
Nach zwei Jahren Pandemie zieht es uns in die weite Welt. Warum wir auf das Fliegen lieber verzichten sollten, weiss unsere Autorin Stephanie Hess.
Es liegen zwei Jahre pandemiebedingte Entbehrungen hinter uns. Und vor uns lauert ein Herbst, in dem Atemschutzmasken wieder Realität werden könnten. Dazwischen spannt sich ein Sommer auf, in dem sich die angestaute Sehnsucht endlich entladen will; salzige Haut, warme Felsen, der Geschmack süsser Mangos auf der Zunge.
Gleichzeitig schimmert am Horizont tiefrot die Klimakrise – zu der unser Ferienverhalten einen nicht unbeträchtlichen Teil beiträgt. Der Flugverkehr ist in der Schweiz der klimaschädlichste Sektor überhaupt. Und auch weltweit tragen wir sehr viel zum Flugaufkommen bei: Schweizer:innen fliegen mit mehr als sechs jährlichen Flugreisen nach den Norweger:innen weltweit am häufigsten. Sogar doppelt so häufig wie unsere Nachbar:innen – und zwar zu achtzig Prozent zu Ferienzwecken.
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«Je weiter weg, desto länger bleiben»
Nachhaltiger in die Ferien als mit dem Flugzeug – das ist inzwischen wohl für niemanden mehr neu – fährt man mit dem Zug, dem Car oder dem Auto, das mit Absicht an letzter Stelle der Aufzählung steht. Fliegt man dennoch, gilt: Je weiter weg, desto länger bleiben und den Flug kompensieren, etwa bei myclimate.org oder atmosfair.de – im Wissen, dass nur ein kleiner Teil des Schadens aufgewogen wird. Und: vor Ort einheimische, nachhaltige Unterkünfte buchen, etwa über ecohotels.com.
Natürlich, es ist nicht einfach, die Reiseträume, die in den Jahrzehnten des billigen und vermeintlich unbedenklichen Fliegens so viel Erfüllung fanden, herunterzukürzen auf diese so glanzlos erscheinende Nähe. Denn eben: die grosse Sehnsucht nach den Tropen! Und natürlich die Gewohnheit. Bei dieser lässt es sich wohl am einfachsten ansetzen, solange effektive staatliche Regulationsmöglichkeiten wie eine Flugticketabgabe vom Volk abgelehnt werden.
Und zwar, indem wir es uns zur Routine machen, unsere Ferienziele näher an die Landesgrenzen zu schieben. Indem wir, wenn wir neue Destinationen suchen, immer erst jene in Erwägung ziehen, die gut per Zug zu erreichen sind. Indem wir für jede Reise mit fixem Ziel prüfen, ob es eine nachhaltigere Anreise gibt als jene mit dem Flugzeug. Denn zurzeit führen immer noch drei von vier Flugreisen, die Schweizer:innen jährlich unternehmen, an ein Ziel irgendwo in Europa – und nicht nach Übersee.
Zeit also, zu überdenken wohin, und vor allem wie wir aktuell reisen. Klimatechnisch lohnt sich ein kritischer Blick durchaus, denn aktuell ist der Flugverkehr in der Schweiz bereits für rund einen Fünftel des Klimaeffekts verantwortlich. Tendenz stark steigend.
Dazu kann ich von Herzen und als vorzügliche Inspirationsquelle für Zugreisen das Buch vom Reisedepeschen Verlag „Europa mit dem Zug“ empfehlen.
mercimerci! überlegter reisen; achtsamer konsumieren & glück im kleinen finden***