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Die schönsten Parkanlagen und öffentlichen Gärten der Schweiz

Leben

Die schönsten Parkanlagen und öffentlichen Gärten der Schweiz

  • Redaktion: Frank Heer; Fotos: Stephan Rappo

Von heimlichen Romanzen, fröhlichem Kinderlachen und schicksalhaften Begegnungen – die alten Bäume können viel erzählen. Wir haben uns in ihrem Schatten ausgeruht und sind lustgewandelt in den schönsten Parkanlagen und öffentlichen Gärten der Schweiz.

Isole di Brissago: Lago Maggiore

Sanft raschelt der Wind im Bambushain, betäubend duften Gardenie und die afrikanische Watsonia, das Inselchen liegt so still im See, als wäre es aus der Zeit gefallen. Keine Autos, keine Eile, nur ein schwelgerisches Blühen und Gedeihen.

Das Schönste aber ist hier die Geschichte. Ach, wäre man doch vor hundert Jahren jung gewesen! Dann hätte man die exzentrische russische Baronesse Antoinette de Saint Léger kennen lernen können, die die beiden Brissago-Inseln 1885 erwarb und auf der grösseren ihren persönlichen Garten Eden errichtete. Sie betrieb eine eigene Post nur für sich allein, ersann Möglichkeiten, aus Torf Schnaps zu brennen, und feierte Partys mit James Joyce, Rainer Maria Rilke und anderen Promis der Epoche.

Ihr Ehemann, ein anglo-irischer Offizier, dessen botanischer Leidenschaft die Insel ihre Pflanzenvielfalt verdankt, suchte wegen der erotischen Eskapaden seiner Gattin alsbald das Weite. Fatalerweise investierte die Baronesse ihr Geld in späteren Jahren in die Transkaukasische Eisenbahn, wo es auf Nimmerwiedersehen versickerte. Aufs Alter immer querulantischer, verstrickte sie sich in eine Reihe aussichtsloser Gerichtsverfahren, die sie den letzten Rest ihres Vermögens kosteten. So musste sie ihre geliebten Inseln 1927 an den deutschen Grosskaufmann Max James Emden verkaufen. 1948 starb sie verarmt im Altersheim von Intragna.

Max Emden, Besitzer des berühmten Berliner KaDeWe (Kaufhaus des Westens), liess es auf den Brissago-Inseln wieder richtig krachen. Er baute sich einen Palast mit dreissig Zimmern und römischem Bad und bretterte in Gesellschaft hübscher junger Damen mit seinem 120-PS-Mahagoni-Boot über den See. Die Orgien, die er auf seinen Inseln angeblich feierte, sind bloss ein Gerücht. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau lernte der sinnesfrohe Lebemann jedoch eine 17-jährige Diplomatentochter mit dem bezaubernden Kosenamen «Würstchen» kennen, die bis zu seinem Tod im Jahr 1940 an seiner Seite blieb.

Was für eine Vergangenheit: Schillernde Bohemiens! Erotische Ränkespiele! Drama und Untergang! Heute gehören die Inseln dem Kanton Tessin. Im speziellen Mikroklima gedeihen hier Pflanzen aus aller Welt. Und manchmal glaubt man, zwischen Drachenwurz und Kängurublume noch immer das irre Kichern der Baronesse zu vernehmen. (Claudia Senn)

– Isole di Brissago, Brissago. Geöffnet April bis Oktober 9–18 Uhr, 8 Franken Eintritt. www.isolebrissago.ch
– Gute italienische Küche gibt es in Max Emdens Palast, wo man auch übernachten kann und abends die Insel für sich hat. DZ 330 Franken (Hochsaison)
– Anfahrt mit dem Schiff, zum Beispiel ab Locarno: Fahrplan auf www.ascona-locarno.com

