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Beinfreiheit

Stil

Beinfreiheit

  • Text: Barbara Loop, Foto: Getty Images

Was haben modische Accessoires mit dem Frauenstreik und Feminismus zu tun? Redaktorin Barbara Loop über Dior-T-Shirts und die Farbpalette der Suffragetten. 

Karl Lagerfeld bewies sein Gespür für gesellschaftliche Trends, als er die Präsentation seiner Chanel-Sommerkollektion 2015 mit einem inszenierten feministischen Protest rahmte. Denn in den Folgejahren fand nicht nur der Kampf für die Rechte der Frauen zu neuer Stärke, sondern auch sein Merchandising: «We should all be feminists» forderte Dior auf luxuriösen T-Shirts. Es folgte das Revival des Powersuits, der Pussyhat und Debatten über Bodypositivity und Diversity.

Der Feminismus ist modisch geworden, zu modisch für die Kritikerinnen, die sich an Lippenstift-Bekenntnissen im Hashtag-Format stören und den Insta-Feministinnen einen harten Kampf gegen wahre Ungerechtigkeiten entgegenhalten. Gestritten wird darüber, wie kapitalistisch der feministische Protest sein darf, aber auch über die Symbol- und Repräsentationspolitik feministischer Anliegen. Aber war der Minijupe nicht auch ein Zeichen weiblicher Emanzipation, bevor er zum Kassenschlager und zwischenzeitlich gar zum Symbol sexueller Erniedrigung wurde? Zu Beginn des 20. Jahrhundert trugen die feministischen Vorkämpferinnen aus England Violett für Würde, Grün für Hoffnung und Weiss für Ehrhaftigkeit. Die Proteste der Suffragetten wurden mit Plakaten, Buttons, Postkarten und modischen Accessoires wie Hutbändern, Fächern und Handtaschen in den drei Farben massenwirksam beworben. Die Londoner Warenhäuser Liberty und Selfridges hatten gar Unterwäsche in der Tricolore der Suffragetten im Angebot. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Anstatt sich über das richtige Gewand des Feminismus zu streiten, sollten wir gemeinsam kämpfen, für gleiche Rechte für Frauen und Männer. Denn auch in dieser Hinsicht kann einem die Mode zu denken geben: In der Modeindustrie sorgen Frauen für den Löwenanteil der Nachfrage und in schlecht bezahlten Jobs weltweit auch für den Grossteil des Angebots – für das Entwerfen im Rampenlicht und das Abkassieren im Hintergrund aber bleiben Männer offenbar unverzichtbar.