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So klappt es mit dem Bewerbungsschreiben

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So klappt es mit dem Bewerbungsschreiben

  • Text: Anna Davies; Foto: rawpixel / Unsplash   Dieser Artikel erschien zuerst bei Refinery29 Germany / Instagram / Facebook

Wie schreibe ich ein gutes Bewerbungsschreiben? Karrierecoaches und Personaler erzählen, was die ultimativen Dos und Don'ts sind.  

Lassen Sie mich eine Sache gleich zu Beginn klarstellen: Bewerbungsschreiben sind niemals ein Kinderspiel. Egal, was Ihnen irgendjemand erzählt, Motivationsschreiben aufzusetzen, die richtigen Worte zu finden, das alles ist keine einfache Angelegenheit. Und jeder, der Ihnen das so verkaufen möchte und es auf die leichte Schulter zu nehmen scheint, der schwindelt oder macht es selbst vielleicht nicht ganz so richtig. Hinzu kommt, dass es kein universal anwendbares Bewerbungsschreiben gibt, das zu jedem Individuum und in jede Branche passt.

Bei einer schriftlichen Bewerbung müssen etliche Parameter stimmen, wie etwa die Länge, die Wortwahl und die Art der Präsentation. Noch dazu müssen Anschreiben und Lebenslauf einigermassen aufeinander abgestimmt sein, denn wenn der Lebenslauf vom letzten Jahr ist und das Anschreiben erst vorgestern aufgesetzt wurde, wird das jede/r Personaler/in merken.

Doch genau deshalb sollte ein Bewerbungsschreiben als Herausforderung gesehen werden: Hier werden gleich zu Anfang Fähigkeiten gefordert, die es auch zu vermitteln gilt. Von der Wortwahl und dem eigenen Schreibstil etwa, bis hin zur Kommunikation der eigenen Werte und Vorstellungen. Man hat so die Chance, sich von seiner besten Seite zu zeigen und all seine Stärken zum Vorschein zu bringen.

Das Ganze hat natürlich auch eine Kehrseite: In einem Anschreiben werden auch Schwächen schnell sichtbar. Sämtliche Fehler, die von flüchtig bis fahrlässig reichen, schlagen sich in zu grossen Dateien, Rechtschreibfehlern, usw. nieder.

Weil das Thema Bewerbungen jedes Mal aufs Neue Kopfschmerzen bereitet, haben wir uns mit ein paar Karrierecoaches und Personalern unterhalten und gefragt, was die ultimativen Dos und Don’ts der Bewerbungsschreiben sind.

Do: Persönlichkeit zeigen

«Letztens erst hatte ich eine Kandidatin, die in einer Anekdote in ihrem Anschreiben erwähnte, dass sie beim jährlichen Golden-Gloves-Boxturnier teilnimmt. Ich war wirklich beeindruckt. Und obwohl sie auf fachlicher Ebene nicht unbedingt unter den Besten war, habe ich sie direkt in die nächste Runde genommen», erzählt Melissa Hobley, Marketingdirektorin von ShooWin. «Dieser Sport lässt zum Beispiel oft darauf schliessen, dass die Person keine Angst vor Herausforderungen und dazu noch eine beispielhafte Arbeitsmoral hat, dass sie sich wirklich reinhängt. Eigenschaften, die wünschenswert für jedes neue Team sind. Und ja, sie hat den Job sogar bekommen und leistet grossartige Arbeit!»

Don’t: Verzichten Sie auf Bilder & GIFs

«Ich weiss nicht, warum, aber die Leute machen das immer wieder», erzählt Angela Berardino, Strategie- und Integrationsleiterin bei Turner PR, und wirkt verwundert. «Man sollte seine Worte klar genug wählen, sodass kein Bild mehr nötig ist. Es sei denn, es geht bei der Bewerbung tatsächlich um visuelle Inhalte oder die Ausschreibung verlangt so etwas.» 

Do: Seien Sie spezifisch

«Auch so ein Phänomen, das mich immer wieder überrascht: die Ungenauigkeit der generischen Aussagen, die viele in ihren Anschreiben treffen», erzählt Hobley. Hierbei geht es vor allem um die Bewerberinnen, die bereits ein paar Jahre Arbeitserfahrung mitbringen. Personalabteilungen möchten nicht (nur) wissen, dass man «bereits Erfahrungen im Bereich der Marktanalyse» vorweisen kann. Sie wollen vor allem wissen, was man daraus gelernt und wie man es getan hat, und natürlich wie man es zukünftig anwenden möchte. Personaler wollen Zahlen, Daten und Fakten haben, um eine klare Ansage zu sehen. «Einen Wachstum von 40% über sechs Monate generiert? Dann bitte genau so niederschreiben», betont sie noch einmal.

