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Top Docs – Die besten Schweizer Schönheitschirurgen

Body & Soul

Top Docs – Die besten Schweizer Schönheitschirurgen

  • Redaktion: Monique Henrich; Texte: Christina Duss, Helene Aecherli, Claudia Senn, Frank Heer, Barbara Loop, Barbara Achermann, Sven Broder, Stefanie Rigutto, Julia Hofer; Fotos: Karin Heer

Nicht dass wir sie nötig hätten. Aber sie imponieren uns trotzdem: annabelle stellt die besten Schweizer Schönheitschirurgen vor.

Jean-François Emeri

(51) hat lieber ein ruhiges Leben als VIP-Partys.

«Wie im Tennis ist das», sagt Jean-François Emeri. Der Chirurg formt seine Sätze wohlüberlegt, in seinem wachen Blick sitzt noch ein klitzekleiner Rest Argwohn, den auch ein reger Mailverkehr mit seiner Sekretärin im Vorfeld («Herr Emeri wünscht noch mehr Informationen über Ihren Bericht») nicht ganz beseitigen konnte. «Man muss während der Operation reüssieren, immer das Beste geben», sagt der ehemalige Präsident seiner Zunft, der Schweizerischen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. «Ein Tennisspieler kann nicht am Ende des Matchs zurück auf den Platz, noch mal drei Bälle spielen, um vielleicht doch noch zu gewinnen.»

So sei es auch in der Chirurgie. «Das ist die Herausforderung.» Und dafür brauchts eiserne Disziplin. Er sei nicht sehr mondän, meint der passionierte Velofahrer, Partys mit wichtigen Leuten interessierten ihn nicht. «Stellen Sie sich vor, Sie werden am Montag zu mir kommen, um sich Ihre Brüste operieren zu lassen, und am Samstagabend sehen Sie mich komplett betrunken und schlecht angezogen in einer Disco. Das geht nicht.» Man muss es ruhig nehmen in diesem Job (und, wenn es die Situation erlaubt, auch mal locker: Jean-François Emeri ist der einzige Schönheitschirurg, der sich für das Fotoshooting spontan in sein blaues OP-Outfit wirft).

Die Spezialität von Jean-François Emeri sind Brustoperationen. Und Rhinoplastiken, Nasenkorrekturen: «C’est mon Dada», sagt er, «das ist mein kleines Hobby.» Noch. Denn «es gibt dieses Phänomen, dass sich die Interessen mit dem Alter verschieben». Junge Chirurgen operierten lieber am Körper, ältere beschäftigten sich mehr mit der Gesichtsalterung. Auch weil die Klienten
älter werden, quasi mitwachsen.

«Etwas wiederherzustellen, zu reparieren, diese Idee hat mir schon immer gefallen», sagt der 51-Jährige, der in Lausanne studiert hat. Heute sind allerdings nur noch 15 Prozent seiner Operationen «Reparaturarbeiten». Der Rest ist ästhetischer Natur. «Jemanden nach einem Unfall zu operieren, oder jemanden, der sich für sein Altern schämt, das ist doch das Gleiche.» Mit dem Internet und den vielen TV-Sendungen über Schönheits-OPs seien die Konsultationen allerdings mühsamer geworden. Die Leute kämen mit klaren Vorstellungen: Sie wünschen sich eine Augenlidoperation, aber bitte per Laser, und den passenden Gerätetyp aben sie auch schon recherchiert. «Es ist schwieriger geworden, das Vertrauen der Leute zu gewinnen», sagt Jean-François Emeri.

Ob sich seine Sicht aufs Schöne im Lauf der Jahre verändert hat? Als Arzt sei ihm Natürlichkeit am wichtigsten, meint Jean-François Emeri. Jemanden jünger zu machen, aber den Charakter, den Charme eines Gesichts beizubehalten, das sei das oberste Ziel. Und als Mann? Er lächelt. «Als Mann nehme ich eine gewisse Fehlerhaftigkeit im Gesicht immer mehr als schön wahr. Ich bin nicht mehr so versessen auf Symmetrie.»

Centre de Chirurgie Plastique Lausanne
www.swissaesthetic.ch

Christophe Christ

(56) ist als Gesichtsarchitekt auch deshalb beliebt, weil er seine Patienten vor Dummheiten schützt.

Der Mann ist sonnengebräunt, sein Gesicht wettergegerbt und von Falten durchzogen – was vertrauenserweckend wirkt, wenn man ihm gegenübersitzt. Denn ist es nicht enervierend, wenn das Gesicht des Arztes glatter ist als jenes, das er glätten sollte?

Vor vier Jahren hat sich Christophe Christ zum ersten Mal Botox gespritzt. Dass es bis heute das einzige Mal geblieben ist, liegt daran, dass er es für sich irgendwie als unpassend empfand. Er werde halt älter und habe seine Falten, sagt er. Lieber praktiziere er die aktive Verdrängung: Nachdem er den ganzen Tag Patienten angeschaut hat, muss er am Abend nicht mehr so genau in den Spiegel gucken.

