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Inselgeheimnisse – Wir verraten unsere Lieblingsdestinationen

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Inselgeheimnisse – Wir verraten unsere Lieblingsdestinationen

  • Redaktion: Frank Heer; Foto: Getty Images

Pst, nicht weitersagen! Elf Lieblingsinseln der annabelle-Redaktion für Auszeiten mit oder ohne Badehose.

Ab auf die Insel! Wir verraten Ihnen die schönsten Reiseziele umgeben von lauter Wasser …

Es pfeift, krächzt, quakt, sirrt
Die Wilde: Dominica, Commonwealth of Dominica, Karibisches Meer/Atlantik

Die Warnung war klar und eindeutig: Keine Nahrungsmittel in der Hütte liegen lassen. Nicht einmal Krümel. Alles muss in die hermetisch verriegelte Plastikbox, hat Jem Winston gesagt. «Sonst gibt es nächtlichen Besuch.» Das eine Gummibärchen, das vergessen ging, lag im Rucksack des jüngsten Familienmitglieds. Das Aguti hat es trotzdem gefunden. Von der schlafenden Familie unbemerkt, hat sich der agile Nager vom Dschungel ins Baumhaus eingeschlichen, hat den Schatz olfaktorisch geortet und zielgenau ein Loch in den Rucksackboden geknabbert.

Es gibt nur wenige Orte auf Dominica (nicht zu verwechseln mit der Dominikanischen Republik), an denen man der Natur näher ist als in den zwei Baumhütten des britischen Aussteigers Jem Winston. Dominica, das ist ein vulkanischer Gebirgsrücken im Ozean, überzogen von einem Dschungel, in dem es pfeift, krächzt, quakt, sirrt. Vor allem nachts. Unter den Moskitonetzen liegend, bei Kerzenlicht, ist man im Baumhaus mittendrin. Manche Familienmitglieder finden sogar, allzu mittendrin. Es lässt sich nicht leugnen, dass es in der Hütte etwas feucht ist. Aber was soll man tun? Der Dschungel heisst nicht umsonst Regenwald. Zudem bietet die Natur auch wohlige Entschädigung: An vielen Stellen auf der Insel quillt heisses Wasser aus dem Boden. Es bildet natürliche Becken, in denen es sich herrlich planschen lässt.

Oben, versteckt in den Bergen, liegt das eindrücklichste Beispiel vulkanischer Aktivität: der Boiling Lake, ein kreisrundes Gewässer, durch das so heisse Gase quirlen, dass der See fast kocht. Dicht steigen die Dampfschwaden hinauf und ziehen über die Täler. Wenn man Glück hat, sieht man während des zweistündigen Aufstiegs den Sisserou, einen Papagei, den es nur hier gibt, oder man hört die ätherischen Klänge des Mountain Whistler. Auch er ist ein Vogel, nicht aber das Mountain Chicken, ein kleiner Frosch, dem eine Pilzkrankheit so zusetzt, dass er vom Aussterben bedroht ist.
 

Eine Bucht, mit Felsen umringt. Hier wurden Szenen für «Pirates of the Caribbean» gedreht

Es liesse sich lange von Abenteuern im Dschungel erzählen. Von Wanderungen entlang glasklarer Bäche, die fast unfehlbar zu einem Wasserfall führen. Einer malerischer als der andere, 365 davon soll es geben, für jeden Tag des Jahres einen. Aber es gibt ja auch noch das Meer: Im Westen die ruhigen Buchten der Karibik, im Osten drängen die Wellen des Atlantiks heran. Also zieht die Familie um, vom Baumhaus an den Strand. Nur drei Zimmer hat die Pension in Calibishie, einem der wenigen touristischen Orte der Insel – wobei man auch hier keine massentauglichen Anlagen findet. Dafür pulsiert das Leben der Einheimischen. Sei es an einem der Feste, sei es am Fussballspiel gegen das Nachbardorf oder während der Messe in der Adventistenkirche: «Oooohhhh Lord Jeeeesssuss!»