Don’t: Kein handschriftliches Schreiben aufsetzen

«Ich habe einmal eine von Hand geschriebene Bewerbung zugeschickt bekommen. Sie war mit Tinte auf blumiges Briefpapier geschrieben, das sogar noch duftete. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie mir nicht ansehen können, weil ich schon beim Öffnen des Kuverts Kopfschmerzen bekam», erinnert sich Berardino.

Wir leben nicht umsonst im digitalen Zeitalter. Man sollte sich seiner Ressourcen bedienen und möglichst ökonomisch handeln – platz-, zeit- und papiersparend. Das Anschreiben wird also bitte abgetippt und am besten nicht einmal als einzelnes Dokument mitgeschickt, sondern in den Haupttext einer Email.

Do: Seien Sie witzig

– aber nicht immer! Hier gilt es, die Firmenkultur im Voraus zu erforschen. Während sich Humor bei manchen traditionellen Unternehmen nicht unbedingt schickt, schindet er bei anderen wiederum umso mehr Eindruck. «Bewerbungsrunden können auch für uns anstrengend sein», merkt Hobley an, «wer mich dabei also zum Lachen bringt, liegt gleich vorn.»

Don’t: Seien Sie nicht kontrovers

Ein Anschreiben ist nicht der richtige Ort um heikle Streitthemen zu besprechen. Ganz egal, ob es sich hierbei um Politik, Religion oder sonstige internationale Brisanz handelt, im Anschreiben und auch im Bewerbungsgespräch hat dies nichts zu suchen. Eine Ausnahme wäre es selbstverständlich, wenn man für Stiftungen, etc. Arbeit geleistet hat, deren Resultat für den neuen Job relevant sind. Im Zweifel gilt jedoch: weglassen.

Do: Benutzen Sie Schlüsselwörter

Der Posteingang einer Personalchefin ist in der Regel nicht einfach regungslos leer, vor allem nicht, wenn es darum geht, eine neue Stelle zu besetzen. Um herauszustechen geht es also darum, die richtigen Worte zu finden und sie gekonnt einzusetzen. Dabei hilft es, sich die Stellenbeschreibung einmal genauer anzuschauen. Wenn beispielsweise ein «Front-End Developer» gesucht wird, dann sollte man dafür sorgen, dass genau dieser Jobtitel auch in der Bewerbung schon erscheint – am besten im Betreff!

Don’t: Keine irrelevanten Informationen nennen

Sowohl für die Grösse der Dateien, als auch für die Länge der Schreiben wird es Vorgaben geben und diese sind meist wirklich genauso gemeint, wie es in der Ausschreibung steht. Und auch wenn es keine Angaben gibt, gilt: kurz fassen. Das bedeutet weiterhin, dass man sich ausschliesslich auf das Nennen der relevanten Informationen begrenzt. Wenn Sie z.B. über eine Messe an ein Jobangebot gekommen sind, können Sie das in einem Satz nennen, müssen aber keinesfalls einen ganzen Paragraphen über die Messe schreiben.

Do: Einen Kontext geben

Wo wir auch schon beim nächsten Punkt wären, der relativ einleuchtend sein sollte: Schreiben Sie klar und deutlich, aber kurz und knapp nieder, wo Sie von dem Job gehört haben, wie Sie auf ihn gekommen sind. Sei es eine Messe oder eine Bekannte, die Sie weiterempfohlen hat. All das hilft dabei, eine Bewerberin einzuordnen und gibt Ihnen einen Wiedererkennungswert.

Don’t: Lenken Sie nicht die Aufmerksamkeit auf Ihre Schwächen

Ja, auch heute wird man in Bewerbungsgesprächen noch nach seinen Schwächen gefragt, aber die Aufmerksamkeit in der schriftlichen Bewerbung sollte auf Ihre Stärken und Ihre Erfahrungen abzielen. Wenn noch nicht allzu viel Erfahrung vorhanden ist, dann sollte das, was da ist, besonders betont werden. Natürlich nicht übermässig, aber so detailliert, dass man das volle Leistungsspektrum eben erkennen kann. Denn eine Aussage wie «Es tut mir leid, dass ich noch nicht viel kann und auch erst viel kürzer dabei bin als die anderen.» hat noch niemandem etwas gebracht.

Do: Korrekturlesen

Immer und immer wieder die wichtigste Regel aller Regeln: Lassen Sie Ihr gesamtes Schreiben redigieren. Und zwar von jemand anderem als Ihnen selbst. Es mag anfangs schwierig sein, vielleicht steht Ihnen hartes Feedback bevor. Aber lassen Sie das Feedback lieber von jemandem kommen, der es gut meint und nicht von der Person, die Ihnen unter Umständen einen Job verwehren kann.

