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Liebe Sonia Kälin

Leben

Liebe Sonia Kälin

Ende April startete das Schweizer Frauenschwingen ohne Sie in die neue Saison. Nach Ihrer schweren Knieverletzung im letzten Herbst müssen Sie weiterhin Geduld haben mit Ihrem Körper. Ich kann mir vorstellen, dass das für eine leidenschaftliche Sportlerin wie Sie – eine vierfache Schwingerkönigin mit enormem Ehrgeiz und Biss – nicht einfach ist. Sie stammen aus einer Schwingerfamilie: Vater, Bruder und Schwestern waren respektive sind ebenfalls aktiv im Sport. Es liegt Ihnen also im Blut. 

Vor etwa zwei Jahren haben wir miteinander gesprochen. Ich habe Sie zu Ihrer sportlichen Karriere, Ihrem Beruf als Sekundarlehrerin und Ihrer Familie interviewt. Damals lebten Sie noch auf dem elterlichen Hof in Egg SZ. Die Liebe zum Schwingen war deutlich spürbar, trotzdem war klar: Ihre Schülerinnen und Schüler haben Priorität. Sätze, die mir bis heute im Kopf geblieben sind: «Das Schwingen betrifft nur mich. Wenn ich beim Sport versage, dann tangiert das sonst fast niemanden. Wenn ich in der Schule versage, betrifft das meine Schüler. Sie haben ihren Weg noch vor sich, ich möchte sie ein Stück begleiten und ihnen ein gutes Vorbild sein.» Seither ist viel passiert. Heute leben Sie in Schindellegi, in Personal Trainer Stefan Halter haben Sie einen liebevollen Partner gefunden, neue Schwingertitel sind hinzugekommen. Und doch musste ich wieder an dieses Interview denken und an die Vorbildfunktion, von der Sie damals sprachen. Eine Vorbildfunktion, von der nicht nur Ihre Klasse profitieren kann, sondern gerade jetzt in Ihrer Regenerationsphase auch viele andere, die einen extra Schub Motivation gebrauchen können.

Ihre Trauer über den bereits so lange andauernden Ausfall ist gross. Verständlicherweise. Umso bewundernswerter Ihr Kampfgeist und Ihre Solidarität Ihrem Team gegenüber. Auf Ihrer Website schreiben Sie: «Ich werde meine Mädels begleiten. Ich werde für sie da sein, sie vom Sägemehlrand unterstützen. Und ich werde genauso schwitzen und genauso mitgehen, wie wenn ich selber auf dem Platz stehen würde. Ich sehe, wie Jungschwingerinnen meinen Spirit in ihrem Kämpferinnenherz tragen, wie sie diesen Spirit leben und voller Leidenschaft im Sägemehl stehen.» Da spürt man sie deutlich, die Verantwortung für andere, die Unterstützung, die Sie gerade dem Nachwuchs zusichern – das zeugt von Grösse und von einer tiefen Verbundenheit. Sie schwingen mit dem Herzen. Das berührt selbst eine wie mich, die sich für Sport nur schwer begeistern kann.

Kämpfen Sie weiter. Ich freue mich auf Ihr Comeback!

Herzlich,

Julia Heim