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Schönheit: Editorial von Silvia Binggeli

Leben

Schönheit: Editorial von Silvia Binggeli

  • Foto: Jörgen Brennicke

annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli über das aktuelle Cover, (Selbst-) Optimierung und das realitätsnahe Streben nach Schönheit.

Nein, Sie haben sich nicht versehen. Die Kioskfrau hat sich keine kreative Auszeit genommen und der Briefträger sich nicht zeichnerisch verwirklicht: Auf dem aktuellen Cover stehen Markierungen – angebracht von unserem Art Director Dieter Röösli. Für uns sind diese Markierungen nichts Ungewöhnliches. Fotos werden nach Anweisungen unserer Grafik oft so bearbeitet. Die Markierungen sind Korrekturen. Auf einem nahezu perfekten jungen Gesicht: Wie kommen wir dazu?

Als Lifestylemagazin befassen wir uns mit den schönen Dingen im Leben. Wir wollen Sie inspirieren und zum Träumen anregen. Träume nähren den Alltag – weil sie überhöht sind. Doch darf der Traum nicht zu weit weg von der Realität liegen. Bei genauem Hinsehen werden Sie erkennen, dass wir das Gesicht auf dem Cover nicht verändert, sondern optimiert haben. Wir haben Farbtöne angepasst, Zähne geweisst, die auf Papier gedruckt schnell gelblich wirken, und abstehende Härchen wegretouchiert. Geht das schon zu weit?

Optimierung und Selbstoptimierung treiben uns um. Die Werbung machts vor, und wir ziehen mit. Kaum ein Selfie, das wir nicht durch einen Filter schicken, bevor wir es hinaufladen. Und mal ehrlich: Wir wünschen uns Crèmes, die ewige Jugend versprechen, Kleider, die unser bestes Ich betonen.

Was ist schön? Wie betrachten und bewerten wir? Wie wirkt Äusseres im Berufsalltag, in der Kunst und ja, bei Gebäuden? Sind Zahlen und Formeln schön? Wir haben für diese Ausgabe Einsichten und Ansichten gesammelt. Lesen Sie, wie erschreckend weit Südkoreanerinnen für ihr Aussehen gehen, was Helene Aecherli über weibliche Komplexe schreibt, wie Sven Broder mit einer Juristin über ihr unkonventionelles Gesicht spricht und warum Körperpflege Genesung fördern kann.

Für mich bleibt: Streben nach Schönheit ist gut, kann beflügeln und Grossartiges hervorbringen – solange man sich nicht darin verliert.

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