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Feminismus für alle!

Leben

Feminismus für alle!

  • Text: Dinah Leuenberger

Apropos Gleichstellung: Egal ob laut oder leise, Feministin können alle sein!

Ich bin Feministin, weil sich immer noch zu viele keine ernsthaften Gedanken zu diesem Thema machen. Nach dem Aufschrei habe ich mit Freunden diskutiert. Wenn ich dann Aussagen höre wie «Feministinnen sind doch männerhassende Furien» oder gefragt werde, inwiefern Feminismus heute noch notwendig sei, dann finde ich das beängstigend. Auch ich würde mich nicht als aktivste Kämpferin für die Rechte der Frauen bezeichnen. Doch halte ich es für absolut notwendig, dass sich alle zumindest etwas darunter vorstellen können und sich überlegen, wo heute Feminismus noch wichtig ist. Ja, es gibt vielleicht männerhassende Extremfälle, und ja, die Weichen in eine richtige, gleichberechtigte Richtung sind gestellt. Falsch ist aber die Ansicht, der Feminismus wolle die Männer unterdrücken. Es geht ja nicht darum, die Geschichte umzukehren: Beide Geschlechter sollen vollkommen gleichwertig behandelt werden, und zwar auf allen Ebenen. Beide haben gleich viel Wert, beide sollen selbstbestimmt handeln dürfen. Doch immer noch gibt es zu viele Baustellen: Beim Lohn, bei der Kindererziehung, bei der sexuellen Befriedigung und auch beim Militär oder dem zu leistenden sozialen Beitrag an die Gesellschaft, schliesslich sind nicht nur die Rechte, sondern auch die Pflichten der Frauen betroffen.

Es geht mir keinesfalls darum, dass wir alle zu lauten, penetranten Kämpferinnen werden. Eine schreckliche Vorstellung wäre das. Vielmehr ist das Ziel, in der breiten Gesellschaft, also auch bereits bei der jungen Bevölkerung, ein Bewusstsein zu entwickeln für das Thema Feminismus, ohne den kämpferischen Beigeschmack, der ihm immer noch anhaftet. Im Alltag Situationen zu erkennen, in denen es noch immer ein Ungleichgewicht gibt, und direkt richtig zu handeln. Also zum Beispiel, sich als Frau im Ausgang nicht alles gefallen zu lassen – egal wie sexy man sich kleidet. Und sich konsequenterweise vor dem Chef nicht als kleines, schüchternes Mäuschen darzustellen, sondern als intelligente, vollwertige Mitarbeiterin mit einer eigenen Meinung. Denn wichtig ist nicht nur der Kampf für Gleichstellung und Selbstbestimmung, sondern auch, dass die Frauen ihre Freiheiten und erkämpften Rechte nutzen und nicht in eine altmodische, vorfeministische Rolle schlüpfen, auch wenn dies die einfachere Lösung wäre. Dieses Verhalten muss erlernt werden, ganz klar. Bei uns selbst sollten wir anfangen, aber auch überlegen, wie bereits in der Schule die Kinder sensibilisiert werden können. Denn eine gefestigte Meinung ändert sich weniger schnell, als eine neue gebildet wird.

Solange der Grundsatz der Gleichwertigkeit nicht der Realität entspricht, die Haltung nicht von der breiten Bevölkerung getragen wird und immer noch Menschen fragen müssen, was Feminismus heute ist, solange brauchen wir Feministinnen. Aggressive, gemässigte, optimistische und moderne, männliche und weibliche. Um für die Gleichstellung und Selbstbestimmung beider Geschlechter zu kämpfen, jeder auf seine Art.