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Restaurant-Test: Julian Schütt isst im Ristorante Positano in Zürich

Stil

Restaurant-Test: Julian Schütt isst im Ristorante Positano in Zürich

  • Illustration: Bobi Bazooka

Spieglein, Spieglein an der Decke … Julian Schütt isst im Ristorante Positano in Zürich.

In diesem Italiener sass ich nicht zuletzt deshalb so gern, weil ich mir stets sicher war, dass ich nie darüber schreiben würde. Zu wissen, dass ich hier immer nur Gast statt Kritiker sein kann, erhöhte den Genuss. Für viele und auch für mich war das «Positano» beim Zürcher Central zunächst nur eine Durchgangsstation, in die man kurz eintritt, um sich ein Gelato zu holen und weiterzuziehen. Oft wurde man vom Padrone persönlich bedient. Und irgendwann blieb man hängen, vor allem wegen der ungespielten Herzlichkeit des Personals und wegen der unschlagbaren Pizzas (der Gastgeber Luigi Acampora ist Pizza-Weltmeister und hat den marokkanischen König bedient).

Als Erstes geht mein Blick stets an die Decke, an der Gemälde und Spiegel befestigt sind. Herrlich, dachte ich noch bis vor Kurzem, nie würde ich mich darüber lustig machen müssen, dass man hier verträumt zur Decke schauen und gleichzeitig, dank der Spiegel, unauffällig die Speisen am Nebentisch oder das Décolleté einer Dame studieren kann.

Und nun sitze ich wieder hier, wieder geht mein Blick zur Decke, und plötzlich bin ich sicher, dass ich darüber schreiben muss, weil die Atmosphäre im «Positano» zu speziell ist. Inzwischen weiss ich, dass man sich auch an die gehobene Küche wagen darf. So kriegt man beispielsweise ein halbes Meer voll Spaghetti mit Meeresfrüchten von einwandfreier Qualität und sorgfältig zubereitet. Ebenso gut schmeckt der Branzino mit Gemüse. Wie es sich für ein italienisches Familienrestaurant gehört, sind die Preise moderat: Der Wolfsbarsch etwa ist für 38.50 Fr. zu haben. Im Offenausschank gibt es Spitzenweine wie den Tiganello (2008). Und auch der Blick an die Decke lohnt sich wie immer.

— Positano, Stampfenbachstrasse 6, 8001 Zürich, Tel. 043 243 76 10, www.positano.ch

Reduced to Max: Julian Schütt über Max Frisch

Unser Autor hat die ultimative Max-Frisch-Biografie geschrieben. Dafür befasste er sich jahrelang so intensiv mit der Vita des grossen Schriftstellers, dass seine eigene dabei fast unterging.
Zum Artikel: Reduced to Max