Bashir» haben die beiden gezeigt, welche Wucht gezeichnete Filmsequenzen entfalten können. Hier setzen sie noch einen drauf. Anne Frank fände die Neuinterpretation ihres All-Time-Klassikers bestimmt cool.

– Ari Folman und David Polonsky: Das Tagebuch der Anne Frank. S-Fischer Verlag, Frankfurt 2017, 160 Seiten, ca. 29 Franken

2.

Ein Schelm im Krieg – Zwöl f Jahre nach seinem Bestsel ler «Die Vermessung der Welt» reist Daniel Kehlmann wieder in die Vergangenheit: Im mitreissenden Roman «Tyl l» erzählt er vom Dreissig jährigen Krieg – aus der Sicht des Schlawiners Ti l l Eulenspiegel.

– Daniel Kehlmann: Tyll. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2017, 480 Seiten, ca. 36 Franken

3.

«Er sei der Urenkel von Thomas Jefferson, sagte sie und glaubte es selbst. ‹Wirklich!›, riefen ihre Eltern aus und beugten sich vor.» Bingo! So gewinnt man Herzen in den Siebzigerjahren, wenn man weiss ist und hübsch und aus einer jüdischen Intellektuellen- Familie kommt. Dann strickt man Legenden für die Eltern: über den Mann, in den sich Lilli unsterblich verliebt hat, Duke, der für Lilli nach New York zieht, der nichts hat und nichts kann und nichts ist – ausser schwarz! Doch die beiden werden ein Paar, ein sehr glamouröses sogar. Lilli wird als Model entdeckt, Duke wird ein berühmter Weinkenner, in hysterischen Hochs und Tiefs geht es durch die drei letzten Jahrzehnte des alten Jahrtausends. Beide lieben sich – doch in Lilli lauert eine brodelnde Wut … Grossartiger Stoff, grandios geschrieben!

– Irene Dische: Schwarz und weiss. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2017, 490 Seiten, ca. 40 Franken

4.

Sie trugen Jeans, stylten sich die Haare wie Marlon Brando oder James Dean und hingen am liebsten offensiv untätig im Niederdorf ab, der Wiege des Zürcher Nachtlebens. Knapp 400 Teenager zählte die Szene der Zürcher Halbstarken, die Karlheinz Weinberger in den Fünfzigerjahren mit der Kamera begleitete. Der Fotograf dokumentierte die Gruppe in rund 10 000 Farbdias und 4000 Schwarzweiss- Aufnahmen. Eine Auswahl daraus gibts jetzt als Bildband mit ausklappbarem Postercover.

– Karlheinz Weinberger: Halbstarke #1, Sturm & Drang, Zürich 2017, 128 Seiten, ca. 34 Franken