Garten Palazzo Salis: Soglio GR

Guten Tag, die Herren, wie gehts, wie stehts? (Knacken im harzigen Geäst)
MAMMUTBAUM 1: Danke, es steht sich gut. MAMMUTBAUM 2: Fest verwurzelt.
Wie alt sind Sie, wenn man fragen darf?
BAUM 2: Soweit ich mich erinnere, wurden wir im April 1884 gepflanzt.
Vermissen Sie nie Ihresgleichen? Sie sind immerhin die einzigen Mammutbäume weit und breit.
BAUM 1: Wir sind in guter Gesellschaft. BAUM 2: Es gibt hier einen barocken Rosengarten, labyrinthische Buchshecken, Baumpäonien, Blütenstauden und jede Menge alter Obstbäume, mit denen man sich über Botanik unterhalten kann … BAUM 2: Giovanni Segantini nannte unser Gärtchen die «Schwelle zum Paradis».
Wem gehört denn der Garten? BAUM 2: Der Familie von Salis, ein altes Bergeller Adelsgeschlecht. BAUM 1: Die beherrschten früher das ganze Tal … BAUM 2: … vom Engadin bis hinunter nach Italien.
Bekommen Sie oft Besuch?
BAUM 1: Oh ja, vor allem von Touristen. BAUM 2: Hin und wieder tauchen auch Promis auf. Bundesräte, Maler, Dichter. BAUM 1: Giacometti war hier, Kaspar Villiger, Hermann Burger, Goethe … BAUM 2: … Alter, das war nicht Goethe, sondern Rilke. Da unten, an einem der Steintische, schrieb er seine Gedichte. Ich erinnere mich, als ob es gestern gewesen wäre. BAUM 1: Sehr witzig. Das ist 95 Jahre her! BAUM 2: Wussten Sie, dass wir die am höchsten gelegenen über 100-jährigen Sequolen Europas sind?
Was sind Sequolen?
BAUM 2: Mammutbäume. BAUM 1: Eine Unterfamilie der Zypressengewächse. BAUM 2: Einige unserer Ahnen sind fast 3000 Jahre alt. BAUM 1: Quatsch, das sind unsere fernen Vettern, die Riesenmammutbäume. Normalsterbliche Mummies werden weniger alt.
Warum haben Sie eigentlich einen amerikanischem Akzent?
BAUM 2: Wir wurden in Amerika geboren … BAUM 1: … bevor man uns nach Europa verschiffte … BAUM 2: Es gibt immer wieder Besucher, die lesen die Zapfen auf, die wir gelegentlich fallen lassen. Als Souvenir. BAUM 1: Gut möglich, dass wir Sprösslinge haben, von denen wir nichts wissen, zum Beispiel in Amerika … BAUM 2: … made in Soglio! (Interview: Frank Heer)

– Dorfplatz, Soglio im Bergell. Geöffnet Mitte März bis Anfang September
– Der schmucke Garten mit Blick über die Gipfel der Sciora-Gruppe liegt auf 1090 Meter über Meer. Er gehört zum historischen Palazzo Salis, 1630 erbaut durch Ritter Baptista von Salis. Seit 1876 ist der Palazzo eine Herberge. Im Restaurant gehört die Kastanie zum festen Bestandteil der Speisekarte. DZ ab 200 Franken. www.palazzosalis.ch

Orangerie Elfenau: Bern

Unter einer Baumkrone baumelt ein dickes rotes Herz aus Pappmaché. Weiss gedeckte Tische stehen im Gras. Zuckerguss glänzt in der Sonne. Frauen in bunten Sommerkleidern fallen sich in die Arme, Kinder beäugen sich misstrauisch. Es ist Samstag, im Parkcafé der Elfenau wird Hochzeit gefeiert.

Anna Feodorowna hätte wohl den Kopf geschüttelt und wäre hinter den Büschen verschwunden. Vielleicht wäre sie zu jenem kleinen Platz unter den imposanten Bäumen spaziert, wo der Hang bis hinunter zur Aare abfällt und man über die Gipfel der Auenwälder den Gurten sehen kann. Wie der Rücken eines struppigen Hundes zeichnet er den Horizont, die Fellbüschel sind Waldstücke, die kahlen Stellen grüne Wiesen.

ier sitzen junge Frauen im Gras und trinken Champagner aus Plastikgläsern. Auf ihren Shirts steht in rosa Buchstaben geschrieben: «Juhuu Claudia heiratet!» Claudia trägt ein Diadem im blonden Haar. Schon die zweiten Heiratswilligen an diesem Tag! Anna Feodorowna hätte bestimmt ein Wort mit Claudia geredet: «Bist du dir ganz sicher? Kennst du den Bräutigam auch gut genug?»

