«Ich bin ein Cervelatyogi.»
Wie so viele TV-Grössen wäre auch ich gern Buddhist und täglich praktizierender Yogi. Wie die Cervelatpromis möchte auch ich mir nicht immer am nächsten sein, sondern durch ausgewogene Ernährung nach Harmonie streben. Aber dann stehe ich mir wieder selber beziehungsweise dann steht mir ein interessantes Restaurant im Weg, und dahin ist aller Gleichmut. Ich will nur noch geniessen. Mit dieser Haltlosigkeit werde ich wohl immer bloss ein Cervelatyogi bleiben.
Während ich in Luzern die Reuss entlangschlendere, zieht mich das Restaurant Balances fast magisch an. Was, wenn ich da sowohl meinen Hedonismus ausleben als auch zu innerem Gleichgewicht finden kann? Mangels Alternativen starte ich mit einer unspektakulären Lachsvariation auf Apfel-Radieschen-Salat mit Avocado und Ingwer-Lime-Marinade. Der Loch-Fine-Lachs ist etwas zu salzig. Als Zwischengang versuche ich den Schwarzen Heilbutt. Er ruht tatsächlich in sich selbst und in einem milden Petersilienschaum. Für etwas Unruhe sorgt einzig der noch sehr knackige Blumenkohl. Vom angepriesenen schwarzen Trüffel sehe und rieche ich nichts. Ich lerne: Zu viel Ausgeglichenheit ist schlicht langweilig.
Mehr Kontraste verspreche ich mir vom Duo Lamm und Kaninchen im Pfeffermantel. Der Hase ist sehr korrekt geraten, schon fast etwas blass; er lechzt förmlich nach Pfeffer und nach dem Knoblauch-Estragon-Jus. Beim schön roten Lamm spüre ich endlich das Temperament von Küchenchef Andreas Fluri. Ich weiss, dass er ein Könner seines Fachs ist; für mich bleibt unerklärlich, warum er so verhalten kocht. Oder sind Leidenschaft und Harmonie letztlich unvereinbar? Nachdem ich das wiederum sehr brave Cassisparfait versucht habe, plädiere ich im Leben wie in der Küche herzhaft und definitiv für die Leidenschaft.
Restaurant Balances
Weinmarkt
6004 Luzern
Tel. 041 418 28 28
www.balances.ch
