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Winterruhe in Finnland

Stil

Winterruhe in Finnland

  • Text: Kerstin Hasse

Zu dieser Jahreszeit zeigt sich die Sonne im finnischen Oulu kaum. Dafür leuchten die Lichter in den Fenstern der roten Holzhäuser umso wärmer.

Beim ersten Blick aus dem Hotelbett in Richtung Fenster ist es noch dunkel draussen. Es kann nicht viel später als 6 Uhr morgens sein, denke ich und greife nach dem Handy. 9.20 Uhr steht auf dem Display. Die Stadt ist erwacht, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich schlurfe zum Fenster, ziehe den Vorhang auf: Ein blauer Schimmer liegt über dem Marktplatz von Oulu. Ein Mann führt einen grossen Hund spazieren, ein paar Velofahrer düsen am Hotel vorbei. Alles ist weiss und blau und grau.

Oulu liegt im Norden Finnlands. Im Winter zeigt sich hier die Sonne im Durchschnitt weniger als eine Stunde pro Tag. Draussen sind es minus 5 Grad, der Schnee knirscht unter den Füssen. Es ist Sonntag, das Treiben um die grosse Markthalle, wo unter der Woche Süssspeisen, Gewürze und Handwerkskunst verkauft werden, fehlt. Alles ist still, alles scheint gefroren: die mit Schnee bedeckten Häuser, die Strassen, die Beeren, die wie Eistropfen an den Ästen hängen.

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, stapfe ich durch die Stadt zum Dom. Ich trete durch die Eingangstür, ziehe Schal und Handschuhe aus und atme die warme Luft ein. Kerzen flackern, die Kronleuchter hängen tief über dem Kirchengang. Durch die Fenster sehe ich, dass es draussen wieder zu schneien begonnen hat.

Auch um 12 Uhr mittags ist fast niemand auf der Strasse. Ich spaziere durch die Quartiere der kleinen Insel Pikisaari. Kleine romantische Häuser, zwischen denen goldene Lichterketten hängen. Durch die Fenster sehe ich, wie eine Mutter mit ihren Kindern an einem Küchentisch sitzt und bastelt, in einem anderen Haus steht ein Mann mit seinem Sohn am Herd, gleich daneben ruht sich ein Paar mit Zeitung und Teetassen auf dem Sofa aus. Überall leuchten Kerzen und Lichter, am liebsten möchte ich an eine der falunroten Holztüren klopfen und mich an den Küchentisch setzen.

Die Lust auf eine heisse Tasse Kaffee treibt mich zurück ins Stadtzentrum. Ich bestelle einen Cappuccino und eine Zimtschnecke und kuschle mich auf eine Holzbank. Ich zupfe ein Stück des weichen, süssen Teigs von der Schnecke und blicke durch die grossen Fenster hinaus in die Stadt. Draussen ist es dunkel geworden. Der Tag verging aber schnell, denke ich. 15.40 Uhr steht auf dem Handydisplay. Die Stadt hat sich schlafen gelegt, und ich habe es gar nicht gemerkt.

Tipps

Restaurant Sokeri-Jussi 

Zuerst möchte mir die nette Réceptionistin im Hotel eine Pizzeria im Stadtzentrum empfehlen, erst als ich nach lokaler Küche frage, rät sie mir zum «Sokeri-Jussi». Das Restaurant liegt auf Pikisaari, das innert weniger Minuten vom Marktplatz aus über eine Brücke zu erreichen ist. Ein kleines rotes Holzhaus, das einen im Innern mit viel Wärme, Kerzenschein und karierten Tischdecken empfängt. Auf der Karte stehen typisch finnische Gerichte, die aus lokalen und saisonalen Lebensmitteln hergestellt werden. Tipp: Rentierhackbällchen mit Kartoffeln, Preiselbeeren und Essiggurken.
Pikisaarentie 2, Tel. 00358 8 37 66 28, sokerijussinkievari.fi

Café Puistokahvila Makia 

Das kleine Café liegt in der Nähe des Warenhauses Valkea. Nach einem Shoppingtrip kann man sich hier erholen. Schon beim Eintreten riecht es nach Zimt und Kardamom, und Korvapuusti sollte man sich auch nicht entgehen lassen: Die Zimtschnecken erwärmen in kalten Tagen das Herz.
Otto Karhin Puisto, Tel. 00358 44 788 61 80

Hotel Radisson Blu

Das Hotel liegt praktisch, nämlich am Marktplatz von Oulu. Die Betten sind gross, ebenso das Frühstücksbuffet: Pfannkuchen, Waffeln, Torte, Brot, Gemüse, Speck, Würste, Lachs, Kartoffeln, Früchte, Müesli – es gibt alles, was man sich vorstellen kann.
Hallituskatu 1, Tel. 00358 20 123 47 30, radissonblu.com, DZ mit Frühstück ab ca. 172 Fr.

AUSFLUG

Besuch bei Santa

Von Oulu aus erreicht man in drei Autostunden Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands und Heimatort von Santa Claus. Sein Dorf, Santas Village, ist eine Touristenattraktion, die direkt an der Haupt- strasse liegt. Kinder können Santa in seinem verzauberten Turm besuchen – auch ausser- halb der amtlichen Weihnachtszeit. Hier empfängt er einen zwischen Geschenkbergen, um sich fotografieren zu lassen. Wer ihn besucht, sollte genügend Kleingeld dabeihaben, denn Santas Village ist noch teurer als das finnische Bier.

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1.

Korvapuusti sind Zimtschnecken, und die sind im Café Puistokahvila Makia besonders feki

2.

Abwechslung in langen Winternächten: Karaoke-Bar

3.

Rustikales Ambiente und regionales Essen: Restaurant Sokeri-Jussi