Die überwiegend schwarze Bevölkerung stammt von afrikanischen Sklaven ab, die Franzosen und Briten auf die Insel verschleppt haben. Viele Dominicaner sind Rastafaris. So auch Kofi, der in Abwesenheit seiner Chefin das Veranda View Inn allein versorgen muss. Die drei Zimmer und die drei Hunde der Chefin machen schrecklich viel Arbeit, klagt er. Umso schneller ist er dabei, als wir mit dem Auto in den Norden aufbrechen, immer der Küste entlang, bis sich die letzten Schotterpisten in steilen Berghängen verlieren.

Kofi zeigt uns eine Bucht, umringt von schroffen Felsen, bewachsen mit Bäumen, die vom Wind ins Inselinnere gekämmt sind. Sie sieht aus, als wäre die «Flying Dutchman», das Schiff aus «Pirates of the Caribbean», eben erst davongesegelt – und das stimmt auch fast: Genau hier wurden Filmszenen mit Johnny Depp gedreht, und Kofi war auf dem Set als Mädchen für alles angestellt. Er zehrt noch immer davon, so wie die ganze Insel. Doch der Hauch von Hollywood war so flüchtig, dass es deswegen nicht mehr Touristen gibt. Man hätte den Dominicanern anderes gewünscht. Sie können jede Einkommensquelle gebrauchen. Purer Egoismus, der leise Wunsch, die Insel möge so bleiben, wie sie ist.

Text: Thomas Häusler

Dominica
 

Übernachten
Veranda View Inn, Calibishie
www.lodgingdominica.com
DZ ab ca. 70 Fr.

Pension mit Veranda und direktem Zugang zum Strand.

3 Rivers Eco Lodge, Rosalie
www.3riversdominica.com

Hütte für vier Personen ab ca. 80 Fr. Übernachten im Baumhaus mitten im Regenwald. Für weniger Mutige gibt es vier Cottages am Boden.

Tipp
In Scotts Head an der Südspitze der Insel treffen Atlantik und Karibik aufeinander. Mit etwas Glück sieht man beim Schnorcheln Meeresschildkröten.

Beste Reisezeit
Herbst bis Frühling

Anreise
Via Paris nach Guadeloupe oder Martinique, von dort mit einem Schiff der Express des Îles zum Dominica-Hauptort Roseau.
Das Paradies von oben
Die Vulkanische: La Réunion, Frankreich, Indischer Ozean

Mein T-Shirt klebt am Körper. Ich schweige in die Hitze hinein. Doch plötzlich ist alle Anstrengung wie weggeweht, ich stehe überwältigt vor einem riesigen Tal. Der Cirque de Mafate liegt vor mir. Mit Blick in die Tiefe begreife ich, was es mit den Cirques von La Réunion auf sich hat: Gewaltige Krater blieben zurück, als nach der vulkanischen Inselgeburt die Kuppen in sich zusammenbrachen und gigantische Trennwände hinterliessen.

Nach Mafate führen keine Strassen, hierhin muss man wandern – oder fliegen. Und der Helikopter ist der wichtigste Draht zur Aussenwelt. Er bringt Reis, Stühle, Dachgiebel und alles, was die Menschen im Dorf brauchen.

Ich wandere weiter nach Mafates «Hauptstadt» La Nouvelle – bunte Holzhütten mit roten Dächern, blauen Fensterläden und weissen Verzierungen an den Giebeln. In einem Lädeli kaufe ich mir einen süssen Ananassaft. Dann schlendere ich durch die Gärten, staune über die leuchtenden Blumen. Einige der üppigen Büsche erkenne ich wieder, sie gedeihen zuhause auf meinem Fenstersims – Fuchsie, Hibiskus, Bambus. Was ich daheim en miniature pflege, wächst hier in ausufernder Pracht.
 

