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Editorial von Silvia Binggeli: So tragbar waren die Trends noch nie

Stil

Editorial von Silvia Binggeli: So tragbar waren die Trends noch nie

  • Foto: Karin Heer

annabelle-Chefredaktorin Silvia Binggeli über Modedesginerin Miuccia Prada und die Lebhaftigkeit von Modetrends.  

«Natürlich sind meine Kollektionen für Menschen, die Mode mögen», sagt Miuccia Prada. «Aber ich schaue nie darauf, was sie tragen. Das ist mir absolut gleichgültig.» Eine erstaunliche, aber wohltuende Aussage der wohl mächtigsten Frau im Modebusiness, die so leidenschaftlich entwirft. Und sich dann einen Deut darum schert, wie ihre Kreationen ausgelegt werden.

Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren erstmals am Laufsteg sass. Rundherum beurteilten Kennerinnen schlaumeierisch die vorbeidefilierende Mode. Sie teilten sie ein in: konsequent, überraschend oder zum Gähnen langweilig. Sie schlugen Brücken zur Kunst und zitierten grosse Momente in der Modegeschichte – den Mini etwa oder den Smoking für die Frau von Saint Laurent.

Ich machte auch ein schlaues Gesicht, aber verstand nur Bahnhof und dachte: Was für ein Geschwurbel! Bis ich mich traute nachzufragen. Und plötzlich bekam ich Spass an der Materie, die auf den ersten Blick so nebensächlich wirkt, hinter der aber ein faszinierendes Milliardengeschäft steckt. Kleider tragen wir alle. Und in den allermeisten Fällen mitnichten unüberlegt. Über die Oberflächlichkeit der Mode zu schnöden, kann auch eine Mode sein. In Wahrheit definieren wir uns über unser Äusseres genauso wie über Worte und Gesten.

Mittlerweile kann ichs kaum erwarten, an den Shows in New York, London, Mailand oder Paris zu sehen, welche Muster, Längen und Schnitte sich die Designer für die nächste Saison überlegt haben, wer oder was sie inspiriert hat. Ohne Stress allerdings. Denn Mode ist keine Kunst für die Wand. Sie ist Zeitgeist, der nach eigenem Gusto weiterentwickelt und alltagstauglich gemacht werden will. Im Moment ist genau das der wichtigste Trend. Gerne darf dabei aus der bestehenden Garderobe zitiert werden – diesmal aus den Siebzigern, wie Sie beim Schmökern in unserem Trendheft feststellen werden. Sofern die Kleider noch passen natürlich … Viel Spass bei der Reise in den Frühling.

Herzlich!