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Cover-Kunst: Pascal Möhlmann porträtiert Roger Federer

Leben

Cover-Kunst: Pascal Möhlmann porträtiert Roger Federer

  • Text: Claudia Senn; Fotos: Susanna Rusterholz

Pascal Möhlmann, von dem unser Coverbild stammt, verbindet mühelos die alte Kunst der Porträtmalerei mit der Attitüde eines jungen Wilden.

Mag sein, dass die Helden vergangener Epochen noch die Zeit fanden, stundenlang für ein Porträt Modell zu sitzen, zwischen Fuchsjagd und ausgedehntem Souper. Roger Federer hat diese Zeit ganz bestimmt nicht. Deshalb muss sich Pascal Möhlmann mit einem Trick behelfen: Während unseres Interviews mit dem Tenniscrack schiesst er Dutzende von Fotos, mit denen er später die Wände seines Ateliers pflastern wird. Beim Malen ist es dann ein bisschen so, als sei das Modell mit im Raum.

Der 44-jährige Holländer ist spezialisiert auf die alte, in der Schweiz kaum noch praktizierte Kunst der Porträtmalerei. Die Menschen, die sich von ihm in Öl verewigen lassen, sind oft prominent wie Melanie Winiger. Oder reich wie Dieter Meiers Frau Monique, die eines seiner Bilder auf die Foulards ihres Labels En Soie drucken liess. Manche haben aber auch lange für ihr Porträt gespart. Oder sie sind mit Möhlmann befreundet wie die Kolumnistin Michèle Roten, die er in Siegerpose malte, nackt bis auf eine ausgeleierte Unterhose und wackelige Highheels. Einem seiner Werke ist beinah jeder Zürcher schon einmal begegnet: «Zurich by storm», ein wandfüllendes Gemälde im Restaurant Volkshaus. Darauf ein zorniges Mädchen mit Zöpfen und flammend roter Schürze, das auf einem Haufen umgestürzter Tische, Stühle, Kerzenständer und Spaghettiteller steht, während das Tischtuch brennt und Zürich im Sturm untergeht – womit wohl klar sein dürfte, dass Pascal Möhlmann zwar nach alter Väter Sitte malt, aber in keinster Weise altbacken.

Sechs Jahre lang hat er an der Kunsthochschule in Utrecht studiert, angeödet von der verschwurbelten Konzeptkunst, die unter Nachwuchskünstlern heute als hip gilt. «Als wäre es irgendein dreckiges Sexgeheimnis, musste ich mir irgendwann eingestehen: Ich liebe die alten Meister.» Seine Lehrer glaubten erst, es handle sich bei dieser exotischen Leidenschaft bloss um eine weitere Marotte, mit der er sie in den Wahnsinn treiben wolle. Doch Möhlmann studierte Tizian, Velázquez, Anthonis van Dyck, brütete über Faltenwürfen und Lichteinfällen um das zu entwickeln, was er «die eigene Handschrift» nennt. «Erst wenn du dein Metier wirklich beherrschst», sagt er, «bleiben dir genügend Zeit und Aufmerksamkeit, um den Kern von jemandem zu erfassen: die Seele.»

In seinem beinah klösterlich leeren Atelier am Stadtrand von Zürich läuft ausschliesslich klassische Musik. Dvorák, Schubert, Tschaikowsky, Wagner. Johann Sebastian Bach verehrt er so sehr, dass er sich ein Bach-Monogramm auf eine der letzten freien Stellen seiner volltätowierten Arme hat stechen lassen. Mühelos verbindet Möhlmann die Hochkultur des Bildungsbürgers mit der Attitüde des Kreis-4-Szenis. In die Schweiz lockte ihn einst eine Dessousdesignerin aus Basel, die die wohl knappsten Strings der nördlichen Hemisphäre näht.

Viele seiner Kunden erschrecken erst einmal, wenn sie ihr Porträt sehen, denn ein gemaltes Bild hat eine Wucht, die ein Foto nur schwer erreichen kann. Vielleicht hat der Künstler sogar etwas wahrgenommen, das der Porträtierte sorgfältig zu verbergen suchte. Auch der tausendfach fotografierte Roger Federer erscheint auf einmal ganz neu. Blitzt da nicht ein beinah subversiver Schalk in seinen Augen? Etwas Anarchisches, das neben der berühmten Federer-Bescheidenheit eine Parallelexistenz führt, ohne dass es bisher jemand gesehen hat? So etwas kann eben nur ein gemaltes Porträt.

www.pascalmoehlmann.com

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Ein gemaltes Bild hat eine Wucht, die ein Foto nur schwer erreichen kann: Pascal Möhlmann in seinem Atelier

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«Erst wenn du dein Metier wirklich beherrschst, bleiben dir genügend Zeit und Aufmerksamkeit, um die Seele von jemandem zu erfassen»

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Das fertige Werk

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Roger Federer in Öl