So konzentriert sich seine Eitelkeit ausschliesslich auf die Arbeit an der Patientin, am Patienten. Doch wenn ihm jemand sagt, er sei ein Künstler, wehrt er dies fast brüsk ab. «Ein Künstler hat ein weisses Blatt vor sich und setzt sich seine eigenen Themen. Ich habe keine künstlerischen Freiheiten. Meiner Kreativität sind enge Grenzen gesetzt. Ich erschaffe nichts Neues, sondern versuche, etwas zu Grosses zu verkleinern, etwas zu Langes zu verkürzen oder einen einstigen Zustand wiederherzustellen.» Im besten Fall könne man sagen, er sei ein Kunsthandwerker.

Im Gymnasium war Christophe Christ hin- und hergerissen zwischen seinem Interesse an Architektur und der Faszination für den menschlichen Körper. Schliesslich entschied er sich für die Medizin. Während viele seiner Kollegen auf Umwegen zur plastischen Chirurgie kamen, wusste er schon früh, dass dies sein Fach sein würde. In der plastischen Chirurgie erkannte er die perfekte Verbindung seiner beiden Leidenschaften. Später baute er mit seinem Weggefährten Enrique Steiger die Klinik auf, die heute 700 Quadratmeter umfasst und zehn Angestellte beschäftigt.

Auf die Frage, ob er die ästhetische Optimierung nicht manchmal satthabe, schüttelt Christ bloss den Kopf. Schön zu sein, sei ein Urbedürfnis, und dieses zu erfüllen eine wundervolle Aufgabe. Zwar gebe es immer mehr Menschen, denen eine einzige Operation nicht genüge und denen die Wahrnehmung ihrer selbst entgleite. Darum sei er bei der Auswahl der Patienten vorsichtiger geworden. Wenn einer kommt und sagt, er sei schon bei fünf Ärzten gewesen und die seien alles Idioten, dann wisse er, dass der Patient vermutlich noch andere Probleme habe. Insofern besteht die Kunst seiner Arbeit heute auch darin, sich vor den Patienten und die Patienten vor sich selber zu schützen.

Clinic Utoquai, Zürich
www.clinic-utoquai.ch

Giorgio Bronz

(65) mag Prinzessinnen – und grosse Fische.

Sollte jemand daran zweifeln, dass Schönheitschirurgen auch hierzulande so glamourös sein können wie die Figuren aus der US-Fernsehserie «Nip/Tuck», so besuche er Giorgio Bronz in seinem Reich am Lago di Lugano. Der Tessiner Chirurg residiert in einem unauffälligen Geschäftshaus, dem man von aussen nicht ansieht, welch illustre Klientel ein- und ausgeht. Die Wände: gepflastert mit Diplomen der renommiertesten Universitäten der Welt. Das Personal: ausnahmslos gut aussehend. Entworfen hat Bronz seine Klinik selbst, mit ein klein wenig Hilfe von Mario Botta. Das Letzte, was die Patienten im OP wahrnehmen, bevor der Anästhesist sie in pharmakologischen Schlummer versetzt, ist ein präparierter Hai, den der Dottore höchstpersönlich zur Strecke gebracht hat, in seiner Parallelexistenz als Grosswildjäger.

Giorgio Bronz, 65 Jahre alt und beinahe gespenstisch jung aussehend, ist der Chirurg der Highest Society: Oligarchengattinnen, Staatsmänner, Superpromis aus aller Welt. Manche sind so wichtig und berühmt, dass während der Operation Bodyguards mit Waffen im Anschlag die Türen sichern. Einmal kam eine arabische Prinzessin zur Nasenkorrektur, deren Ganzkörperschleier, so erzählt Bronz, «über und über mit Diamanten bestickt war». Aber hin und wieder bekommt von ihm auch eine weniger privilegierte Brustkrebspatientin einen neuen Busen, zum Kassentarif, «das ist meine Form des sozialen Engagements».

Ist es denn wahr, Signore, dass Sie, gemeinsam mit einem US-Chirurgen, den italienischen Ex-Premier Silvio Berlusconi geliftet haben, wie es in den Zeitungen stand? Solche Fragen mag Giorgio Bronz gar nicht. «Niemals werden Sie von mir den Namen eines Patienten erfahren», sagt er, und zwischen seinen Brauen bildet sich eine winzige Zornesfalte. Der Prominenten-status seiner Klientel sei ihm egal, von manchen wisse er nicht einmal, dass sie berühmt seien, so behauptet er. Jene Diva, die in seiner Jugend als «schönster Po Italiens» gerühmt worden war, erkannte er allerdings sofort, fügt er mit feinem Lächeln an.

