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J. W. Anderson: Meister des Gender-Spiels

Stil

J. W. Anderson: Meister des Gender-Spiels

  • Interview: Christina Duss; Fotos: Thomas Lohr, Imaxtree.com

Garderobe teilen ist eine gute Sache, findet der britische Designer und Meister des Gender-Spiels Jonathan Anderson (29). Manche seiner Kreationen laden geradezu dazu ein.

ANNABELLE: Jonathan Anderson, ein grosses Thema in Ihren Kollektionen ist das Spiel mit dem Geschlecht. Die Männer in der aktuellen Herbstkollektion tragen Minijupe. Und in Ihrer Frauenkollektion scheint Weiblichkeit nicht vorrangig zu sein.
JONATHAN ANDERSON: Das stimmt. Aber beim Entwerfen kümmere ich mich nie um den technischen Aspekt von Gender. Mehr um das Kleidungsstück: Was ist modern an einem Mann, und was ist modern an einer Frau.

Was würden Sie in Ihrer Frauenkollektion als eher männlich bezeichnen?
Vermutlich die Materialien: Dicke, gewobene Wolle etwa – das ist nicht sehr weiblich.

Das Gender-Spiel ist nicht zuletzt eine clevere Verkaufsstrategie.
Weil Frauen meine Männersachen kaufen und umgekehrt? Darauf habe ich es nie bewusst angelegt.

Aber es ist Ihnen recht, wenn Frauen Ihre Männersachen kaufen? Viele Designer mögen das nicht.
Mir macht das nichts aus. Ich mag die Idee, eine Garderobe zu teilen, wenn Kleider nicht wirklich ein Geschlecht haben. Es geht darum, was ein Kleidungsstück einer Person bedeutet.

Ihre Frauenkollektion gibt es erst seit drei Jahren. Und doch zählt Ihre Show in London schon jetzt zu den begehrtesten überhaupt. Wie geht das?
Ich habe ein loyales Team, das mit mir zusammen recherchiert und 24 Stunden pro Tag arbeitet. Als ich anfing, entschied ich mich dagegen, «einer der neuen Jungdesigner» zu sein, und gründete ganz bewusst eine Marke. Darum heisst mein Label auch nicht Jonathan Anderson, sondern J. W. Anderson.

Ihre wichtigsten persönlichen Fortschritte?
Ich habe gelernt, meine Zeit einzuteilen, zu managen, bin selbstbewusster geworden. Und ich weiss, dass man J. W. Anderson ab und zu den Rücken kehren muss. Man muss lernen, auch mal gar nichts zu tun.

Und dann?
Wieder weiterarbeiten! Immer weiterarbeiten. Wenn du aufhörst, ist das dein Ende.

— Jonathan Anderson, Sohn der nordirischen Rugbylegende Willie Anderson, arbeitet – neben seinem eigenen Label J. W. Anderson – auch als Gastdesigner für Topshop, Versus und Nikon. Vor kurzem wurde er zudem zum Kreativdirektor von Loewe ernannt; www.j-w-anderson.co.uk

Weiterlesen: Trend Gender-Bender-Models: Als Frau auf dem Männercatwalk

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