Von oben zeigt sich die Insel mal tropisch-dicht, mal irisch-herb, mal provenzalisch-verträumt

Am nächsten Morgen zerreisst das Rattern des Helikopters die Ruhe. Ich habe Glück, und der Pilot nimmt mich mit auf seinem Rückflug nach Saint-Paul. Von oben zeigt sich die Insel mal tropisch-dicht, Binggelimal irisch-herb, mal provenzalisch-verträumt. Einfach atemberaubend: gigantische Wasserfälle, fruchtbare Ebenen, riesige Wälder, zahllose Flüsse münden ins Meer mit seinen blauen Lagunen und einsamen Stränden. Der Pilot macht einen Schlenker zur schwarzen Mondlandschaft des Vulkans Piton de la Fournaise. Er ist aktiv, aber ungefährlich, weil die Lava stets in Richtung Meer abfliesst.

In Saint-Paul verbringe ich die Tage mit wunderbarem Nichtstun, bummele über den Markt, sitze am Meer und schaue abends in den Himmel, hinüber zum Kreuz des Südens, das hier prächtiger zu funkeln scheint als anderswo.

Text: Birgit Weidt


 

La Réunion
 

Übernachten
Saint Alexis Hôtel & Spa, Boucan Canot
www.hotelsaintalexis.com
DZ ab ca. 200 Fr.

4-Sterne-Hotel direkt am Meer. Das Haus hat einen wunderschönen Spabereich und eine tolle einheimische Küche.

Tipp
Bei einer Wanderung entlang der Ostküste schimmern Basaltfelsen in der Sonne. Vom Fischerort Saint-Rose mit seiner sagenumwobenen Kirche kann man zur Bucht von l’Anse des Cascades Coas laufen, entlang luftiger Palmenhaine.

Beste Reisezeit
April bis Dezember

Anreise
Direktflüge von Paris nach La Réunion (der Flughafen liegt in der Nähe der Hauptstadt Saint-Denis).
Eine Stunde pro Runde
Die Kleine: Gili Air, Indonesien, Javasee

Gili Air ist klein. So klein, dass man das Inselchen entlang weisser Strände, lauschiger Buchten, kleiner Restaurants und Bars in einer Stunde umwandert hat. Wobei gerade die Bars den Spaziergang nach belieben in die Länge ziehen können. Achtung: Umsteigen auf ein motorisiertes Gefährt ist im Notfall nicht möglich. Auf Gili Air gibt es zwar Pferdekutschen, aber keine Autos, Mopeds.

Das einzige Dorf hat keinen Namen und ist auch nicht auf Google Maps zu finden. Dafür gibt es hier eine Moschee, einen Leuchtturm, einen Hafen, eine Schule und etwa 1400 Einwohner. Jeden Abend wird im Dorf Volleyball gespielt. Mitmachen dürfen alle. Auch bleiche Touris aus der Schweiz.

Text: Stephan Schwab


 

Gili Air
 

Übernachten
Gili Air Hotel
www.hotelgiliair.com

Das einzige Resort auf der Insel ist eine unprätentiöse Bungalow-Anlage, wenn auch etwas lädiert. Charmanter fanden wir die Bungalows, die von Einheimischen überall vermietet werden. Unser zweistöckiges Bambus-Schlösschen mit Palmendach stand in einem blühenden Garten, fünfzig Meter vom Strand entfernt. Es kostete zehn Franken pro Nacht, inklusive tollem Frühstück.

Tipp
Im Westen der Insel gibt es einladende Restaurants direkt am Strand. Jeden Abend versinkt hier die Sonne zuverlässig blutrot im Meer und verwandelt den Vulkan auf der grossen Nachbarinsel Bali in einen Zauberberg.

Beste Reisezeit
April bis Oktober

Anreise
Via Kuala Lumpur nach Denpasar auf Bali. Ab Padang Bai, einem Küstenort im Osten, fahren täglich Boote zu den drei Gili-Inseln.
Stille am Strand
Die Weisse: Lefkada, Griechenland, Mittelmeer

Die Insel hat mich schon bei der Ankunft gerührt, über die Brücke vom Festland heranfahrend, als wir die niedrigen Häuser des Hauptorts Lefkas auftauchen sahen, fühlte ich mich auf eine kitschige Art geborgen. Lefkada wird seiner steil abfallenden weissen Felsen im Westen wegen die weisse Insel genannt. Von einem besonders rauen Felsen an der Südspitze soll sich die Dichterin Sappho aus Liebeskummer in die Tiefe gestürzt haben. Über das Ionische Meer kamen einst viele Eroberer heran und hinterliessen ihre Spuren: Römer, Ägypter, Venezianer und Osmanen. Heute sind es vornehmlich Touristen. Doch Lefkada ist von ihnen bisher unbezwungen geblieben.

