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Nix als Sex im Kopf

Body & Soul

Nix als Sex im Kopf

  • Text: Helene AecherliIllustration: Lisa Rock

Schon mal von einem flotten Dreier geträumt? Da sind Sie nicht die Einzige. Eine Analyse der häufigsten Sexfantasien.

Fantasie 1

Überwältigt und ans Bett gefesselt zu werden
Die häufigste weibliche Fantasie überhaupt. Hinter dem Wunsch, leidenschaftlich genommen zu werden, steckt der Wunsch, die Kontrolle zu verlieren. Frauen haben heute eine stark entwickelte männliche Seite, die perfekt ist für das moderne Leben. Sie sind dadurch jedoch fast immer Kontrollfreaks, sodass sie sich nicht mehr gehen lassen können. Beim Sex aber sind Kontrollmechanismen totale Lustkiller. Indem der Mann seine Frau überwältigt, verliert sie die Kontrolle, hat auch keine Zeit, sich mit ihren Schamgefühlen zu befassen, und kann sich unter diesen Umständen zutiefst berühren lassen. Aber Achtung: Mitreissen und Überwältigen ist zwar ganz schön aggressiv, bedingt aber einen Mann, der die Spielregeln kennt. Denn das Liebesspiel ist nicht zu verwechseln mit Gewalt. Bei Gewalt geht es nicht um Lust, sondern um Macht und Erniedrigung.

Fantasie 2
Öffentlichkeit oder an einem Ort, wo man leicht entdeckt werden könnte
Ganz einfach: Eine Prise Angst und Stress steigern Lust und Erregung. Man spricht auch von einem Angst-Lust-Mix. Dasselbe gilt für die Fantasie, sich in Anwesenheit von Fremden selbst zu befriedigen.

Fantasie 3
Sex mit einem Wildfremden
Hier geht es um die Entkoppelung von Beziehung und Sex. Anonymes turnt an, weil es weder Vergangenheit noch Zukunft hat. Die Frau ist zu nichts verpflichtet, muss sich nicht erklären, kann ausprobieren, was sie will, ohne sich fragen zu müssen: «Was ist nachher?»

Fantasie 4
Sex mit zwei Männern oder mit einem Mann und einer Frau
Dahinter steht der Wunsch, animalischen Sex zu erleben. Auch Voyeurismus gehört dazu. Dreierkonstellationen sind zudem eine Möglichkeit, Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Partnern zu machen.

Aber …
… was tun, wenn man sich wünscht, überwältigt zu werden, der Partner einen jedoch partout nicht überwältigen will? Dann sollte man

  1. Die Motivation für die Partnerwahl überdenken: Was hatte Priorität? Der Freund und Vater für die Kinder und weniger der phallische Mann? Warum hat man gerade diesen Männertyp als Partner gewählt?
  2. Sich bewusst werden, dass man zwar den Partner nicht ändern kann, sich selber jedoch schon. Das bedingt, sich zu fragen: Übernehme ich die Verantwortung für mein Begehren, oder warte ich darauf, dass der Partner aktiv wird? Gibt es den Partner überhaupt, mit dem ich Verbundenheit und heissen Sex erleben kann? Liegt statt einer Trennung eventuell ein gezieltes Schäferstündchen mit einem anderen Mann drin? Diese Fragen sind kaum mit dem Kopf zu lösen. Es braucht Zeit, um wirklich die innere Stimme zu hören.

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Sexualtherapeutin und Buchautorin Doris Christinger, www.scpt.ch
Buchtipp: Doris Christinger, Peter A. Schröter: Vom Nehmen und Genommenwerden. Für eine neue Beziehungserotik. Pendo-Verlag 2009, 288 Seiten, ca. 32 Franken