Geweckt wurde seine Liebe für die Chirurgie durch seinen Vater, einen Allgemeinpraktiker, der ihn schon als kleinen Buben zur Jagd mitnahm und mit ihm die erlegten Murmeltiere sezierte.
Nach seinem Studium arbeitete Bronz nur bei den Besten: bei Trudi Vogt, der Schweizer Pionierin der plastischen Chirurgie in Zürich, bei Ivo Pitanguy, dem König und Übervater der Branche in Rio de Janeiro. Er lernte das Handwerk in Miami, Atlanta, Guadalajara und Buenos Aires, bevor er in Lugano seine Klinik eröffnete, wo er nun seit zwei Jahrzehnten «Chirurgie à la carte» anbietet, mit Unterkunft im Luxushotel oder in der Privatklinik.

Den Wohlstand, den ihm sein Metier beschert hat, weiss der charmante Dottore zu geniessen. In seiner Villa in Montagnola, natürlich ebenfalls von Mario Botta gebaut, stehen fünf Lotus-
Boliden – «meine Spielzeuge». Es gibt auch ein Extragemach für seine Jagdtrophäen. Die herrlichsten Dinge aber sind kostenlos. «Schauen Sie mal, ist das nicht wunderbar?», sagt er und reisst die Vorhänge auf, sodass der Blick auf die perfekte Rundung des Luganeser Hausbergs San Salvatore fällt. «Der schönste Naturbusen der Welt!» Giorgio Bronz, Botschafter der Makellosigkeit und Wohlgestalt, schweigt ergriffen.

Clinica Giorgio Bronz, Lugano
www.aesthetic-surgery-bronz.ch

Frank Trepsat

(67) gilt als Schweizer Pionier der Eigenfett-Unterspritzung.

Frank Trepsat ist an diesem Morgen über den Balkon ins Büro geklettert. «Ich wohne nebenan», sagt er. «Da habe ich eben die Abkürzung genommen.» Er kichert, und das klingt ein bisschen so, als würde jemand mit einem Glacestängel im Mund über einen Witz lachen. Man lässt sich gern anstecken, war die Begrüssung doch eher förmlich gewesen, ganz alte Schule: In Frank Trepsats Wartezimmer in der Résidence Les Hauts de Genolier liegen Fotobücher auf mit Bildern von Grace Kelly und Marilyn Monroe; die klassischen Schönheiten der jüngeren Vergangenheit. Als der Chirurg im blauen Anzug elegant hereinschwebte, seine Hand hinhielt und galant «Überaus geehrt, Sie kennen zu lernen» sagte, wäre es wohl angemessen gewesen, einen kleinen Knicks hinzulegen.

Frank Trepsat ist ein Schönheitschirurg der Superlative: Rund 15 000 Operationen hat er in seinen 42 Berufsjahren vorgenommen. Er war einer der Pioniere in Europa, welche die Micro-Fat-Grafts (Unterspritzung von Eigenfett im Gesicht oder an den Brüsten, meist in Kombination mit einem Lifting oder mit Silikonimplantaten) verfeinerte. «Wenn Sie älter werden, verliert Ihr Gesicht seine Form und verschrumpelt wie ein Apfel, der zwei Wochen draussen in der Sonne liegt», erklärt Frank Trepsat. Er blickt amüsiert, zufrieden über das sprachliche Bild, das ihm da gerade gelungen ist. «Bei den Micro-Fat-Grafts geht es um die Korrektur von Volumen», sagt er und dreht seinen Computerbildschirm in Richtung der Besucherin. «Wenn Sie diese Frau anschauen, sehen Sie nicht, dass sie operiert ist, nicht wahr?» Er erklärt gern: «Hier, und hier, und hier aufgefüllt.» Und: «Acht Tage danach, schauen Sie sich das an! Ich habe die Frau beinahe nicht wiedererkannt.»

Er zeigt ein neues Bild und mit dem Stift auf den Screen. «Die Unterlippe sollte immer grösser sein als die Oberlippe. Sonst sehen Sie aus wie eine alte Lady aus Houston, Texas.» Gelernt hat Frank Trepsat bei Paul Tessier, dem «Papst der plastischen Chirurgie», wie er meint. Er arbeitete in Harvard, Boston, San Francisco und hatte viele Jahre eine Privatklinik in Lyon. Seit 2002 ist Trepsat nun in der Klinik in Genolier, einem Ort in der Nähe von Nyon mit einem traumhaften Blick auf den Genfersee und den Mont Blanc.

Und, Docteur Trepsat, wie steht es, nun ja, mit der allfälligen Pensionierung? «Ich weiss es nicht, ich weiss es nicht!», ruft er, der mittlerweile 67-Jährige. «Operieren, ich mag es einfach immer noch zu sehr!»

Résidence Les Hauts de Genolier
www.leshautsdegenolier.ch

Cynthia Wolfensberger

(52) ortet bei Jungen Aufklärungsbedarf.