Über Hügel führen kurvige Wege an Strassenaltaren mit brennenden Kerzen vorbei in kleine Orte. Grillen zirpen einen unaufgeregten Lebensrhythmus vor. Und die Menschen, knapp 25 000 leben auf Lefkada, erzählen Geschichten über Freiheitskämpfer und Vorfahren, die dem geizigen Boden ein karges Auskommen abgekämpft haben. Über versteckte Naturwege gelangten wir an stille Strände, die Sonne versank eine Ewigkeit lang im Meer.

Text: Silvia Binggeli

Lefkada
 

Tipp
Vom Hafenort Nidri fährt ein Schiff zu den Höhlen auf der Nachbarinsel Meganisi. Die Fahrt führt an Scorpio vorbei, der Familieninsel der Onassis, wo Aristotele und Jackie einst geheiratet haben.

Beste Reisezeit
April bis Oktober

Anreise
Per Flugzeug via Frankfurt nach Preveza, dann per Bus (die Insel ist mit einer Brücke zum Festland verbunden) nach Lefkada. Oder per Autofähre via Venedig nach Igoumenitsa.
Nichts als Strand
Die Langweilige: Porto Santo, Madeira, Portugal, Atlantik

Wenn einem die Hochnebeldecke mal wieder auf den Kopf zu fallen droht und der kleine Strandhunger kommt, dann ist es Zeit für Porto Santo. Auf der kleinen Nachbarinsel von Madeira, nur wenige Flugstunden ab Zürich, herrschen das ganze Jahr Badetemperaturen, und den Strand – golden und puderzuckerfein! – muss man nicht suchen: Die ganze Insel ist der Strand, neun Kilometer lang, oft fast menschenleer. Ansonsten gibts nichts Erwähnenswertes, und genau dieses Nichts hat mich so begeistert, dass ich wieder dort sein werde, genau dann, wenn Sie diesen Text lesen. Sorry.

Text: Thomas Wernli


 

Porto Santo
 

Übernachten
Hotel Torre Praia
www.portosantohotels.com
DZ ab ca. 100 Fr.

Einfaches Viersternehotel, direkt am Strand, mit zwei Restaurants und einer Poolbar.

Tipp
Abends bis zum Ende des Strands zum Fischrestaurant O Calhetas schlendern und dort den Sonnenuntergang geniessen.

Beste Reisezeit
Ganzjährig

Anreise
Von Madeira mit der Fähre (www.portosantoline.pt) oder mit dem Flugzeug (www.sata.pt).
Capris versteckte Schwester
Die Friedliche: Procida, Italien, Tyrrhenisches Meer

Die ehemalige Gefängnisinsel ist die unentdeckte Schwester von Ischia und Capri, den mondänen Feriendestinationen im Golf von Neapel. Sie verabscheut den Massentourismus, findet Pauschaltouristen widerlich, wehrt sich gegen internationale Hotelketten und hat so – bis heute – ihre Ursprünglichkeit bewahrt.

Das Leben ist das ganze Jahr über tranquillo, nur zwanzig kleine Hotels buhlen um Touristen. Obwohl 11 000 Einwohner und vier Quadratkilometer gross (etwa die Hälfte von Capri), ist die Insel ein Dorf. Jeder kennt jeden. Kriminalität gibt es keine, man lässt die Schlüssel im Auto stecken – Diebe kommen eh nicht weit.

Text: Stefanie Rigutto


 

Procida


 

Übernachten
Hotel La Vigna
www.albergolavigna.it
DZ ab ca. 120 Fr.