Don’t: Erzählen Sie keine Lügen

«Ich kriege oft Bewerbungen, in denen so offensichtlich versucht wird, mir das Blaue vom Himmel herunterzulügen», erzählt Lori Riviere, Besitzerin der Riviere Agency. «Es ist sehr viel adäquater und wirklich in Ordnung, zu sagen, dass man über den Namen der Firma gestolpert ist, während man gerade auf einer Webseite recherchiert hat.» Zumal auch die Personaler sich dessen bewusst sein werden, dass man ihr Unternehmen möglicherweise einfach nicht kennt, wenn sie nicht unbedingt auf der Forbesliste stehen.

Do: Folgen Sie den Anweisungen

Stacie Krajchir, Gründerin und Geschäftsführerin der PR-Agentur The Bungalow, bittet Bewerber gezielt nach maximal zweizeiligen Anschreiben. Dazu sollen die persönlichen drei Lieblingsserien/-sendungen, drei Lieblingsmagazine, der Lieblingsstore und das liebste Reiseziel genannt werden. So findet sie zum einen sehr viel über den Charakter der Bewerberin heraus, zum anderen gibt es einem auch direkt einen Einstieg, sollte es zu einem persönlichen Gespräch kommen.

Nicht alle HR-Manager und Personaler suchen beim Anschreiben nach grossen Schreiberlingen. Vor allem dann nicht, wenn es um Technik-affine Jobs geht. Also bitte einfach den Anweisungen der Stellenbeschreibung folgen. Wenn sie vorhanden sind, dann gibt es sie aus guten Gründen.

Don’t: Verkaufen Sie sich nicht unter, aber auch nicht über Ihrem Marktwert

Wer Berufseinsteigerin ist, kennt das dringende Bedürfnis, den Lebenslauf und das Anschreiben aufhübschen zu wollen, selbst mit mehrwöchigen Praktika, die man vor Jahren einmal abgeschlossen hat. Das ist auch prinzipiell gar nicht falsch – nur muss es im Rahmen des Realistischen bleiben. Wenn ein Personaler sieht, dass man gerade erst aus der Uni kommt und den Abschluss womöglich auch noch in Regelstudienzeit erlangt hat, der weiss auch, dass man nebenbei nicht noch sechs unterschiedliche Stellen belegt hat, die einem überlebensnotwendige Superskills mit auf den Weg gaben. Stattdessen kann man ehrlich bleiben und beispielsweise betonen, was man aus dem Studienalltag auf den Job Anwendbares gelernt hat. Das zeugt von der Fähigkeit priorisieren und abstrahieren zu können.

Do: Keep it simple

Weiter geht’s mit dem Thema «Bewerbungen ohne Schischi»: Niemand braucht einen Roman als Anschreiben. Und erst recht keine verrückten Schnörkeltypografien. Und wirklich unter keinen Umständen Comic Sans.

Vor allem beim Anschreiben sollte man darauf achten, dass der gesamte Inhalt möglichst ohne Scrollen sichtbar ist. Die Schrift sollte vorzugsweise Times, Helvetica oder Arial, Schriftgröße 11 oder 12 sein.

Don’t: Seien Sie nicht zu formal

«Ich hasse nichts mehr, als wenn es um eine kreative Stelle geht und die Bewerberin mir schreibt, als würde sie sich gerade an den Obersten Gerichtshof wenden», erzählt Neta Yoffe, Gründerin und CEO von netaPR. Natürlich sollten Sie fachlich qualifiziert und formal klingen, aber trotzdem auch so, als würden sich die Adressaten einen Arbeitstag an Ihrer Seite vorstellen können.

Do: Erwähnen Sie professionelle Bekanntschaften

Wenn Sie vermittelt oder empfohlen wurden, sollten Sie das wirklich deutlich machen. Die Geschichte sollte, wie bereits erwähnt, nicht ausufern, aber Sie kenntlich machen. Zumal es nie schadet, einen Bürgen oder gar eine Firma zu haben, die einem den Rücken stärkt.

Don’t: Reden Sie nicht nur über sich

«Der Lebenslauf bietet genug Platz, um über sich selbst zu reden», erklärt Lauren Milligan, Karrierecoach bei ResuMayDay. «Ihr Deckbrief sollte sich darauf konzentrieren, wie diese Talente und Stärken sich im Unternehmen anwenden lassen und wie sie davon profitieren.»

Ein Trick: Das eigene, fertige Anschreiben laut vorlesen und für jedes Mal, wenn «ich» oder «mich» verwendet wurde, über eine mögliche Alternative nachdenken. Das hilft oft beim Verdeutlichen und Umformulieren.