Der Ruf eilt ihr voraus: Cynthia Wolfensberger praktiziere eine frauenfreundliche Medizin. Aber, wie passt das zusammen mit ästhetischer Chirurgie? «Darin liegt kein Widerspruch», sagt Cynthia Wolfensberger. «Frauenfreundliche Medizin bedeutet für mich, die Patientin als Individuum zu sehen, zu begreifen, was ihr Leben ausmacht und wie ich ihr helfen kann.» Und das heisst halt unter Umständen: eine Frau, die einen grösseren Busen will, weil ihr Mann eine Geliebte hat, nachhause zu schicken. Eine Körbchengrösse mehr, sagt Cynthia Wolfensberger trocken, wird keinen Mann davon abhalten, fremdzugehen.

Bodenständig, pragmatisch, anpackend, mit diesen Attributen lässt sich die Chirurgin am treffendsten beschreiben. Hätte es damals, vor gut dreissig Jahren, Lehrstellen für Mädchen gegeben, wäre Cynthia Wolfensberger vielleicht Automechanikerin geworden. So aber begann sie Medizin zu studieren, heiratete, bekam eine Tochter, leistete Frondienst auf der Allgemeinchirurgie, 80 Stunden pro Woche, woran ihre Ehe zerbrach.

Vor zwölf Jahren eröffnete Cynthia Wolfensberger eine Praxis für ästhetische Chirurgie. Obwohl sie fast die ganze Palette an Eingriffen anbietet, drehen sich die meisten Wünsche um zwei neuralgische Zonen: um den Busen und neuerdings auch um die Schamlippen.

Die Problematisierung der Schamlippen habe sich innerhalb der letzten Jahre regelrecht hinaufgeschaukelt, sagt Cynthia Wolfensberger. Dabei haben nur wenige Frauen deformierte Schamlippen. Manche wollen eine Korrektur, weil der Partner im Trennungsstreit gesagt hat, dass er ihre Schamlippen hässlich findet, und sie sich seither keinem Mann mehr zu öffnen wagen.

Häufig kommen auch sehr junge Frauen in die Praxis, die ihre Schamlippen als zu gross, unschön oder störend empfinden. «Sie lassen sich von Männern verunsichern, die vom weiblichen Körper nicht viel mehr wissen, als was sie auf pornografischen Bildern gesehen haben», sagt Cynthia Wolfensberger. «Gleichzeitig ist aber auch den Mädchen nicht bewusst, dass eine Vulva so individuell aussieht wie ein Mund oder eine Nase und dass Schamlippen ein Leben lang wachsen. Wie jedes andere Gewebe auch.»

In diesen Fällen geht es in erster Linie darum, die Mädchen aufzuklären. Operiert werden sie nicht. Eine Operation, sagt Cynthia Wolfensberger lakonisch, ist schliesslich mehr als Haarefärben.

Dr. med. Cynthia Ann Wolfensberger, Zürich
www.doctorcynthia.ch

Michel Pfulg

(62), die Nr. 5 der Welt, will Patienten nicht jünger machen, sondern schöner.

Schönheit lässt sich berechnen. Das wusste schon der römische Architekt Vitruv, nach dessen Proportionsregeln Leonardo da Vinci den idealen Menschen zeichnete. Und das weiss auch Michel Pfulg. In seiner Klinik hoch über dem Genfersee macht der gebürtige Freiburger Menschen schöner, als die Natur es für sie vorgesehen hat. Nicht mit dem Taschenrechner, sondern mit dem Skalpell.

Der schlanke Zweimetermann hat das Gesicht, nach dem Chefärzte für TV-Serien gecastet sind: integer, besonnen, gewinnend. Seine Lizenz zum Operieren ist freilich echt: Studium der Allgemein- und Wiederherstellungschirurgie in Zürich, Weiterbildung zum Plastischen Chirurgen in Innsbruck und Los Angeles, später Chef für ästhetische Chirurgie an den Kliniken Valmont
und La Prairie. Heute ist Michel Pfulg laut dem Luxusmagazin «Tatler» auf Platz fünf der besten Schönheitschirurgen der Welt. Er habe sich schon immer für Gesichter interessiert und wollte mit den Händen arbeiten, sagt er, wie ein Künstler oder Bildhauer. In seiner Jugend hatte er gemalt, nun macht er Kunst am Menschen.

Was Michel Pfulg nicht anzusehen ist: dass er sich vor ein paar Jahren die schlaffen Augenlider etwas anheben liess. «Von einem Kollegen meines Vertrauens.» No big Deal: Schnitt über der Braue, hinaufziehen, zunähen, fertig. Ein Eingriff, der vor allem von Männern gewünscht wird. Junge Frauen lassen sich die Lippen mit Fett aufspritzen. «Das ist sehr populär, auch wenn voluminöse Lippen wie jene von Angelina Jolie in die wenigsten Gesichter passen. Es sieht nicht natürlich aus. Deshalb ist der Ruf der Schönheitschirurgie angeschlagen: weil wir zu viele schlechte Resultate sehen.»