Das moderne 4-Sterne-Haus liegt wunderschön in den Reben, hinter dem Hotel erhebt sich die Terra Murata.

Tipp
Im Hafen serviert die Bar Capriccio göttlichsten Caffè – klein, stark, süss. Wie die Insel selbst.

Beste Reisezeit
Frühling und Herbst

Anreise
Via Neapel. Vom Hafen fahren Schnellboote nach Procida.
Schafe haben Vortritt
Die Herbe: Isle of Skye, Schottland, Atlantik

In fünf Minuten nass bis auf die Unterhose. Ziemlich sicher begrüsst Sie die Isle of Skye mit einem fiesen Mix aus Wind und Regen. Mit einer ersten Attacke der einheimischen Air Force ist ebenfalls zu rechnen: Midges! – Mini-Mücken mit der Beisskraft von Piranhas, blutrünstig wie die schottischen Altvorderen.

Entweder nehmen Sie jetzt die Beine in die Hand und suchen sich eine andere Trauminsel. Oder Sie sagen ohne jeden Sarkasmus «Lovely day, aye?» zum Typen hinter der Theke des Pubs, in dem Sie Schutz gesucht haben. Er wird begeistert beipflichten und Sie nach einem taxierenden Blick auf Ihre Wanderschuhe umgehend mit Routentipps für den Rest Ihres Aufenthalts versorgen.
 

Den Weg suchen Sie sich selber, markierte Wanderwege sind Mangelware und etwas für Weicheier

Und so wird die Insel der Inneren Hebriden zur Trauminsel: zu Fuss. Schottland hat das liberalste Wegrecht der Welt. Man darf überall durchgehen, soll jedoch, bitteschön, jeweils die passierten Tore wieder schliessen. Wegen der Schafe und Hochlandrinder, aye?

Sie marschieren also los, egal wo. Innert ein bis drei Stunden stehen Sie auf irgendeinem Berg und haben einen fantastischen Rundblick aufs Meer, die Küste und sehr viel Botanik. Den Weg suchen Sie sich selber, markierte Wanderwege sind Mangelware und etwas für Weicheier. Es ist schön hier, schön wild, schön nass mitunter auch, wenn man eines der vielen Moore quert. Und schön allein ist man auch, also das Gegenteil vom Säntis an einem Sonntag. Abends gehen Sie auswärts essen, die Schotten pflegen eine ausgezeichnete Küche. Später geniessen Sie zum Talisker, dem zart nach Meer und Tang duftenden Whisky der Insel, die Musik von Jethro Tull, deren exzentrischer Frontmann Ian Anderson auf der Insel lebt. Slainthe! Wer zur Trauminsel Palmen braucht, reist zu den Lords of the Isles, dem Clan der McDonalds. Im Garten des Chiefs auf Armadale Castle stehen sie und gedeihen dank des Golfstroms prächtig.

Text: Evelyne Emmisberger

Isle of Skye
 

Übernachten
Hotels sind okay, aber gemütlicher ist es im eigenen Cottage, das einsam am Meer liegt. Eine grosse Auswahl davon findet man auf www.homeaway.com

Tipp
Die Quiraing Needles sind eine aussergewöhnliche Felsformation an der Küste. Vom Parkplatz führt ein Trampelpfad zu den berühmten Felstürmen Needle und Prison. Trittsicherheit ist gefragt, wenn man hier herumkraxelt. Unbedingt zwischen den Needles hinauf zum Table steigen, wo die Schotten einst ihr Vieh vor Plünderern versteckten.

Beste Reisezeit
Ganzjährig

Anreise
Flug ab Zürich nach Inverness oder Glasgow. Mit dem Mietauto über die Skye Bridge auf die Isle of Skye.
Der Schatz im Bielersee
Die Kostbare: St.-Peters-Insel, Erlach BE, Bielersee

Einige betuchte Damen im Salon haben mich gebeten, von meinen Funden auf der Schatzinsel der Schweiz zu berichten, und dabei nichts zu verschweigen als die genaue Lage des Eilands, und zwar dies nur deshalb, weil noch jetzt ein ungehobener Schatz dort vorhanden ist. So entsinne ich mich der kostbaren Entdeckungen auf der St.-Peters-Insel, die seit dem jahrtausendealten Rückzug des Rhonegletschers wie ein Walfischrücken aus dem Wasser ragt.

