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Wenn man für andere Leute Schluss macht

Leben

Wenn man für andere Leute Schluss macht

  • Aufgezeichnet von Ines Häfliger; Foto: Unsplash

«Liebe Frau Müller. Herr Maier schickt mich, mittlerweile Ihr Ex-Partner. Er hat sich von Ihnen getrennt und möchte nicht mehr mit Ihnen zusammenleben.» Etwa so beende ich für andere Beziehungen. Für mich ist das Routine – ich werde dafür bezahlt. Ich finde: Einen Fremden fürs Schlussmachen zu engagieren, ist immer noch besser, als die Beziehung unpersönlich per SMS zu beenden, nicht? Oder jahrelang in einer unglücklichen Beziehung gefangen zu sein. Ich spreche da aus eigener Erfahrung: Meine Mutter und mein Stiefvater lieferten sich schreckliche Ehekriege, weshalb ich im Kinderheim landete. Erst gründete ich eine Partnervermittlungsagentur. Das war vor 26 Jahren. Doch mich überraschte, wie viele der Singles, die sich bei der Agentur meldeten, offiziell noch in einer Beziehung waren. Das brachte mich überhaupt auf die Idee, vor sechs Jahren «Die Trennungsagentur» zu gründen.

Anfangs dachten viele, es handle sich beim «Laufpass» um einen Scherz; wohl auch aufgrund der deutschen Komödie «Der Schlussmacher», die damals im Kino lief. Meine Agentur bietet Trennungswilligen vier Pakete an. Bei der «Luxustrennung», die ab 1999 Euro zu haben ist, kann die Kundschaft die Trennung selbst gestalten. Ein Mann etwa wollte seiner Ex ein Auto schenken, ein anderer sah eine Luxusreise als Trennungsgeschenk vor. Die drei übrigen Pakete sind mit 365 Euro günstiger. Bei der «Letzten Chance» gebe ich dem Partner meines Kunden eine gelbe Karte – sozusagen als Verwarnung. Viele wollen das «Lass uns Freunde bleiben»-Paket buchen. Ich wende dann jeweils ein: «Wenn Sie wirklich im Guten auseinandergehen möchten, sollten sie sich doch besser persönlich von Ihrem Partner trennen.»

Daher entscheidet sich schliesslich der Grossteil meiner Klienten für die «Trennung vor Ort». Hierzu besuche ich die Partner meiner Auftraggeber frühmorgens, bevor sie zur Arbeit aufbrechen. Damit sie mich ins Haus reinlassen, gebe ich mich als Briefträger aus. So kann ich ihnen dann kurz und knapp die Trennungsbotschaft ihrer Ex-Partner überbringen, dazu das versprochene Paket. In diesem befindet sich – nebst Taschentüchern, Schokolade und Champagner – ein Gutschein für eine meiner zehn Partnervermittlungsagenturen. Ich bin überzeugt: Hat man einen neuen Partner, vergisst man den alten schneller. Bislang habe ich 500 Anfragen erhalten, etwa 150 davon führte ich aus. Derzeit bin ich ein Einmannbetrieb, weshalb ich Trennungsbotschaften nur in meinem Wohnort Wien überbringe. Einige Aufträge lehnte ich aus Prinzip ab: Ein junger Mann etwa fragte ein Jahresabo an, damit er sich unbeschwert in neue Liebschaften stürzen kann. Schmunzeln muss ich, wenn ich an den 75-jährigen Mann zurückdenke, der völlig verzweifelt zu mir ins Büro kam. Seine Frau sage zu allem «Passt schon, Schatzi». Kurz nachdem ich seiner Partnerin die Trennungsbotschaft überbracht hatte, hörte ich sie dann rufen: «Schatzi, wir müssen reden.»

Wie in diesem Fall wirkt die Trennungsnachricht manchmal wie ein Weckruf. Die Paare beginnen, wieder richtig miteinander zu sprechen. Etwa ein Drittel findet sogar wieder zusammen. Daher widerspreche ich jenen, die mir vorwerfen, ich zerstöre Beziehungen. Zudem sind einige auch erleichtert, wenn ich ihnen die Trennungsbotschaft überbringe. Ihnen hätte der Mut zu diesem Schritt gefehlt, meinen sie. Das kann ich nachvollziehen: Ich finde Schlussmachen etwas vom Miesesten. Ich selbst war einmal verheiratet – für drei Monate. Mangels Angebot musste ich mich persönlich von meiner Exfrau trennen. Ich wäre aber der Erste, der fürs Schlussmachen einen Fremden anheuern würde.

Der 52-Jährige Peter Treichl ist von Beruf Schlussmacher. Der Wiener hat bereits so manches Herz gebrochen.