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Diese Bücher lesen wir im März

Literatur & Musik

Diese Bücher lesen wir im März

  • Redaktion: Frank Heer, Claudia Senn; Texte: Verena Lugert (Romane), Dietrich Roeschmann (Bildband), Viviane Stadelmann, Foto: Unsplash / Brigitte Tohm

Ein neuer Murakami, ein Krimi aus Zürich und eine beseelte Unternehmerin: Diese Bücher fesseln uns im März.

Wenn es draussen kalt ist, machen wir es uns zu Hause gemütlich: Mit einem wärmenden Tee, Blumen als Frühlingsvorboten und einem guten Buch lassen sich ganz gut einige Stunden auf dem Sofa verbringen. Falls Ihnen dazu noch das richtige Buch fehlt, finden Sie in der Bildstrecke unsere Buchtipps der Kulturredaktion.

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1.

Eine neuer Murakami! Mehr noch, Band eins einer neuen Trilogie, wir dürfen uns also noch lang freuen. Es geht, wie so oft bei Murakami, recht unspektakulär los: Ein Maler, nicht mehr jung, noch nicht alt, ein Auftragsporträtist, der wenig greifbar ist und blass, wird von seiner Frau verlassen. Desillusioniert packt er seine Sachen und fährt in die Berge. Der Maler will nicht mehr malen, auf keinen Fall Porträts – und so gibt er Malunterricht und hat Affären mit Malschülerinnen. Dann erscheint ein geheimnisvoller Fremder, der einen Anzug trägt, von solchem Weiss, dass man ihn kaum ansehen kann, so sehr blendet dieser Mensch. Der Fremde bietet eine obszön hohe Summe dafür, dass der Maler ihn porträtiert – und schon befinden wir uns im dunkel-schillernden Murakami-Kosmos: mit Gesichtern, die sich in Nebel auflösen, sprechenden Püppchen und einem Bild mit einer grausamen Szenerie, nach deren Anblick man nicht mehr derselbe ist. Wunderbarer Lesestoff. Mysteriös, zart, spannend!

– Haruki Murakami: Die Ermordung des Commendatore. Band I: Eine Idee erscheint. Dumont-Verlag, Köln 2018, 479 Seiten, ca. 38 Fr.

2.

Neun Männer, neun Lebensphasen: Ausschnitte aus dem Leben von Männern von 17 bis über 70, Momentaufnahmen einer Erschütterung, die dieses jeweilige Leben für immer verändert. Der Jüngling auf Interrailtour, so elegisch verliebt, so schwärmerisch, so idealistisch, der die Avancen einer älteren Frau ausschlägt. Der aufstrebende Mediävist, dem eine Liebschaft unterbreitet, dass sie schwanger sei. Der Schmierenjournalist, der einen unbescholtenen Minister richtet, der Auflage und der eigenen Eitelkeit wegen, nun, c’est la guerre, nicht wahr? Der vom Weltekel erfüllte Millionär. Neun Männer, so fragil und zart, so brutal und egozentrisch, so voller Fragen, so verloren. Und so stark unter Druck. Das Handbuch schlechthin zum Verständnis dieses opaken Geschlechts, das man so wenig deuten kann – aber lieben.

– David Szalay: Was ein Mann ist. Hanser-Verlag, München 2018, 512 Seiten, ca. 37 Fr.

3.

Vor einem Jahr lud die US-Künstlerin Taryn Simon Klagefrauen und -männer aus aller Welt ein, um in der New Yorker Park Avenue Armory Totenklagen anzustimmen. Zu ihrer Werkschau in Luzern ist das Buch zum Projekt «An Occupation of Loss» erschienen, das die vielfältigen Rituale der Trauer dokumentiert. Die Retrospektive versammelt zudem Arbeiten über das Verhältnis von Tabus, Chaos und Ordnung in der US-Gesellschaft.

– Taryn Simon: An Occupation of Loss, Verlag Hatje Cantz, Berlin 2018, 220 S., ca. 60 Fr.; Ausstellung: Taryn Simon, Kunstmuseum Luzern, 24. 2. bis 17. 6., kunstmusemluzern.ch

4.

Dieser Krimi spielt vor der Haustür: Im neuen Fall von Privatdetektivin Enitta Carigiet wird der Mordfall des führenden Eventkönigs Hans-Ueli «Hukki» Zünd in Zürich ermittelt. Ausgerechnet auf dem von Linksradikalen besetzten Areal wird die Leiche aufgefunden. Der Krimi beleuchtet nebst einigen überraschenden Wendungen die Welt der Subkulturen, die Schönheit der Stadt genauso wie ihre dunklen Flecken – und die manchmal fehlenden Freiräume.

– Mike Mateescu: Der König von Wiedikon, Köln 2018, Emons Verlag, 256 S., ca. 14 Fr.

5.

Wirtschaftsskandale, Managergier, Machthunger: Der Ruf des Unternehmertums leidet. Dennoch agieren viele Grosskonzerne skrupellos wie bisher. Christel Maurer möchte zum Umdenken bewegen: Mit ihrem Plädoyer für einen Wandel in der Wirtschaft setzt sie sich dafür ein, dass ein zukunftsfähiges Unternehmen auch mit einem Gewissen zu leiten ist. In ihrem Buch porträtiert sie Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich einer sinnstiftenden Geschäftsidee verschrieben haben.

– Christel Maurer: Beseelte UnternehmerInnen, Plädoyer für einen Wandel in der Wirtschaft, Zytglogge, Oktober 2017, ca. 30 Fr.