Fast jede Insel ist dem donnernden Gang der Wellen ausgesetzt und dem Geist der Zeit, der wie ein stürmischer Wind an den vier Ecken eines Hauses rüttelt. Aber wie jede Schatzinsel trotzt auch die St.-Peters-Insel eitlen Moden und hortet hinter ihrem Schilfgürtel gleich einer Muschel ihre Perle. Am Uferrand des Eilands, über das die Natur ihre Schönheit mit Verschwendung ausgeschüttet hat, stiess ich im Röhricht des Flachmoors auf pflanzliche Seltenheiten wie Armleuchteralgen und Kantigen Lauch sowie auf Sumpf-Orchis und Natterzungen. Auch im Landesinnern legt die Halbinsel wertvolle Naturschätze frei: Im grünen Wall der Auen- und Bruchwälder hat sich der Grauspecht in den Buchen eingenistet und in den Eichen der gelb gefiederte Priol, und nachts bezirzt das Nachtigallmännchen mit einem seiner 260 unterschiedlichen Gesänge die ausersehene Braut.

Wenige Schritte unterhalb des topografischen Höhepunkts der Halbinsel gibt eine Waldlichtung einen wunderbar verwachsenen Blick auf den See und die Weindörfer am gegenüberliegenden Ufer frei. Die Trauben auf der Schatzinsel selbst sind derart süss, dass Johann Wolfgang von Goethe hier während seiner zweiten Schweizreise «für drei Jahr Trauben gegessen» hat. Der Dichterfürst zählt neben Friedrich Hölderlin, Alexandre Dumas dem Älteren, Honoré de Balzac, Robert Walser und W. G. Sebald zu den literarischen Entdeckern der Insel – nachdem Jean-Jacques Rousseau hier seinen Zufluchtsort fand und 1782 in der fünften «Träumerei eines einsamen Spaziergängers» geschrieben hatte: «Schon mehrfach habe ich an bezaubernden Orten gewohnt, aber keinem verdanke ich so wahrhaft glückliche Stunden und keinem trauere ich so innig nach wie der Petersinsel.»

Weniger der Welt entrückt sind leider die Ausflügler, die von den Preziosen der Halbinsel erfahren haben und diese über den Seeweg mit dem Kursschiff oder zu Fuss über den autofreien Heideweg erreichen und am Nachmittag zur Landplage werden können. Aber wo Rousseau nächtigte, logiert sich noch heute so vortrefflich, als sei man geborgen im Auge des rauschenden Zyklons der Welt: Die Hotelzimmer im ehemaligen Kloster wurden vor drei Jahren so klug renoviert, dass die mächtigen Mauern aus romanischer Zeit einen harmonischen Bestandteil des modernen Designs bilden.

Das Swiss Historic Hotel mit 13 Zimmern und ausgezeichneter saisonaler Küche wurde als «Unique» klassifiziert, und das ist es denn auch. Insbesondere abends ist das Verweilen einzigartig. Der Nachtschatten legt sich dann wie ein samtenes Tuch über das glückliche Stück Land und taucht alles in ein tiefes, dunkles Blau. Wer dann auf einem Nachtspaziergang den Rundweg der Halbinsel begeht, erreicht den eigentlichen Schatz, den ich untrennbar mit diesem Eiland verbinde: den Frieden der Stille, die berauschend wirken kann.

Text: Peter Ackermann


 

St.-Peters-Insel
 

Übernachten
Klosterhotel St. Peter, Erlach BE
www.st-petersinsel.ch
DZ ab ca. 230 Fr.

Die Fische, welche das hauseigene Restaurant serviert, stammen aus dem Bielersee, der Braten vom Rind vom Hof nebenan.

