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Die nackte Wahrheit

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Die nackte Wahrheit

  • Text: Barbara Loop; Foto: Unsplash, Pablo Heimplatz

Neuerdings gibt es Unterwäsche-Labels, die in ihrer Kampagne keine Unterwäsche mehr zeigen. Doch ändert dies den sexualisierten Blick auf die Frauen in der Werbung? Nein, findet Barbara Loop.

«Ich wollte einfangen, wie sich diese Frauen fühlen und wie sie aussehen, wenn sie Wäsche unter ihrer Kleidung tragen», sagt Mario Testino über die #Insideout-Kampagne, die er für Intimissimi fotografiert hat. Bei Gisele Bündchen ist das sinnlich und ein bisschen interessiert, bei Chiara Ferragni leicht amüsiert. Und dass die beiden sich wohlfühlen, verraten das weiche Licht und das dezente Beige des Hintergrunds.

Die Werbekampagne des italienischen Dessous-Herstellers will die innere Schönheit der Frauen zum Ausdruck bringen. Und weil die äussere Schönheit die innere nicht überstrahlen soll, was bei Supermodels wie Gisele Bündchen leicht passieren kann, sind die Frauen angezogen. Keine nackte Haut also, keine sexy Posen und keine Dessous: Die beworbene Unterwäsche wird freigestellt neben dem Foto gezeigt. Auch bei Simone Pérèle gibt man sich hochgeschlossen. Der französische Wäschehersteller setzt statt auf Models auf Frauen, die Wichtiges geleistet haben und folglich ein bisschen mehr Selbstvertrauen («das Zeichen einer erfüllten, versierten Frau») ausstrahlen, wie die PR-Managerin des Familienunternehmens Stéphanie Pérèle sagt. «Ich wollte einfangen, wie sich diese Frauen fühlen und wie sie aussehen, wenn sie Wäsche unter ihrer Kleidung tragen», sagt Mario Testino über die #Insideout-Kampagne, die er für Intimissimi fotografiert hat. Bei Gisele Bündchen ist das sinnlich und ein bisschen interessiert, bei Chiara Ferragni leicht amüsiert. Und dass die beiden sich wohlfühlen, verraten das weiche Licht und das dezente Beige des Hintergrunds. Die Werbekampagne des italienischen Dessous-Herstellers will die innere Schönheit der Frauen zum Ausdruck bringen. Und weil die äussere Schönheit die innere nicht überstrahlen soll, was bei Supermodels wie Gisele Bündchen leicht passieren kann, sind die Frauen angezogen. Keine nackte Haut also, keine sexy Posen und keine Dessous: Die beworbene Unterwäsche wird freigestellt neben dem Foto gezeigt. Auch bei Simone Pérèle gibt man sich hochgeschlossen. Der französische Wäschehersteller setzt statt auf Models auf Frauen, die Wichtiges geleistet haben und folglich ein bisschen mehr Selbstvertrauen («das Zeichen einer erfüllten, versierten Frau») ausstrahlen, wie die PR-Managerin des Familienunternehmens Stéphanie Pérèle sagt.

Was ist passiert, dass selbst in Frankreich Frauen nicht mehr freizügig aus der Wäsche gucken? Und warum begibt sich ausgerechnet Testino, der noch letztes Jahr seine Aktfotografien unter dem Titel «Undressed» ausstellte und einen gleichnamigen Taschen-Bildband veröffentlicht hat, auf die Suche nach der inneren Schönheit? Richtig, ein neu erstarkter Feminismus, der der #MeToo-Bewegung den Boden bereitet hat. Die Bewegung, die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz weit über Hollywood hinaus zum Thema gemacht hat. Beschuldigt wurde auch Testino, der umgehend dementierte. Aber um Frauen nicht als Objekte zu diskreditieren, muss man ihre nackten Körper nicht aus der Öffentlichkeit verbannen. Denn das Problem ist nicht der weibliche Körper, sondern der sexualisierte Blick von Männern wie von Frauen, von Anti- Feministinnen wie von Feministen, der so dauerhaft an ihm haftet. Während ein nackter männlicher Körper vieles sein kann, brutal etwa, gelangweilt oder krank, ist der nackte Frauenkörper, sei es in der Werbung oder im Film, ausschliesslich bewusst unattraktiv oder pornografisch. Ihn zu verbergen, ändert daran nichts. Leider.