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«No Poo»: Nein, danke!

Stil

«No Poo»: Nein, danke!

  • Text: Niklaus Müller, Bild: Getty Images

Von der «No Poo»-Bewegung der Shampoo-Verweigerinnen ist unser Beauty-Chef Niklaus Müller mässig begeistert. Zu sehr liebt er das Gefühl frisch gewaschener Haare.

«Wieso hast du nie etwas über ‹No Poo› gemacht?», fragten mich meine Kolleginnen vor Kurzem an einer Themenkonferenz. «Weil ich Mühe habe damit», antwortete ich. Den Verzicht auf Shampoo, um die Haare schöner und glänzender zu machen, kann ich nicht nachvollziehen.

Nur Wasser

Schon seit einigen Jahren gibt es diese Bewegung, unterstützt von Promis wie den Olsen-Zwillingen oder Gwyneth Paltrow, die darauf schwört, ihre Haare monatelang nur mit Wasser zu reinigen. Die Shampoo-Verweigerinnen sind der Meinung, dass herkömmliche Produkte nicht nur den Schmutz aus den Haaren entfernen, sondern auch den Talg, auch Sebum genannt, aus den Talgdrüsen in der Kopfhaut wegspülen.

Talgproduktion in Balance

Auch wenn sich Dermatologen uneins sind, die Anhängerinnen des minimalistischen Pflegetrends machen die Shampoos also dafür verantwortlich, dass die Haare schneller nachfetten und die Talgproduktion der Kopfhaut aus der Balance gebracht wird. Um dies zu verhindern, wird das Haar nur noch ab und zu mit lauwarmem Wasser «gereinigt » und täglich mit einer Bürste behandelt, um das Fett so bis in die Längen zu verteilen. Und das über Wochen, Monate ja sogar Jahre. Der strenge Geruch soll mit der Zeit verfliegen und sonst helfen ätherische Öle dagegen …

Wo bleibt die Frische?

Nur schon beim Gedanken daran, stehen mir sämtliche Haare zu Berge. Ich kann mich noch erinnern, als ich im Spital war und aufgrund einer Operation sechs Tage lang meine Haare nicht waschen konnte. Es war ein unglaublich gutes Gefühl, als ich sie endlich wieder shampoonieren durfte. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch. Monatelang auf dieses Gefühl zu verzichten, leuchtet mir nicht ein.

Ein gesundes Mass an Reinlichkeit

Ausserdem ist auch die Kopfhaut ein normales Stück Haut, das regelmässig von Schmutz, Bakterien und Umweltschadstoffen gereinigt werden sollte, so wie wir es auch mit dem Rest unseres Körpers tun. Ich gebe gern zu, dass wir es in den letzten Jahrzehnten etwas mit der Reinlichkeit übertrieben haben. Jeden Tag die Haare mit Shampoo zu waschen und sogar mehr als einmal täglich mit Seife zu duschen, kann für die Haut tatsächlich eine Strapaze sein. Aber deswegen jetzt genau ins Gegenteil zu verfallen und gar nix mehr zu machen? Nein, danke!