Und dann hätte sie von ihrer Ehe erzählt, vom russischen Grossfürsten Konstantin, der sie einst mit einer Blaskapelle aus dem Schlaf schreckte, und von noch viel grausameren Spässen, die nur er lustig fand. Vor ihm sei sie nach Bern geflüchtet, wo sie dieses schöne Stück Land am Rand der Stadt gekauft habe und ihm den Name Elfenau gab.

Sie hätte erzählt, wie sie das Herrschaftshaus umgebaut hatte, die Orangerie erstellen liess, eine Grotte und Gärten anlegte. Wie sie mit Liebhabern uneheliche Kinder zeugte, ihren Bruder, den König von Belgien, empfing und mit dem Berner Adel musizierte und nie wieder heiratete.

Doch die Stimme von Anna Feodorowna ist nicht zu hören. Stattdessen wehen von der Orangerie her die Gesänge des Hochzeits-Chors herüber. Man hört das Kreischen der Kinder, die in die eiskalte Aare springen. Ein altes Ehepaar hat sich am Brunnen vor dem Herrschaftshaus auf ihre Gehhilfen gesetzt. Claudia und ihre Freundinnen stossen auf die Liebe an. (Barbara Loop)

– Elfenaugut, Bern. Café Orangerie geöffnet April bis Anfang Oktober, Mi–So 11–19 Uhr
– Anna Feodorowna hat das Gut Elfenau vor 200 Jahren gekauft. Die Elfenau feiert das Jubiläum mit Veranstaltungen und Ausstellungen. www.orangerie-elfenau.ch

Klostergarten Allerheiligen: Schaffhausen

Ein Kräutergarten hat seine eigene Sinnlichkeit. Er ist bodenständig, nah bei den Leuten, fast ein bisschen boulevardesk, und das nicht nur, wenn seine Kräuter hinter der Küche oder in einem Schrebergarten wachsen, sondern auch, wenn sie in einer zauberhaften grünen Oase zum Blühen gebracht werden, in zwanzig Beeten um einen zierlichen Springbrunnen angelegt, östlich des Kreuzgangs des Klosters Allerheiligen Schaffhausen.

Das Kräutergärtlein innerhalb dieser einstigen Klostermauern wurde von der Stadt Schaffhausen 1938 nach dem Muster eines Gartens aus dem Mittelalter rekonstruiert. Es braucht nur wenig Fantasie, um sich vorzustellen, wie ihn die Benediktinermönche gepflegt haben und auf den schmalen Kieswegen gelustwandelt sind. Auf den ersten Schritten leuchten einem Klatschmohn und Frühlings-Adonisröschen entgegen, sind Silberblatt-Salbei und Alpenveilchen zu sehen sowie Hopfen (auf Lateinisch entzückend Humulus Hupulus), Kümmel und Aloe Vera. Wobei letztere nicht bloss ein Heilkraut ist, sondern, so ist es auf dem winzigen Holzschild vermerkt, das neben der Aloe in der Erde steckt, auch eine Bibelpflanze.

Bibelpflanzen sind Pflanzen, die in der Bibel vorkommen, eine botanische Untergruppe sozusagen. Über hundert gibt es davon, doch gedeiht bloss etwa die Hälfte in mitteleuropäischen Gefilden. Immerhin sind dreissig der biblischen Gewächse im Kräutergarten Allerheiligen zu finden, ihre Geschichten und Mythen wurden von Matthias Eichrodt, dem Pfarrer des Münsters Schaffhausen, gar in einem «Bibelpflanzen-Predigtbuch» festgehalten. Auch jene der Aloe Vera. Denn die Balsamproduzierende spielte schon im Johannesevangelium eine Rolle: «Nikodemus … kam und brachte eine Mischung aus Myrrhe und Aloe mit», heisst es in den Versen 19ff. «Da nahmen sie den Leib Jesu und wickelten ihn zusammen mit den wohlriechenden Salben in Leinenbinden ein.»