Gelegentlich passiere es, dass jemand vor ihm sitzt und sagt: «Herr Doktor, ich möchte auf keinen Fall so enden wie Herr X oder Frau Y.» Im Idealfall kann Pfulg die Bedenken zerstreuen. Es liegt ihm nichts daran, dass seine Patientinnen die Klinik als Mickey Rourke verlassen. Aber manche sind schon dort angekommen, wo sie nie sein wollten. Hier zu viel gezupft, dort zu grosszügig unterminiert – und plötzlich ist ein Gesicht ein anderes. Solchen Leuten hält Pfulg einen Spiegel vor und sagt: «Hören Sie auf. Sofort. Es kann nur noch schlimmer werden».

Vor zehn Jahren gründete er in Montreux Laclinic. Eines der ersten Häuser, welche die ganze Palette der Schönheitsmaximierung unter einem Dach vereinen: ästhetische Chirurgie, Dermatologie, Laser- und Botox-Behandlungen, ästhetische Zahnheilkunde und Haartransplantationen. Wenn Michel Pfulg einer Patientin rät, sich statt eines Liftings einer Lasertherapie zu unterziehen, dann schickt er sie zur Kollegin im Büro nebenan. So bleibt das Geld, das zur Hälfte von vermögenden ausländischen Kunden stammt, im Haus. Er sei nicht dazu da, die Patienten jünger zu machen, sondern schöner, sagt Pfulg gern. Er weiss, dass sein Beruf mit Psychologie zu tun hat. Wir fühlen uns, wie wir uns im Spiegel sehen. «Wir Männer altern einfacher, unsere Falten suggerieren Charakter. Frauen stehen unter viel grösserem Druck. Ich kann ihnen helfen, zufriedener zu sein.»

Laclinic
www.laclinic-montreux.ch

Roland Ney

(64) hat als Botox-Pionier über 25 000 Behandlungen durchgeführt und sagt: «Botox-Monster» sind von gestern.

Roland Ney kann gut lachen: Dann legen sich seine Augenwinkel sympathisch in Falten. «Es gibt schöne Falten, und es gibt solche, die die Harmonie eines Gesichts stören, es verbittert und müde aussehen lassen», sagt er. Während uns Ney den Unterschied von schön und hässlich erklärt, sitzt er hinter einem aufgeräumten weissen Schreibtisch in der Zürcher Matignon-Klinik. Die Matignon-Gruppe hat weitere Ableger in Lausanne, Neuenburg, Nyon, Sion und Vevey, wo Ney an zwei Tagen pro Woche Patientinnen behandelt. Die restliche Zeit ist Ney unterwegs. Er unterrichtet, hält Vorträge und nimmt an Seminaren teil.

Als angehender Arzt hatte Ney ein Forschungsprojekt auf Bali geleitet, später begleitete er eine Bergsteigermission nach Spitzbergen, liess sich in Wien in Akupunktur ausbilden und arbeitete als Familienarzt mit Fachausbildung in Homöopathie. Bis 1992 – dann kam Botox. Ney gehört zu den ersten Menschen hierzulande, die sich ihre Stirnmuskulatur mit dem Nervengift ausser Gefecht setzen liessen. Und er war Mitte der Neunziger einer der ersten Schweizer Ärzte, die zur Spritze griffen, um Patientinnen harmonischer aussehen zu lassen: Mindestens 25 000 Botox-Behandlungen habe er bis heute durchgeführt, auch an sich selbst. Vor dem Spiegel. «Das geht ganz einfach», sagt der wohl erfahrenste Botoxer der Schweiz.

Auch all die anderen Behandlungen, die Roland Ney anbietet, hat er zuerst an seinem eigenen Leib erprobt. Und das ist eigentlich so ziemlich alles, was die Schönheitsmedizin an nichtchirurgischen Eingriffen zu bieten hat: Laserbehandlung gegen Flecken und Rötungen, Ultraschallbehandlung gegen Fettpolster, Straffung des Körpergewebes mittels Radiowellen, das Spritzen von Hyaluronsäure zur Glättung von Gesichtsfalten.

Und trotzdem, all das sieht man Ney nicht an. Soll man auch nicht: «Meine Patientinnen sollen nach einer Behandlung ausgeruhter aussehen, besser, aber nicht anders.» Die Zeit, in der Schönheitsärzte Gesichter nach normierten Massen modellierten, sei vorbei. Die schmale Einheitsnase war ein Trend der Neunziger, «Botox-Monster» seien von gestern. Wenn eine neue Technologie auf den Markt komme, werde immer übertrieben, sagt Ney. Mit der Zeit pendle sich das ein. So sei es mit der Homöopathie in den Achtzigern gewesen, so war es mit Botox. «Alles auf der Welt bewegt sich in Wellen», sagt Roland Ney.

