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Interview: Berufsberaterin Ulrike Stedtnitz im Gespräch

Leben

Interview: Berufsberaterin Ulrike Stedtnitz im Gespräch

  • Redaktion: Geraldine Schläpfer

Hunderte verschiedene Berufe stehen in der Schweiz zur Auswahl. Aber wie findet man den Job, der dem eigenen Wesen entspricht?

Ulrike Stedtnitz ist Berufsberaterin in Zürich. Sie begleitet Menschen jeden Alters und Hintergrundes vor beruflichen Entscheidungen.

Wie findet man in der heutigen Fülle an Möglichkeiten den passenden Beruf?
Die Berufsfrage ist gar nicht so wichtig, weil Menschen im Laufe des Lebens dann zumeist mehrere Berufe haben. Wichtig ist die Entscheidung für eine Richtung, die für einen stimmig ist – sodass man sich innerhalb dieses Bereichs vielfältig weiterentwickeln kann. Und der wichtigste Schlüssel zum Auffinden dieses Bereichs sind die insgesamt stärksten Interessen.

Was raten Sie Klienten konkret?
Es gibt drei Fragen, die man sich immer wieder stellen kannWas will ich? Was hält mich davon ab, diesen Wunsch zu erfüllen? Mit welchen Schritten könnte ich diesen Wunsch erfüllen? Diese Art von Fragestellung kann zu einer konstruktiven Gewohnheit werden, es lassen sich daraus immer wieder kreative Lösungen schöpfen. 

Sollte man sich stetig weiterbilden oder lieber im Beruf viel Erfahrung sammeln?
In gewissen Berufen sind Weiterbildungen ein Muss. Es gibt aber auch Gegenbeispiele: Steve Jobs ist durch die College-Prüfungen gefallen und hat von diesem Moment an keine Schule mehr von innen gesehen – der Rest ist Geschichte.              

Gibt es das Karriere-Gen?
Nein. Das Konzept des Karriere-Gens ist ein Mythos. Selbst wenn einem Talente in die Wiege gelegt worden sind, kann daraus alleine noch keine Karriere entstehen. Roger Federer wurde kein Weltstar, bloss weil er ein unglaubliches Tennis-Talent hat. Erst sein diszipliniertes Training hat ihn so weit gebracht.

Was halten Sie von der Aussage, Frauen seien im Beruf emotionaler als Männer?
Das ist eine Fehlbehauptung. Wie viele Gefühle man am Arbeitsort zeigt, hängt von anderen Faktoren als vom Geschlecht ab. Es ist allerdings so, dass viele Männer ihre Emotionen stärker kaschieren als Frauen.

Wie schätzen Sie die Anforderungen an berufstätige Mütter ein, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen?
Als zu hoch. Das permanente schlechte Gewissen, entweder am Arbeitsplatz oder bei den Kindern zu wenig präsent zu sein, ist für viele Mütter eine Last. Besser ist es, von Anfang an Schwerpunkte zu setzen. Ich habe mich deshalb bewusst nur für ein Kind entschieden. Mit zwei Kindern wäre ich überfordert gewesen, weil ich mich mit meiner Berufstätigkeit ja auch noch für andere Menschen einsetzen wollte.

Wussten Sie schon immer, wohin ihr beruflicher Weg führen sollte?
Die allgemeine Richtung war von Anfang an klar. Ich war aber bereits Primarschullehrerin und Uni-Dozentin. Dass ich schlussendlich als Berufsberaterin arbeiten würde, hätte ich nicht gedacht. Oft macht vieles im Leben erst rückblickend einen Sinn, denn all diese Tätigkeiten haben meinen Erfahrungsrucksack ergänzt. 

— stedtnitz.design your life,  www.stedtnitz.ch

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