Tipp
Nehmen Sie den dicken Wälzer mit, den Sie schon lange lesen wollten, aber nie die Zeit dafür gefunden haben.

Beste Reisezeit
Ganzjährig

Anreise
Via Biel nach Erlach oder Lüscherz. Von dort mit dem Inseltaxi «Navette» (Tel. 079 760 82 60) zur St.-Peters-Insel

Im Tempo des Flusses

Die Gemächliche: Don Khong, Laos, Mekong

Der Mekong ist die Hauptschlagader Südostasiens. Er fliesst gemächlich von China durch Laos und verlässt das Land im Süden Richtung Kambodscha. Er durchquert im Norden das Goldene Dreieck, kommt an der Stadt Luang Prabang vorbei, die zum Weltkulturerbe erklärt wurde, und bildet während langer Strecken die Grenze zu Thailand. Ganz im Süden verzweigt sich der Strom in viele kleine Flüsse und formt so das Gebiet von Si Phan Don – der 4000 Inseln. Es ist zu bezweifeln, dass es so viele sind, aber das wollen nur Schweizer (und Deutsche) so genau wissen. Ich habe auf Don Khong haltgemacht.

Sie ist die grösste und belebteste Insel im Mekong und trotzdem ein idyllischer Ort, um sich der Betriebsamkeit zu entziehen und später die Reise mit der Gemächlichkeit des Mekong fortzusetzen.

Text: Annette Keller


 

Don Khong
 

Übernachten
Pon’s Guesthouse & Restaurant
www.ponsriverguesthouse-donkhong.com
DZ ab ca. 25 Fr.

Eine einfache, saubere und freundliche Unterkunft mit Restaurant und einer Terrasse zum Mekong.

Tipp
Bootsausflüge! Sei es zu den Khmer-Tempeln von Champassak, zu den Mekong-Wasserfällen ganz im Süden oder zur kambodschanischen Grenze, wo es noch Irrawady-Flussdelfine gibt.

Beste Reisezeit
November bis Februar

Anreise
Via Bangkok nach Vientiane (oder Luang Prabang), von dort mit dem Bus nach Pakse, ab Pakse weiter mit Bus oder Schiff.
Der Wind verweht die Sorgen
Die Melancholische: Väderöarna, Schweden, Nordsee

Dreissig Minuten bloss dauert die Fahrt von Fjällbacka, dem Festland, zu den Väderöarna. Aber es ist, als fahre man in diesen Minuten einem neuen Horizont entgegen, einem neuen Leben: Wind peitscht einem ins Gesicht, Gischt benetzt die Wangen, es riecht nach Salz und Tang, Möwen kreischen, Kummer und Sorgen werden verweht, im Meer ertränkt. Gut so, denn dies ist der Grund, weshalb man hier rausfährt, zu den Väderöarna (Wetterinseln), dem am westlichsten gelegenen Archipel Schwedens, bestehend aus gut 200 kleinen Eilanden. Sie sind mit Moos bewachsen oder Erika, und ihre sonnenwarmen Felsen sind so wohltuend, dass man sich für immer danach zurücksehnt, wenn man sich einmal darauf ausgestreckt hat.

Dabei kam hier früher niemand freiwillig her, waren die Wetterinseln doch der Schrecken eines jeden Seemanns. 58 Schiffe sind hier zwischen 1777 und 1910 aufgelaufen, manche sollen von der stürmischen Flut verschlungen worden und spurlos verschwunden sein. Von solchen Tragödien erzählen die Lotsenhäuschen auf Storö, der Hauptinsel, oder der ehemalige Leuchtturm auf Väderöbod, seder heutigen Wetterstation. Und blickt man nachts durch die Fensterscheiben des Hotelzimmers auf die winterlich stürmische See, glaubt man, den frierenden Seelen da draussen ein Stück näher zu sein.

Text: Helene Aecherli


 

Väderöarna
 

Übernachten
Väderöarnas Värdshus
www.vaderoarna.com
DZ/HP ab ca. 520 Fr. inkl. Bootstransfer.