Nur mit dem menschlichen Körper ist das anders: Mit dem geht es 25 Jahre lang bergauf, danach nur noch bergab. Nach 30 produziere der Körper immer weniger Kollagen und Hyaluronsäure. Die Gesichtshaut wird schlaff. «Besser, man macht einige Sachen schon, wenn man noch jung ist, anstatt später alles auf einmal», sagt Ney. Bei seiner jüngsten Tochter sei schon im Alter von 28 Jahren klar gewesen, dass die Zornesfalte kommen wird. «Seither spritze ich ihr einmal pro Jahr ein bisschen Botox zwischen die Augen.»

Roland Ney hat bald Geburtstag. Er wird 65. Viel jünger sieht er nicht aus. So soll es auch sein.

Clinique Matignon Vevey
www.cliniquematignon.ch

Urs Bösch

(49) hält Schönheit durchaus für messbar.

Die Ortschaft Meggen an der Luzerner Goldküste ist so hübsch wie das Gesicht von Angelina Jolie: reinste Harmonie, keinerlei dunkle Winkel. Hier, mit Blick auf den Vierwaldstättersee, praktiziert Urs Bösch. Er mag das Antlitz der US-Schauspielerin. Ihre Proportionen seien nahezu perfekt. Bösch meint, dass sich Schönheit durchaus messen lasse. 100 bis 110 Grad betrage der ideale Winkel zwischen Lippen und Nase bei Frauen, 90 Grad bei Männern. Auch gelte der Goldene Schnitt für diverse Proportionen im Gesicht. Je symmetrischer, desto positiver werde es bewertet.

Seit der Antike werweissen die Philosophen darüber, ob und wie man Schönheit festmachen kann. Urs Bösch hingegen ist sich seiner Sache sicher. Er reicht einen Spiegel: «Der höchste Punkt der Braue sollte über dem äusseren Rand der Iris liegen, also beim Übergang vom Dunklen ins Weiss. Schauen Sie, das stimmt nicht schlecht bei Ihnen.» Aber, relativiert er später, die Ausstrahlung sei mindestens so wichtig wie die messbare Ästhetik.

Urs Bösch, 49 Jahre alt, Typ George Clooney mit Hornbrille, ist schweizweit einer der Besten seines Fachs, spezialisiert auf Gesicht und Brust. Einen Haftpflichtfall hatte er noch nie. Am eigenen Körper hat er noch nichts verändert. Er spritzt sich Botox nur gegen das Schwitzen. Vielleicht dereinst auch gegen die Zornesfalten. Als er in Bern Medizin studierte, wollte er noch Menschenleben retten. Heute muss er sich häufig für seinen Beruf rechtfertigen. Doch Urs Bösch ist überzeugt: «Der Leidensdruck vor einer ästhetischen Operation kann genauso gross sein wie bei einem anderen körperlichen Gebrechen.»

Um sicherzugehen, dass das Bedürfnis echt ist, bittet er seine Patienten, den Entscheid nach dem ersten Gespräch nochmals gründlich zu überdenken. «Ich muss spüren, dass der Wunsch reift und die Erwartungen realistisch sind. Dass die Patientin sich nicht wegen Liebeskummer operieren lässt, sondern weil sie schon lange unter ihren Tränensäcken leidet.»

Bösch ist ständig ausgebucht. Doch nach der Tsunamikatastrophe 2004 sagte er alle Termine ab und flog mit seiner Lebenspartnerin für zehn Tage nach Sri Lanka. Sie gehörten zu den ersten Rettungskräften vor Ort. Die vielen Toten, das Elend, er habe ein Jahr gebraucht, um das Erlebte zu verarbeiten. War der Katastropheneinsatz eine Läuterung, eine moralische Kompensation für die Luxusmedizin daheim? Nein, sagt Urs Bösch, auch seine Arbeit in der Schweiz sei zwischenmenschlich sehr intensiv. Es gebe hier ein grosses Bedürfnis für sein Handwerk, wie er es nennt.

Oft empfiehlt Bösch seinen Patienten zunächst einen nichtchirurgischen Eingriff, vor allem den jüngeren. So könne man die Augenbrauen nicht nur mit einer Operation, sondern auch mit einer präzisen Botoxinjektion anheben. Einer Patientin, die eine kürzere Nase wollte, riet er, stattdessen das Kinn aufzupolstern. Die Vorher-nachher-Fotos zeigen: Durch das längere Kinn wirkt die Nase tatsächlich kleiner, aber auch weniger markant. Was schöner ist, darüber sollen die Philosophen streiten. Hauptsache, es gefällt der Patientin.

Meon Clinic Luzern
www.meon.ch

Katrin Dreissigacker

(43) gilt als wahre Meisterin des gezielten Nadelstichs. Ihr Rezept: Hyaluronsäure.