Do: Recherchiere die Person, die dich einstellen soll

«Ich gehe im Jahr mehrere hundert Bewerbungen durch und die, die immer herausstechen, sind die Anschreiben derjenigen, die mich vorher gegoogelt haben», erklärt Bonnie Zaben, Coo des Rekrutierungsunternehmens AC Lion. «Eines der besten Anschreiben, die ich je bekommen habe, kam von einer Dame, die gekonnt meine Alma Mater nannte. Das bewies mir Aufmerksamkeit, ein Auge fürs Detail und dass sie ihre Recherchearbeit ernst nimmt.»

Don’t: Geben Sie Ihren Anhängen korrekte Namen

Wie wir schon erwähnten, ist es immer besser, das Anschreiben direkt in die Email zu schreiben als in ein separates Dokument, das im Anhang beigefügt wird. Wenn der Bewerbungsprozess jedoch ein Portfolio umfasst oder über eine Online-Plattform abgewickelt wird, die einzelne Dokumente fordert, dann sollte definitiv auf eine klare, richtige Benennung geachtet werden. Ihr voller Name, die Stelle, auf die Sie sich bewerben, und die Art des Schreibens sollten ein klassisches Minimum sein. Ein Beispiel: VornameNachname-MarketingAssistentin-Anschreiben.pdf – et voilà!

Do: Recherchieren Sie die Namen der Adressaten

«Wir sind aus dem Zeitalter raus, in dem man guten Gewissens und für alle Stellen ‹Sehr geehrte Damen und Herren› schreiben konnte. Heutzutage gilt es, soviel wie möglich im Voraus zu wissen», erzählt Kelly Howard. Man kann so schnell herausfinden, vor wem man höchstwahrscheinlich sitzen wird, wenn es denn zu einem Gespräch kommen sollte. Und genau an diese Zuständigen sollte man sich auch schriftlich schon wenden.

Don’t: Vergessen Sie nicht, Ihre Social-Media-Kürzel zu nennen

Die Personaler und Ihre zukünftigen Vorgesetzten, vor allem in Medienunternehmen und Start-ups, werden Sie so oder so googeln, Sie könnten das Ganze also erleichtern und sich damit auch noch einmal bewusst machen, was Sie eigentlich alles mit der Welt teilen. Diese Info kriegt natürlich (noch) keine eigene Zeile im Lebenslauf, aber in der Signatur Ihrer Email ist so etwas gut aufgehoben.

Do: Hyperlinks benutzen

Ob es hierbei um Online-Portfolios geht oder um Arbeitsproben, Hyperlinks sind die einfachste und schnellste Art der Arbeitserleichterung für jeden Personaler. Natürlich möchte niemand, dass Ihr Anschreiben am Ende daherkommt, wie eine Spam-ähnliche Linksammlung, suchen Sie sich also sorgfältig die wichtigsten heraus.

Don’t: Kein Schlechtreden der vorherigen Arbeitgeber

Das ist ein absolutes Tabu. Egal, wie das Ende in der letzten Firma aussah, vorbei ist vorbei. Niemand muss wissen, warum genau Sie weg wollen. Betonen Sie lieber, warum Sie sich ausgerechnet auf die neue Stelle bewerben: «Im letzen Jahr habe ich das Wachstum der Firma XY um 40% steigern können und möchte diese Entwicklung gerne auch in Ihrer Firma umsetzen.»

Do: Verwende eine angebrachte Grussformel

Die meisten Personaler mögen es noch heute, wenn der Abschied ein fester, formeller bleibt. «Mit freundlichen Grüssen» ist also auch heute noch aktuell. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, wenn man etwa auf eine Anfrage reagiert, in der schon sehr viel informeller geschrieben oder sich gar geduzt wird. Wenn man jedoch die Erste ist, die den Kontakt aufnimmt, sollte man vorerst formell bleiben.

Don’t: Keine falsche Scheu vor dem Nachhaken

Wenn nach ein oder zwei Wochen keine Antwort kommt, sind sich alle befragten Managerinnen und Personaler einig, darf man nachhaken. Dabei muss man weder frech, noch übermässig freundlich wirken: Ein sachlicher Dreizeiler mit der freundlichen Nachfrage tut es meist schon. Wenn auch nach der wiederholten Nachfrage keine Reaktion kommt, sollte man weitersuchen.

Do: Passen Sie Ihr Anschreiben an die Ausschreibung/den Job an

Jap, es nervt. Aber jedes Bewerbungsschreiben sollte eine Massanfertigung sein. Natürlich kann man mit Vorlagen arbeiten, aber man muss, muss, MUSS sie anpassen und abändern. Wenn das schon zu viel Arbeit zu sein scheint, dann ist der Job vielleicht nicht der richtige.