Werbung
Es weihnachtet: Wohnen im Chalet in Interlaken

Leben

Es weihnachtet: Wohnen im Chalet in Interlaken

  • Text: Rebekka Kiesewetter; Fotos: Rita Palanikumar

Mirko Beetschen und Stéphane Houlmann schmücken ihr Haus in Interlaken früh und feiern schon den Advent mit vielen Gästen.

Es ist eines der schönsten Häuser an dieser Quartierstrasse in Interlaken. Weiter die Strasse runter steht Historisches en masse, das ausgezeichnet erhaltene Chalet von Clara Schumann etwa und zahlreiche Villen und ehemalige Hotels aus dem späten 19. Jahrhundert. Ganz in der Nähe liegt die Interlakener Schlossanlage aus dem Mittelalter.

Das Haus, in dem Mirko Beetschen und Stéphane Houlmann wohnen, ist eines jener seltenen Gebäude, deren Anblick an einem schneelosen vorweihnächtlichen Sonntagnachmittag nicht das dringende Bedürfnis aufkommen lassen, schleunigst an einen fröhlichen Ort weit weg von Wintertristesse abzuhauen. Im Gegenteil: Das Haus macht schon von aussen Lust aufs Daheimbleiben, auf das Zelebrieren des Graus und das Feiern der Kälte.

Fichtenzweigen, Cheminéeholz und Essen

Es hat ein altes schmiedeeisernes Tor, eine Fassade mit Steinsockel und Holz darüber, Laubsägearbeiten an den Dachecken und ausgesägte Blumen am Giebel. Und es sieht aus, als hätten eine Hexe und ein exzentrischer Künstler gemeinsam ihre ziemlich unterschiedlichen Träume vom Eigenheim verwirklicht. An der Tür hängt ein Holzstern, und es riecht nach frisch geschnittenen Fichtenzweigen, Cheminéeholz und Essen. Jemand kocht – aber es ist nicht Stéphane, einer der beiden Hausbesitzer, der oft und gern den Chef de cuisine macht, der heute am Herd steht. Nein, Stéphane öffnet die Tür zusammen mit seinem Partner Mirko.

An zwei der vier Hosenbeine hängt je ein Kind. Zwei von insgesamt acht Patenkindern. Zweieinhalbjährige Zwillinge, Mirko ist Götti von Ruben, Stéphane ist Götti von Nelson. Oder ist es umgekehrt? «Manchmal wissen wir es selbst nicht mehr so genau», sagt Mirko, «wir haben allesamt eine enge Beziehung.» Isabelle, die Mutter der Zwillinge, hat die ersten zwei Wochen mit den Neugeborenen bei den beiden verbracht. Kindbettbetreuung nennt sich das im Fachjargon, Mirko und Stéphane haben es als eine intensive, schöne Zeit in Erinnerung.

Kater Elliot

Aus dem Haus tönt klassische Musik. Am Herd steht Ruth, Schauspielerin aus Zürich und bei Mirko und Stéphane zu Besuch. Isabelle sitzt am Tisch und schnippelt Gemüse. Vorher haben alle gemeinsam einen Spaziergang gemacht. Zur Weide, auf der ein Nachbar Lamas und Ziegen hält. Und kaum von den Tierli zurück, rufen die beiden Jungs bereits im ganzen Haus nach Elliot, dem Kater. Der schläft aber gerade auf der Veranda mit den bunten Glasfenstern und lässt sich partout nicht locken, aber Götti Mirkos Pferdebuch mit den vielen Bildern ist auch toll.

Seit Mirko und Stéphane in Interlaken wohnen, haben sie viel Besuch, im Haus ist für Gäste mehr als genug Platz. Es hat zwölf Zimmer auf drei Etagen, wurde im frühen 19. Jahrhundert als Bauernhaus gebaut und etwa neunzig Jahre später wahrscheinlich von Engländern zum Landhaus umgestaltet. Dass es Briten waren, darauf lassen Bau- und Stilelemente schliessen sowie englische Zeitungen aus dem Jahr 1895, die Mirko und Stéphane beim Umbau unter alten Linoleumböden gefunden haben.

Vorbesitzer haben Spuren hinterlassen

In den Dreissigerjahren ging das Haus an eine Schweizer Familie über, die es als Feriendomizil nutzte. Alle Vorbesitzer haben baulich ihre Spuren hinterlassen. Da sind die niedrigen Decken und die Säule mitten im Esszimmer, das früher der Stall war, da sind die überhohen Decken in der ersten Etage, dem ehemaligen Heuboden. Im gleichen Stock ein reich verziertes Cheminée, das in Dimensionen und Machart jedem englischen Landhaus gut anstehen würde; und um den Stil der Treppengeländer und Gitterornamente zu beschreiben, gibt es bloss einen passenden Begriff: viktorianisch. Die Fensterfront im ersten Stock stammt ebenfalls aus der Zeit der englischen Bewohner.

