
Demeter ist im Trend. Was das Label bedeutet und warum ihr bei internationalen Demeter-Produkten aufpassen solltet, erklärt unsere Redaktorin Stephanie Hess.
Demeter, das allererste Biolabel der Welt, wurde Ende der 1920er-Jahre auf einem polnischen Gutshof gegründet. Bis heute weist der orange Schriftzug auf die strengsten ökologischen Anforderungen an Lebensmittel hin – mit einer gewichtigen Ausnahme.
Wichtigster Gast auf dem Hof im schlesischen Koberwitz war damals der ebenso gefeierte wie umstrittene Rudolf Steiner. Er gilt als Begründer der Anthroposophie, also jener Wissenschaft, die Natur, Geist und menschliche Entwicklung zusammenbringen will. Rudolf Steiner sollte Möglichkeiten aufzeigen, wie die anthroposophischen Prinzipien auf die Landwirtschaft übertragen werden können. Er schüttelte acht Vorträge aus dem Ärmel, die er jeweils am Vorabend niederschrieb.
Die Kernbotschaft: Boden, Pflanze, Mensch und Tier befinden sich in einem Kreislauf, diesen gilt es zu schützen und zu fördern. Etwa indem die Erde mit Präparaten aus Pflanzen, Mist und Horn behandelt wird. Dass sich die bis heute ständig verfeinerte biodynamische Landwirtschaft auszahlt, zeigt der Langzeitvergleich des Forschungsinstituts für biologischen Landbau. Die Demeter-Bodenqualität ist weitaus besser als jene in der konventionellen Landwirtschaft.
Der dunkle Fleck auf der grünen Weste von Demeter
Die heute knapp 400 Demeter-Höfe in der Schweiz unterliegen den Richtlinien von Bio Suisse. Wie die Bio- Knospen-Höfe dürfen auch sie keine synthetischen Pestizide und künstliche Dünger einsetzen und müssen Tiere auf mehr Platz halten. Demeter stellt aber weitere Anforderungen. Beispielsweise, dass Kühe, Ziegen und Schafe ihre Hörner behalten. Und dass männliche Küken aufgezogen und nicht getötet werden, wie das in der konventionellen Landwirtschaft und auch auf Bio-Betrieben noch üblich ist.
Der dunkle Fleck auf der grünen Weste von Demeter sind die internationalen Produkte. Sie unterliegen dem lascheren EU-Bio-Label, das etwa Flugtransporte nicht ausdrücklich verbietet. Luftfracht lässt die Umweltbelastung eines Produkts um das 200- Fache in die Höhe schiessen. Hier sind aus ökologischer Sicht also Fairtrade und Bio Suisse sinnvoller als Demeter.
Stephanie Hess (36) ist annabelle-Redaktorin. 2020 erschien in der Beobachter-Edition ihr Ratgeber «Ökologisch! Fakten, Wissen, Tipps – nachhaltiger konsumieren in der Schweiz».