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Tomgirls: Es lebe der Tomboy-Look!

Stil

Tomgirls: Es lebe der Tomboy-Look!

  • Redaktion: Sarah Buschor Text und Interview: Christina Duss Foto: Daniel Valance

Warum das modische Rollenspiel an der Gendergrenze mehr als ein flüchtiger Trend ist. Und was es mit einem Hemd der Yale-Studenten aus den Sixties und dem Oxford-Hemd auf sich hat.

Für den kompletten Tomboy-Look brauche es die richtige Frau unter den bübischen Kleidern, sagt Lizzie Garrett Mettler im Vorwort ihres neuen Coffeetable-Buchs «Tomboy Style».

Wie recht sie hat: Tatsächlich waren die Tomboys der jüngeren Geschichte immer Frauen, die optisch das Spiel mit den Geschlechtern perfekt beherrschten – Feminines trifft auf Maskulines, die Grenzen verschwimmen.

Hinter dem modischen Rollenspiel steckten aber auch visionäre Frauen wie etwa die französische Schriftstellerin George Sand, die sich im 19. Jahrhundert für die Rechte der Frauen und ihre politischen Ideen einsetzte und dabei meistens Männerkleider trug – einfach weil sie praktischer waren als die schweren viktorianischen Roben.

Tomboy ist nicht nur ein Style

Ihrer Zeit voraus und in den Dreissigerjahren eine der ersten Frauen in einer von Männern dominierten Branche war auch die Schweizer Journalistin Annemarie Schwarzenbach – sie trug ihre Haare kurz und schlüpfte auf ihren vielen Reisen in Hemd und Hose.

Filmstars wie Marlene Dietrich oder Jodie Foster, die Musikerinnen Patti Smith und Cat Power oder junge Yale-Studentinnen, die sich heute, das Oxford-Hemd im Stil ihrer Kommilitonen bis zum Hals zugeknöpft, mühelos einen Namen in hochdekorierten Kreisen machen – sie alle haben etwas gemeinsam: Sie sind nicht bloss toughe Frauen in aufregenden Männerklamotten, sondern sie gestalteten – und tun es immer noch – auf ihre eigene furchtlose, rebellische und selbstbewusste Weise gesellschaftlich relevante Bereiche wie Literatur, Musik, Film und Wissenschaft aktiv mit.

Lizzie Garrett Mettler: Tomboy Style. Beyond the Boundaries of Fashion. Verlag Rizzoli, 128 Seiten, ca. 43 Franken (in Englisch)

Jeansjacke 108 Fr. von American Apparel, Clutch von Marc by Marc Jacobs 380 Fr. bei Grieder, Pumps von Chloé 870 Fr. bei Grieder, Umhänge¬tasche von Club Monaco 259 Fr. bei Globus, Strickpullover von Alexander Wang 410 Fr. bei Grieder, Clutch aus Wildleder 29.90 Fr. von Manor, Gürtel von Marc O’Polo 69.90 Fr. bei Jelmoli, Brille von Tom Ford 403 Fr. bei Burri Optik, Jeanshemd 49.90 Fr. von H&M, Lackloafers 580 Fr. von Gucci, Oxford-Hemd 179 Fr. von Gant, Hut von Cristys’ 69 Fr. bei G. Point Grieder, Schuhe von Casadei 649 Fr. bei Jelmoli, Hose von Acne 349 Fr. bei Fidelio, Blazer von Paul Smith 998 Fr. bei Gassmann, Parfum Chambre Noire von Olfactive Studio 189 Fr. bei Parfümerie Osswald, Aktentasche von Montblanc 2730 Fr. bei Landolt-Arbenz, Wingtips-Schuhe 299 Fr. von Navyboot, Seidenpyjama 387 Fr. von Zimmerli

 

 Das Interview über das Oxford-Hemd mit Matthew Claudel finden Sie auf der nächsten Seite.

 

“Ein Oxford-Hemd kann enorm feminin wirken”

Eines der Key Pieces für den aktuellen Tomboy-Look ist das Oxford-Hemd mit Button-down-Kragen, das zum traditionellen Outfit an amerikanischen Elite-Universitäten gehört. Fünf Fragen an Matthew Claudel, Student an der Universität Yale, Stilexperte der dortigen Hochschulzeitung und Gesicht für die Re-Edition des berühmten Yale-Shirts von Gant.

ANNABELLE: Matthew Claudel, ist
das fashioninteressierte Yale ebenfalls «tomboyisiert» worden, so wie der Rest der Modewelt?
MATTHEW CLAUDEL: Auf jeden Fall! Und es überrascht mich, wie feminin ein Oxford-Hemd und Wingtips-Schuhe wirken können.

Gibt es einen typischen Yale-Stil?
Wir haben eine gewisse Stiltradition, vor allem was Männerkleider betrifft. Wie sich die Studenten heutzutage kleiden, ist eine Folge davon. Zwei Dinge haben hier Studenten und Professoren ganz sicher heute noch in ihren Kleiderschränken: Oxford-Hemden und Chinohosen.

Wie stehts mit den Studentinnen? Auch sie tragen jetzt Männerhemden.
Sie tragen sicher ein wenig variantenreichere Kombinationen als die Jungs. Was ich beobachtet habe: Die Frauen kleiden sich in letzter Zeit schlichter.

Was tragen Sie, wenn Sie eine Vorlesung besuchen? Und unterscheidet sich das von Ihrem persönlichen Stil?
Ich trage an der Uni ein Hemd, ein T-Shirt oder ein Rugbyshirt, dazu Jeans oder Chinos. Ziemlich basic, was wahrscheinlich dem Yale-Stil entspricht, den Sie vorher erwähnt haben. Am liebsten kombiniere ich dazu Jacken oder Mäntel, die machen die Basics interessanter.

Und privat?
Meistens Sportshorts.

Das Label Gant und die Yale University verbindet eine lange Geschichte: Gant, 1949 in der Yale-Stadt New Haven gegründet, gehörte zu den Lieferanten des legendären Campus-Ladens Co-op, der 2000 seine Tore schloss. Jetzt ist die traditionsreiche Sportswear-Marke mit dem Gant Campus Store und einer Re-Edition des Hemds Yale Co-op aus den Sechzigerjahren (Bild) in die universitären Gefilde zurückgekehrt.
www.gant.com