Einst Balsam für den Verstorbenen und durch den Akt der letzten Ehrerweisung, des Salbens, auch Balsam für die Seele der Lebenden, ist die Aloe Vera heute eine der beliebtesten Ingredienzen für Crèmes und Bodylotions. Sie hat einen weiten Weg hinter sich, trotzdem ist sie ihren Ursprüngen treu geblieben. Eine schöne Geschichte. Davon gibt es hier im Kräutergarten viele. (Helene Aecherli)

– Klosterstrasse, Schaffhausen. Geöffnet April bis September 7–20 Uhr, Oktober bis März 7–17 Uhr
– Schönster Sitzplatz: Auf der Bank hinter der Statue des Schweizer Bildhauers Karl Geiser. Hier sitzt man vor neugierigen Blicken und Sonnenstrahlen geschützt und hat einen wunderbaren Blick über den Kräutergarten.

Schlosspark: Andelfingen ZH

Vor dem Pavillon eine Wiese und ein Meer von Blüten, die sich Richtung Sonnenlicht strecken. Beim kleinen Springbrunnen ist das Gras zu Boden gedrückt. Ein Handy liegt im Klee. Es muss jemandem aus der Tasche gefallen sein. Kein Mensch in der Nähe. Der Daumen wischt wie aus Gewohnheit über das Display. Das Gerät verlangt keinen Code.

Der Riesenlebensbaum etwas weiter hinten lässt seine Äste bedeutungsschwer über den lauschigen Pfad hängen. Der giftige Baum war in Nordamerika beheimatet, bevor ihn Gärtner im 19. Jahrhundert in europäische Pärke pflanzten und so der damals verbreiteten Faszination für die weite Welt ein lebendiges Denkmal setzten. Mit dem Daumen die Nachrichten antippen. Den Dialog, der sich entspinnt, nach oben scrollen.

«Hallo Tim», steht da. «Habe mich gefreut, dich kennen zu lernen. Viel gelacht. Fand dich schon am Bahnhof ziemlich cool.» «Liebe Lara, die Freude war ganz meinerseits. Die 20 Minuten mit dir waren definitiv das Beste an der ganzen Party. Heute schon was vor?» «Leider, ja. Wolltest du nicht sowieso mit dieser andern weg?» «Möchte DICH sehen …» Einige Stunden später: «Könnte jetzt doch. Hast du noch Lust?» «Klar. 21 Uhr Bahnhof?» «***».

Am nächsten Morgen: «Liebe Lara, war sehr nett gestern mit dir im Kino. Vermisse dich ein bisschen.» «Dass du gut küssen kannst, wusste ich schon, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe.» «Warum?» «Sage ich dir später» Eine Stunde später: «Hallo Tim? Bist du noch da?» «Yep. Bin mit Kollegen unterwegs. Am Abend?» «Gerne.»

Am nächsten Mittag: «Lieber Tim, bin ziemlich verwirrt …. als du heute früh gegangen bist, fand ich das echt schlimm. Kann nur an dich denken.» «Denke auch an dich. Sollte lernen. Geht grad überhaupt nicht.» «Sehen wir uns heute noch?» «Habe leider schon abgemacht. Melde mich später.» Am nächsten Tag, also heute: «Lieber Tim, wie gehts? Habe gar nichts mehr von dir gehört gestern …» «Bin voll verkatert …» «ah, interessant …» Drei Stunden später: «Hallo Tim? Habe im Fall keine Lust auf Games. Wars das jetzt?» «Sorry, war nicht so gemeint. Brauche grad etwas Zeit für mich. Vielleicht sehen wir uns Mittwoch bei Lena oder dann am Samstag?»