Urplötzlich und mitten im Gespräch scheint sich der Blick von Katrin Dreissigacker zu verselbstständigen; weg vom Augenkontakt, hinauf zum Stirnscan. Allein der Verdacht, sie begutachte da gerade die Falten ihres Gegenübers, hat etwas Zerknüllendes, so bescheiden die Ambitionen auf ein faltenfreies Leben auch sein mögen. Denn man weiss: Katrin Dreissigacker, Fachärztin
für plastische Chirurgie, Expertin für Faltenunterspritzung mit Privatpraxis in Köln und Zug, hat zwar die Eleganz einer Schwalbe, aber den Blick eines Sperbers.

«Berufskrankheit», wird sie später entschuldigend sagen. Und – als wäre sie mit dem Ohr an einer fremden Tür erwischt worden: Sie habe nicht meine Falten studiert, echt nicht. «Ich habe Ihre grauen Haare gezählt.» Dann lacht sie. Und Katrin Dreissigacker kann noch lachen. Fast wie richtig, darf man als Laie ein wenig beruhigt feststellen. Denn man kennt sie zur Genüge, diese Marmor gewordenen Botox-Gesichter ohne Mimenspiel.

Auch Katrin Dreissigacker kennt sie, natürlich. Mal «überfüllt», mal «total übertherapiert» nennt sie die betroffenen Frauen, deren Augen beim Lachen nicht mehr mitlachten, wenn man sie überhaupt noch sieht hinter den aktuell so angesagten aufgepolsterten Wangen. Auch Katrin Dreissigacker unterspritzt ihr Gesicht. Schon mit dreissig hat sie angefangen damit. Die Mundfältchen. Die hätten sie so alt aussehen lassen. So verbissen.

Sie spritzt sich Botox. Vor allem aber Hyaluronsäure, Abkürzung HA. Chemisch kaum mehr als eine Kette von Zuckermolekülen, besitzt die neue Wunderwaffe die Fähigkeit, Unmengen an Wasser zu speichern: 2 Gramm reichen, um 6 Liter Wasser zu binden. In der nichtoperativen Schönheitschirurgie, Dreissigackers Spezialgebiet, wird HA ins Fettgewebe des Gesichts gespritzt, um es aus der Tiefe heraus zu modellieren. Liquid Facelift heisst die Technik. Individual Face Balance nennt es Dreissigacker, die sich rühmen darf, eine Meisterin der gezielten Nadelstiche zu sein. Wobei Stechen übertrieben wäre; ihr Werkzeug ist die stumpfe Kanüle. Das mag qualvoll klingen, soll aber eine nahezu schmerz- und blessurfreie Unterspritzung ermöglichen.

Die Technik, so betont Dreissigacker, kann jeder lernen. «Das richtige Lesen des Gesichts ist die hohe Kunst.» Und, die Menschen nicht in einen «neurotischen Wahnsinn» zu treiben. Fast alles sei in der Schönheitschirurgie mittlerweile möglich, aber nicht alles erstrebenswert. «Ab einem bestimmten Moment sieht es künstlich aus.» Katrin Dreissigacker hat das kürzlich an sich selber feststellen müssen. «Auf einem Foto sah ich aus wie ein Mops. Als hätte ich 5 Kilo Hyaluronsäure unterspritzt.» Der Grund dafür war ein anderer: «Ich bin älter geworden.»

Irgendwann komme der Punkt, sagt Katrin Dreissigacker, an dem man nicht mehr alles kaschieren könne. Dann gilt es? – «Frieden zu schliessen.» Zum Beispiel mit den grauen Haaren, die sie vorhin wie beiläufig auf dem fremden Haupt begutachtet hatte. Sie kriege jetzt doch selber welche. Da habe sie sehen wollen, wie das bei mir so aussieht. Und? «Gar nicht schlecht.» Immerhin. Vielleicht wird sie sie also stehen lassen. So, wie sie die Krähenfüsse an ihren Augen hat stehen lassen; als Hommage an ihren Vater. Er hatte dieselben.

Katrin Dreissigacker, Zug
www.katrin-dreissigacker.com

Daniel Simmen

(53) kann operierte Nasen ihren Chirurgen zuordnen. Und ist deshalb vorsichtig.

Es kann schon nachdenklich stimmen, wenn im Wartezimmer einer Praxis für plastische Gesichtschirurgie ein Stapel Micky-Maus-Hefte aufliegt. Menschen, die sich zum Geburtstag ein neues Näschen oder eine jolie Lippe wünschen, sollen ja immer jünger werden. Liest man. Im ORL-Zentrum sind es jedoch Eingriffe am anderen Ende der Skandalskala, die die Comics rechtfertigen:
Abstehohren zum Beispiel. Dass diese schon im Kindesalter operativ angelegt werden, ist heute absolut mehrheitsfähig und so wenig umstritten wie das Einzäunen schiefer Zähne. Deshalb mag Daniel Simmen diese Eingriffe. Da fragt niemand, muss das sein. Auch er nicht: «Wenn ein Kind nicht mehr wegen seiner Ohren gehänselt wird, ist das gut.»

