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Schütt isst im «Anthony’s Kitchen» in Zürich

Stil

Schütt isst im «Anthony’s Kitchen» in Zürich

  • Illustration: Bazooka Bob; Text: Julian Schütt

Julian Schütt ist Restaurantkritiker. Für annabelle testet Anthony's Kitchen in Zürich. Sie sind anderer Meinung als er? Schreiben Sie es uns.

Aphrodisische Füllungen

Der neue Roman «Der Koch» von Martin Suter wirft Fragen auf, die Schlemmersophen und Gastrophysiker derzeit zu begehrten Auskunftspersonen machen. Die gewaltige Population der Suter-Leser wüsste nämlich zu gern, ob die im Buch beschriebenen Menüs tatsächlich aphrodisisch wirken. Und wenn ja, ob Martin Suters Koch einem realen Vorbild nachempfunden ist – Name und Adresse erwünscht. Nun, wie auch immer Gaumen und Geschlechtstrieb zusammengehören, Martin Suter schildert die einzelnen Gänge zu detailliert und animierend, als dass er alles nur erfunden haben kann. An dieser Stelle sei nun exklusiv verraten, wen genau der Autor im Auge hatte. Die wahre Geschichte beginnt an der Zürcher Nordstrasse, in einem recht diskreten Quartier. 2005 eröffneten dort Martin Suters mutmassliche Helden, die in Wirklichkeit Anthony und Julia statt Maravan und Andrea heissen, in einem winzigen Raum ihr eigenes Restaurant: Anthony’s Kitchen. Anthony kommt von den Philippinen, Martin Suter macht aus ihm einen tamilischen Asylbewerber, aber wir wollen uns nicht bei Differenzen aufhalten, die mit der dichterischen Freiheit zu entschuldigen sind, sondern vom Wesentlichen reden: von der Küche des Perfektionisten Anthony, der seit Februar neu an der Quellenstrasse im Kreis 5 zu finden ist (auf den schönen Gartensitzplatz kann man sich freuen).

Als Erstes geniessen wir im Menu surprise (65 Franken) den zartesten Frühling, gerollt in einen knusprigen Teig, die Füllungen ergänzen sich mit der dazu gereichten philippinisch scharfen Sauce. Der zweite Gang: Dim Sum – sie sind seit je der Süchtigmacher bei Anthony, der Teig wie hingehaucht, am liebsten mögen wir sie gefüllt mit Crevetten. Der Hauptgang besteht aus einem kräftig angebratenen, gleichwohl saftigen australischen Barramundifisch, serviert mit einem Salat aus Papaya und Tomaten. Zum Dessert gibt es gute Kokosglace mit Fruchtsalat. Man fühlt sich nach dem Essen bei Anthony garantiert leichter und aphrodisischer als zuvor.

Anthony’s Kitchen, Quellenstrasse 49, 8005 Zürich, Tel. 043 539 76 79, www.anthonyskitchen.ch,
Menu surprise, 4 Gänge, 65 Franken

Sie waren auch schon einmal in “Anthony’s Kitchen” zu Gast? Wie fanden Sie es? Sind Sie anderer Meinung? Teilen Sie mit uns Ihre Erlebnisse in der untenstehenden Kommentar-Box.

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