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Warum werden eigentlich die Mäntel immer dicker?

Stil

Warum werden eigentlich die Mäntel immer dicker?

  • Text: Barbara Loop; Foto: Imaxtree

Trotz den steigenden Temperaturen werden die Jacken auf den Runways und Strassen immer üppiger. Wie geht das zusammen?

«Wer schön sein will, muss leiden», sagte man früher, wenn sich die Blase an der Ferse wölbte oder die Kälte die Farben aus den nackten Beinen trieb. Was damals jede Diskussion über Sinn und Unsinn von zu engen Schuhen oder zu kurzen Kleidern im Keim erstickte, ist heute nur noch eine peinliche Floskel: Schliesslich leben wir in der Ära der Sneakers – und der richtig dicken Wintermäntel.

Da sind in dieser Saison etwa die Faux-Fur-Mäntel von Michael Kors und die mit Shearling-Wolle gefütterten Modelle von Celine, die Teddy Coats von Max Mara oder Bottega Veneta und natürlich die Puffer Coats, die mit Monclers Genius-Kollektionen ungeahnte Dimensionen annehmen – und bei Rick Owens an die letzten Campingferien erinnern. Frieren ist definitiv Last Season, nicht nur auf dem Runway, sondern auch draussen. Schliesslich erwärmt sich das Klima unablässig.

Frostige Zeiten

Aber warum werden die Mäntel immer dicker, während die Winter immer wärmer werden? Ein Paradox, das kaum je treffender inszeniert wurde als an der Herbst/Winter-Show von Balenciaga: Während uns das apokalyptische Setting – ein überfluteter Runway symbolisierte den steigenden Meeresspiegel – unsere Umweltsünden regelrecht um die Ohren haute, trugen die Models Mäntel, gemacht für die Bärenjagd im sibirischen Winter vor hundert Jahren. Allein der Gedanke an volle Trams und grüne Weihnachten in diesen Looks treibt einem den Schweiss auf die Stirn.

Nun ja, die schicken, neuen Mäntel machen sich ja auch locker über den Arm geworfen ganz gut. Sie sind Investment-Pieces, für die wir noch richtig viel Geld zu zahlen bereit sind. Die schiere Menge hochwertigen Materials rechtfertigt den Preis. Und ausserdem befriedigen sie auch noch unser Bedürfnis nach Schutz und Geborgenheit. Denn Klimaerwärmung hin oder her, frostig sind die Zeiten allemal.

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