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Postkarte von der Insel Andros

Reisen

Postkarte von der Insel Andros

Bei Andros, einer Insel der Kykladen, kann man auf einem Forschungsboot Griechenlands wilde, ursprüngliche Seite entdecken – und in einer Liebeshöhle tauchen.

Die Sonne scheint, das Meer tost. Wellen klatschen an die Bordwand. Der Sommerwind Meltemi pfeift uns um die Ohren. Inseln der Winde werden die Kykladen sinnigerweise genannt. Ich gleite vor der Küste von Andros, dem nördlichsten Eiland, durch die griechische Ägäis. Giorgos Giannitsis und Yorgos Isador nehmen mich für einen Beobachtungstrip auf ihrem Forschungsboot mit (Anmeldung kostenlos auf androslife.gr). Im Rahmen des EU-Projekts «Life Natur» kümmern sich die beiden Wissenschafter um den Vogel- und Umweltschutz auf Andros.

Im Hafen von Korthi im Südosten haben wir abgelegt, schippern mit Feldstecher und Adleraugen nordwärts. Das Meer verschwimmt zu einer Camouflage aus Blautönen. Felsig und ursprünglich zeigt sich die Natur. Kaum zu glauben, dass es auf Andros überhaupt Zivilisation gibt, hätte ich nicht zuvor auf Überlandfahrten die pittoresken Orte erspäht. Besiedelt ist die Insel seit prähistorischer Zeit, Römer, Venezianer und Osmanen herrschten über sie.

Giorgos wirft den Anker. Schwimmend erkunden wir die blaue Höhle, die Cave of Love, wie der Volksmund sie nennt. Später gehts weiter zur Sandbucht Grias Pidima, vor deren Eingang ein 15 Meter hoher Monolith vom Wasser umspült wird. Um die Bucht herum grünt es wie wild. Etliche Quellen entspringen in den Bergen von Andros, sagt Yorgos. Es ist die fruchtbarste Kykladeninsel. Und vielleicht auch die einsamste. Kaum ein Mensch ist am Strand zu sehen, obwohl die Flaute nach der Finanzkrise vorbei ist. Die Touristenzahlen steigen wieder. Auf Andros mit seinen 70 Badestränden verteilen sich die paar Dutzend Leute gut, die mit uns gestern von der Fähre in Gavrion gegangen sind.

Ein paar Seemeilen weiter stoppt Yorgos an einer Klippe. Es piepst aus dem Gestein. Babyvögel flattern auf. Bruthöhlenfelsen. Im Wasser schwimmen ausgewachsene Kormorane. Auf einem anderen Felsen haben sich seltene Vögel ihren Nistplatz in einem verfallenen Kirchlein gesucht. Eleonorenfalken, erklärt der Meeresbiologe, zeigt uns noch den langen Achla-Beach mit weissem Sand vor grünen Bergen, bevor er Kurs zurück auf Andros-Stadt nimmt. Hinter einem Leuchtturm tauchen die schicken Patrizierhäuser alter Reederfamilien der Inselmetropole auf. Durch gewundene Gassen flanieren Feriengäste fast so entspannt wie die Einheimischen. Sie sind hier gut gestrandet.

Tipps

SCHLAFEN

Paradise Art Hotel
Ein günstiger und hübscher Traum in Weiss. Nur ein kurzer Spaziergang bis ans Meer und in die Gassen der Inselmetropole.
– Andros-Stadt, DZ ab ca. 96 Franken, Tel. 0030 228 202 21 87, paradiseandros.gr

ESSEN

Sea Satin Nino
Einst eine einfache Mezze-Bar im Hafenstädtchen Korthi, ist das «Sea Satin Nino» nun das In-Lokal der Insel (und gehört zum Verbund Aegean Cuisine). Traditionelle Speisen werden unprätentiös aufgetischt, haben es aber in sich: Der Tintenfisch ist gefüllt mit Pinienkernen und Melisse, die An-chovis werden mit frittierten Kichererbsen serviert (Foto oben).
– Ormos Korthi, Tel. 0030 228 206 11 96

AUSFLÜGE

Das Kloster Panachrantou
Das Kloster thront auf dem Berg Katafugi. Mit dem Mietauto über Sineti zu erreichen. Der Weg lohnt sich. Nicht nur wegen der Klosteranlage selber und dem tollen Panoramablick, sondern auch wegen der Spaghetti. Pater Evdokimos, der seit 1957 dort lebt, kocht sie höchstpersönlich nach eigenem Rezept.

Androsroutes
Knapp vierzig Kilometer lang, ist Andros eine Wanderinsel mit sanftem Tourismus. Feriengäste und Einheimische begegnen sich auf den zertifizierten Androsroutes (ausgezeichnet 2015 von Leading Quality Trails – Best of Europe). Tour Nummer 8 zum Beispiel führt vom Berg(quell)dorf Apoikia zum Küstenort Gialia. Früher wackelten Maulesel die Pflasterstufen rauf und runter, beladen mit Wasserkrügen. Wanderer können Pfirsiche vom Baum essen oder werden von Bewohnern zu Kaffee oder Zitronenwasser eingeladen.
– androsroutes.gr

ANREISE

Flüge von Zürich nach Mykonos gibt es täglich (aegeanair.com). Die Weiterfahrt mit der Fähre nach Andros dauert etwa zwei Stunden. Tickets gibts am Hafen, ab ca. 16.50 Franken.

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1.

Camouflage aus Blautönen: Das Erkunden der wilden Seite Griechenlands

2.

Souvenir – Einst war die Zitrone der Exportschlager der Insel. Heute werden die Früchte auch zu Seifen und Liqueurs verarbeitet (meist handgefertigt). Zu kaufen in vielen Shops, etwa bei der Women’s Cooperative in Batsi.

3.

Wind und Wasser: Die Wissenschafter Giorgos Giannitsis (rechts) und Yorgos Isador kümmern sich um den Vogel- und Umweltschutz auf Andros. Mit ihnen findet man so schöne Orte wie die Cave of Love

4.

…und den Steinmauern, die als Grenzmarkierung dienen

5.

Ruhige Flaniermeile: Die Strandpromenade von Batsi

6.

Einsame Buchten auf der Insel Andros

7.

Ein ausgewachsener Kormoran: Auf Beobachtungstour vor der Küste von Andros