Vor dem Pavillon steht eine grüne Gartenbank. Auf dem Fenstersims darüber Geranien. Die Blätter der uralten Blutbuche rascheln im Wind. Ein guter Ort, um dieses Handy zu deponieren. (Julia Hofer)

– Schlossgasse 14, Andelfingen. Immer geöffnet

Rieterpark: Zürich

Es ist, als ob man aufs Meer blicken würde. Tiefblau breitet sich der Zürichsee in seiner ganzen Länge aus, die Glarner Alpen verschwinden im Dunst. Und dann diese Ruhe, mitten in der Stadt! Ein älterer Herr macht Yoga, eine Mutter hat für ihre Kinder eine Decke ausgebreitet und Behälter mit Birchermüesli und Salaten ausgepackt.

Das hügelige Gelände ist der grösste Landschaftsgarten Zürichs und seit 1945 im Besitz der Stadt. Angelegt wurde er Mitte des 19. Jahrhunderts vom deutschen Seidenhändler Otto Wesendonck, dessen Familienresidenz das heutige Museum Rietberg war. 1852 nahmen Wesendonck und seine Frau Mathilde Richard Wagner, der Deutschland verlassen musste, in ihrer Villa auf. Wagner gab in Zürich Konzerte, schrieb an «Tristan und Isolde» und begann eine Affäre mit Mathilde Wesendonck. «Sie ist und bleibt meine erste und einzige Liebe», schrieb der Komponist noch im hohen Alter. Doch bereits 1858 beendete Wagner die Affäre unter Druck von Otto Wesendonck, trennte sich von seiner Frau und zog nach Venedig. 1871 kaufte die Industriellenfamilie Rieter aus Winterthur das Anwesen und gab dem Park den heutigen Namen.

Unten am See liegen die Leute eng nebeneinander, doch auf dem Rietberg gibts selbst an heissen Wochenenden Platz auf der grossen Wiese. Vielleicht weil man vom Bahnhof Enge steil in die Höhe steigen muss? Zwar kommt man ins Schwitzen, wird aber mit einem schattigen Plätzchen unter den knorrigen Buchen belohnt. Einige stammen noch aus der Zeit der Wesendoncks und sind 170 Jahre alt. (Stefanie Rigutto)

– Gablerstrasse 15, Zürich. Immer geöffnet. www.rietberg.ch
– Tolle Kuchen im Museumscafé, oder man lässt sich als Alternative einen Picknickkorb zusammenstellen. Museum und Café geöffnet Di–So 10–17 Uhr, Mi/Do 10–20 Uhr

Kannenfeldpark: Basel

Meine Söhne rutschen zum 44. Mal eine Betonwelle hinunter, und ich finde mich allmählich mit dem Gedanken ab, dass ihre Hosen heute Abend keinen Hosenboden mehr haben werden. Der Kannenfeldpark in Basel ist ihr Lieblingsspielplatz. Selbst mir, die ich Spielplätze hasse, gefällt er. Denn er beheimatet keine vorgefertigten Spielmöbel, die konzeptlos in eine Landschaft gestellt wurden, keine traurigen Wipptiere aus Kunststoff, muffigen Holzhäuschen oder kleinkarierten Planschbecken.

Der Pool im Kannenfeldpark ist eine hüglige Betonlandschaft, aus der plötzlich hohe Fontänen spritzen. Er gibt nichts vor, will nicht Tier sein, nicht Burg, nicht Schiff und ist deshalb für die Kinder all das. An kühleren Tagen wird das Wasser abgelassen, und Jugendliche fahren hier Skateboard. Die Anlage ist nicht nur schlau, sondern auch schön. Die Spielinseln nehmen die Form der umgebenden Büsche und Bäume auf und liegen wie selbstverständlich in der alten Parkanlage, die einst ein Friedhof war. Die Klettertürme mit Rutschen, Seilen und Hängematten sind schlicht und offen, vertikale Stämme aus unbehandeltem Rubinienholz. Es sind zurückhaltende Konstruktionen, die den Park nicht in Beschlag nehmen. Anders als im benachbarten Schützenmattpark, den kein kinderloser Mensch freiwillig aufsucht, mischen sich hier Szenen und Generationen. Menschen lesen, joggen oder füttern Eichhörnchen.