Mirko und Stéphane haben die alten Sprossenfenster restaurieren und mit gegossenem Isolierglas ausstatten lassen und das Haus an eine Fernwärmeanlage angeschlossen. Eine aufwendige Arbeit, die sich doppelt gelohnt hat: Die renovierten Fenster sehen aus wie die Originale und sorgen mit dafür, dass das Haus heute fast dem Minergie-Standard entspricht. Jedes Zimmer hat eine andere Farbe, einige Möbel sind Vintage, andere neu, aber gemütlich, viel angestrichenes Holz, alte Kelims auf den Riemenböden. «Das Ganze sehen wir als eine konsequente Umsetzung unseres Stils, der auch in unserer Arbeit sichtbar wird.»

Nachweihnachten feiern

Die beiden vermieten in Bern von ihnen eingerichtete Businessapartments, produzieren, stylen und schreiben Wohnreportagen, haben bereits zwei Bücher herausgebracht, besitzen ein Café («Wir haben es verpachtet») und werden immer wieder für Inneneinrichtungen und Markenkonzepte angefragt. Zu ihrem Stil gehört auch, sowohl Weihnachten wie auch Vor- und bis Neujahr dauernde Nachweihnachten zu feiern. Schon ein Wochenende wie dieses gehört dazu, Besuch inklusive.

«In den nächsten Wochen haben wir eigentlich immer Gäste. Das ist das Schönste an Weihnachten: mit Menschen zusammen zu sein, die uns am Herzen liegen», sagen Mirko und Stéphane übereinstimmend. Sie sind gern Gastgeber und auch entspannte, die nicht alles planen müssen oder vor lauter Organisieren das Geniessen vergessen. Zusammen einkaufen, wer möchte, kocht, backt, macht Tee, liest, geht spazieren. Gemeinsam oder jeder für sich.

Weihnachten ohne Stress

Wie gelingt das, Weihnachten ohne Stress? «Man darf ‹viel zu tun haben› nicht als Stress empfinden und ‹müssen› nicht über ‹wollen› stellen», sagt Mirko. Zum Beispiel müssen die beiden keine Einladungen annehmen, die ihnen keinen Spass machen. Und ihre Weihnachtsdeko muss nicht glitzern. Festlich muss nicht opulent sein und Stimmiges nicht arrangiert wirken. «Unsere alte Wohnung in Zürich haben wir auch mal üppig geschmückt», erzählen die Einrichtungsprofis, bei denen die vorweihnächtliche Dekoration und der Christbaum in jedem Jahr anders ausschauen «Aber heute mögen wir Schlichtes, Natürliches, Ruhiges. Draussen ist genug Trubel, Hektik und Blingbling.»

Sie setzen heuer vor allem auf Lichter, Kerzen und Girlanden, auf Zweige und Äste, die sie auf Spaziergängen finden, und auf weissen und roten Holzschmuck, den Mirkos Eltern in ihrem Einrichtungsgeschäft in Interlaken verkaufen. «Uns gefällt, wie entspannt man in Skandinavien Weihnachten lebt und wie dort die Dunkelheit so richtig zelebriert wird.»

Viele Geschenke

Im Hause Beetschen-Houlmann feiert man am 25. Mit Isabelle und den Jungs, Eltern und Geschwistern. Den Christbaum möchten Mirko und Stéphane nach dem Fest in den Garten pflanzen. Und ja, auch Geschenke gibt es. Eine ganze Menge sogar, das gehört dazu. Stéphane wird wohl einen Braten machen, verschiedene Salate, einen Zopf für den Brunch am 26. Danach reisen einige Gäste bereits ab, andere bleiben noch, und wieder andere kommen. Über die Festtage wegfahren? Für Mirko und Stéphane kein Thema. Natürlich nicht.
www.bergdorf.org

Werbung

1.

Gemütlich: Das Cheminée im ersten Stock …

2.

und der Kachelofen im früheren Stall

3.

Entspanntes Miteinander: Mirko liest mit den Göttibuben Ruben und Nelson

4.

Gast Ruth kocht für alle

5.

Deko light: Auf Spaziergängen gefundene Zweige und Äste

6.

Festlicher Akzent: Licht in der Vitrine

7.

Gute Gastgeber: Stéphane Houlmann (links) und Mirko Beetschen

8.

Aufmerksamer Beobachter: Kater Elliot

9.

10.

Platz für Gäste: Eines der zwölf Zimmer auf drei Stockwerken

11.

Kuschelig: Sitzplatz auf der Veranda

Next Read