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Editorial von Silvia Binggeli: Wir steigern den Hörgenuss

Leben

Editorial von Silvia Binggeli: Wir steigern den Hörgenuss

  • Foto: Nadine Ottawa

Kürzlich ordnete ich mit einer meiner ältesten Freundinnen mein Leben nach Musikgeräten. Das mag erst mal seltsam klingen, aber wir waren nicht etwa zu lange beim Apéro gewesen. Wir kamen drauf, weil aus dem Radio Kim Wilde «You Keep Me Hangin’ On» sang und wir uns fröhlich erinnerten, wie wir einst in Rüeblihose und mit Neonshirt in der Disco tanzten und Jungs anhimmelten.

Lebensabschnitte nach Wohnungen, Männern, Kleidungsstilen oder eben Musikgeräten zu sortieren, mag eine Vergangenheitsbewältigung der einfachen Art sein – aber sie ist auch höchst unterhaltsam. Zur Musik kam ich mit etwa sieben, als ich bei einem Dorffest in der Lotterie einen Kassettenrecorder gewann und in der Folge mit Hitschnulzen von Doris Day meine Familie in den Wahnsinn trieb. Später, als Jungteenager, brachte mir ein Walkman aus knallrotem Plastik die Neue Deutsche Welle ans Ohr. Meine Freundin besass denselben in Blau. Was «Bruttosozialprodukt» ist, wussten wir beide nicht. Aber später joggten wir mit der «schocksicheren» Walkman-Variante zu Hip-Hop dem strengen Studienleben davon.

Irgendwann kopierte ich an vielen Sonntagen all meine CDs auf eine Revolution namens iPod und war glücklich, mit der portablen Musikbibliothek nun all meine Stimmungen unterwegs musikalisch stützen zu können. Ein Leben ohne Musik, ich kann es mir nicht vorstellen. Und weil mein Soundtrack mal wieder globalen Input vertragen kann, wirds Zeit für ein neues Kapitel mit passendem Gerät (ja, ja, ich gebs zu, ich bin etwas spät dran): für ein Digitalradio. Retro werde ich weiter zelebrieren und Freunden klassisch Compilations auf CD brennen. Mit Hits von früher und heute. Und nach welcher Musik steht Ihnen der Sinn?

silvia.binggeli(at)annabelle.ch

Aus dem aktuellen Heft: Unsere liebsten Web-Radios

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