«Spielplätze sind eine Bankrotterklärung unserer Gesellschaft», sagt der Mann, der den Spielplatz im Kannenfeldpark entworfen hat. Bernhard Hanel bedauert, dass es ihn braucht, er wünschte sich Städte, in denen Kinder überall spielen können. Er ist Künstler, wie so einige Mitarbeiter seiner Firma Kukuk aus Stuttgart. Dort arbeiten unkonventionelle Menschen, die schöne Bauten und hochwertige Materialien lieben – und vor allem Kinder. Ihretwegen muss ich meine Söhne auch heute wieder mit Glace bestechen, um sie aus dem Kannenfeldpark zu locken. (Barbara Achermann)

– Burgfelderstrasse, Basel. Täglich geöffnet von 6.30–22 Uhr
– Vorlesefest: Am 31. August von 10 bis 17 Uhr können Kinder im Kannenfeldpark in mongolischen Jurten Geschichten hören

Fondation de l’Hermitage: Lausanne

«Man ist nicht am Ende der Welt!», schrieb Max Frisch in seinem Spätwerk «Der Mensch erscheint im Holozän». Und doch gibt es Orte, wo einen dieses Gefühl beschleicht: Am Hang über Lausanne etwa, inmitten des prächtigen Parks der Fondation de l’Hermitage, sieht man auf die Welt hinab. Der Genfersee liegt da wie ein grosses, schlafendes Tier, die Savoyer Alpen sind schneebedeckt, durch das Geäst der Kiefernerhascht man einen Blick auf die Kathedrale Notre-Dame. Von den Menschen ist Bau- und Verkehrslärm hörbar.

Der Bankier Charles-Juste Bugnion errichtete in diesem Grün in den Jahren 1842 bis 1850 ein Herrenhaus und
liess seltene Bäume wie Weihrauch- und Atlas-Zedern, den nordamerikanischen Tulpenbaum und die Trauerbuche anpflanzen. 1976 vermachten Nachfahren einen Teil des Parks und die Villa der Stadt Lausanne. Darin befindet sich nun ein Kunstmuseum, und in der ehemaligen Orangerie, einem Ziegelsteingebäude im englischen Stil, ist das Restaurant L’Esquisse untergebracht (es gibt Forellenfilet mit Passionsfrucht, zum Dessert Joghurtmousse mit Rhabarberkompott).

Der Park ist eine Verbindung aus Gartenanlage und Wald: Eine Kastanienallee führt von der Strasse zum Museum, Tulpen ragen aus dem kniehohen Gras. Je weiter man hangauf- oder -abwärts flaniert, desto dichter stehen die Bäume; der kiesige Spazier- ist längst in einen Waldweg übergegangen. An diesem warmen, wolkenverhangenen Vormittag ist nicht viel los. Vereinzelt tauchen Jogger auf, ein Mädchen im rosa Prinzessinnenkleid schlendert mit einem Bub, der ein Holzschwert schwingt, über die Wiese, eine junge Frau wirft ihrem Schäferhund das Stöckchen. Am Rand der Welt hat man Musse für Genuss, geistige Erbauung, für die Natur. Die 150-jährige Trauerbuche, deren gewaltigen Äste Tentakeln ähneln, bietet Schutz vor dem beginnenden Regen – man hört ihn als Stille, wie Frisch es sagte. (Salome Müller)

– 2, route du Signal, Lausanne-Bellevaux. Park immer geöffnet. Museum geöffnet Di/Mi, Fr–So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr
– Neben der Sammlung der Fondation de l’Hermitage, die zirka 600 Werke von Künstlern wie Sisley, Vuillard, Degas und Braque umfasst, finden im Museum regelmässig Ausstellungen statt: Die nächste widmet sich amerikanischen Malern aus dem 19. Jahrhundert und ist bis Oktober zu sehen. www.fondation-hermitage.ch

 

 

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