Dieses gemütliche Boutiquehotel und Restaurant auf einer ehemaligen Lotseninsel hat elf Zimmer mit Meersicht, es gibt keine Fernseher, dafür Sauna und Badewannen im Freien.

Tipp
Unbedingt das Städtchen Fjällbacka ansehen und im Restaurant Bryggan essen.
www.fjallbacka.com

Beste Reisezeit
Ganzjährig

Anreise
von Göteborg per Bus nach Fjällbacka, wo die Fähre nach Väderöarna ankert.
www.fjbbt.se

Nachts tanzen die Geister des Meeres

Die Makellose: Vieques Island, Puerto Rico, Karibisches Meer

Es ist schwer, sich Hunter S. Thompson nackt vorzustellen. Dass der amerikanische Schriftsteller und Journalist seit sieben Jahren tot ist, macht es nicht einfacher. Da hätte man Vieques Island schon früher besuchen müssen, 1959, als Thompson in Puerto Rico als Reporter für eine Sportzeitung arbeitete. Aus dieser Zeit stammt seine erste Novelle «Rum Diary», ein fiebriger, verkaterter Junggesellenstreich, dessen Verfilmung mit Johnny Depp bald in die Kinos kommt. Die Frage, ob Thompson dem Nacktbaden frönte, drängt sich auf, immerhin lässt er seinen Romanhelden beim Anblick der jungfräulichen Strände von Vieques Island ausrufen: «Ich wollte mir alle Kleider vom Leib reissen und sie nie mehr tragen.»

Gut, das war vor einem halben Jahrhundert. Trotzdem war Vieques Island bei meinem Besuch vor ein paar Jahren noch immer unglaublich paradiesisch. Kaum eine Bucht, die nicht so menschenleer und makellos war, als hätte sie der Verleger eines Inselkatalogs für ein Fotoshooting herausgeputzt. Der Sand war weiss wie Schnee, Palmen nickten im Wind, das Wasser schäumte türkisblau. Die einzigen Zeugnisse moderner Zivilisation waren meine Freundin, meine Sonnenbrille, eine Taschenbuchausgabe von «Rum Diary» und meine Badehose (ich bin kein Nacktbader).

Vieques Island verdankt ihre Unversehrtheit einem brutalen Umstand, der während 62 Jahren für Proteste sorgte: die Besatzung von über zwei Dritteln der Insel durch die US-Marine. Noch bis Mai 2003 erschütterten Bombentests das karibische Idyll, Touristen blieben weg. Armee sei Dank, könnte man fast sagen, wenn es nicht so zynisch wäre. Aber die Manöver haben nicht nur den Tourismus verhindert, sondern auch die Zerstörung der Insel durch ebendiesen. Der späte Abzug der Navy gab Vieques Island die Chance, aus den Fehlern anderer Karibikperlen zu lernen. Lieber setzt man nun auf Ruhe, Nachhaltigkeit und – es musste ja kommen – Luxus, statt auf Massenbetriebe. Das Armeegelände ist heute ein Naturschutzgebiet. Klar, billig wie zu Thompsons Zeiten ist auf Vieques Island gar nichts mehr. Aber wer will es den Einheimischen verübeln, dass sie aufgehört haben, den Gringos ihre Insel für einen Pappenstil zu verhökern?

Text: Frank Heer

Vieques Island
 

Übernachten
Hix Island House
www.hixislandhouse.com

Lofts für 2 Personen ab ca. 150 Fr.

Architektonisch charmante Wohnlofts mit Kochnischen.

Tipp
Wer sich nachts ins schwarze Wasser der Lagunen gleiten lässt, dem verleihen die Meeresgeister Flügel aus «Feuer». Das gespenstische Lichtspiel wird durch Milliarden mikroskopisch kleiner Geisseltierchen erzeugt. Diverse Kanu-Vermieter bieten geführte Touren an.

Beste Reisezeit
Herbst bis Frühling

Anreise
Via New York nach San Juan, Puerto Rico. Von hier gibt es eine Fähre nach Vieques Island. Oder einen kurzen Überflug.

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