Simmen ist Otho-Rhino-Laryngologe, also Ohren-Nasen-Hals-Spezialist, mit einem Zusatztitel in Hals- und Gesichtschirurgie. Aber kein Plastischer Chirurg im eigentlichen Sinn. Er arbeitet im ORL-Zentrum, das sich in die Spitalinfrastruktur der Zürcher Privatklinik Hirslanden eingemietet hat. Seine Spezialität sind funktional-ästhetische Gesichts- und Nasenoperationen. Simmen biegt eine Unfallnase also nicht einfach nur wieder gerade. Sie soll auch wieder möglichst perfekt funktionieren, atmen und riechen können.

Daniel Simmen sieht sich als architektonischer Chirurg: «Ich arbeite am Knochen-Knorpel-Gerüst» – und dies mit Vorliebe «am geschlossenen Verdeck», wie er es formuliert. Üblicherweise wird bei Operationen die Nase über einen Schnitt am Steg hochgeklappt wie eine Motorhaube. Daniel Simmen jedoch operiert endoskopisch. Die Nase bleibt äusserlich also weitgehend unversehrt. Der Vorteil: «Weniger Schwellungen, weniger Blutungen, und wir können schon während des Eingriffs sehr gut abschätzen, wie das Resultat aussehen wird.»

Neben medizinischen Eingriffen bietet das Zentrum aber auch klassische Schönheitsoperationen an Kopf und Gesicht an, wie Oberlidstraffung oder Stirnlift. Weil man im umkämpften Beautymarkt jedoch bewusst zurückhaltend auftritt – es liegen zwar Comics auf, Broschüren über aufgespritzte Lippen oder werbewirksame Vorher-nachher-Bilder von optimierten Nasen sucht man vergebens –, bilden diese rein ästhetischen Eingriffe eher die Ausnahme; laut Simmen machen sie etwa 10 bis 15 Prozent der Arbeit aus. Darunter sind zuweilen auch solche, deren Sinn selbst er infrage stellt – gegebenenfalls auch gegenüber dem Patienten. Denn es sei schon verrückt, meint Daniel Simmen, was heute alles operiert werde.

Vor allem aber: wie viel. Neulich sei er mit seiner Frau in Italien gewesen, in einem Hotel der gehobenen Preisklasse. «80 Prozent der Gäste waren gemacht.» Und das sieht einer wie er. Nicht selten kann er eine operierte Nase gar einem Chirurgen zuordnen. Just deshalb, weil letztlich eben auch sein Name im Gesicht einer Person prangt, gibt er klar zu verstehen, wenn er einen Eingriff lieber nicht machen würde. Herauszufinden, wer von einem Eingriff profitieren kann und wem besser abgeraten werden soll, dies sei womöglich der wertvollste Aspekt seiner Arbeit.

ORL-Zentrum, Zürich
www.orl-zentrum.com

Cédric A. George

(59) gründete die Pyramide – und glaubt nicht an Trends.

Für einen Plastischen Chirurgen sieht er völlig normal aus: Cédric A. George hat Runzeln, graue Haare und kann als gut genährt bezeichnet werden. Was hat er an sich machen lassen? «Nur die Lovehandles, diese hässlichen Pölsterchen am Rücken», sagt er. Es habe «saumässig weh» getan. Er lacht. George hat vor fast zwanzig Jahren die Klinik Pyramide am See gegründet.

Nach und nach sei man gewachsen, habe die Hotellerie ausgebaut und schliesslich die ganze Pyramide übernommen. Heute verwöhnt ein Spitzenkoch die Patienten. Ein Meilenstein sei der Qualitätspreis Esprix gewesen, den man als erste Schweizer Klinik erhalten habe. «Bundesrat Couchepin hat uns die Auszeichnung verliehen», sagt er stolz. Heute zählt die Privatklinik 120 Angestellte. Im Schnitt werden rund 3000 Patienten pro Jahr behandelt.

Schon als Fünfjähriger hat George die Puppen seiner Schwester aufgeschnitten. «Meine Eltern sagten damals: Du wirst Chirurg!» Irgendwie habe er das geglaubt. Als er schliesslich in der Chirurgie angekommen war, habe er gemerkt, dass ihn die feinen Arbeiten, das Ästhetische, am meisten interessieren. Das Wort Schönheitschirurg mag er nicht. Er betont, dass die ästhetische Chirurgie mit rund einem Drittel der Eingriffe nur ein Pfeiler der Klinik sei. Vor allem die Brustkrebs-Chirurgie liegt ihm am Herzen. «Ich bin überzeugt, dass die Tumorentfernung und die Wiederherstellung der Brust in denselben Händen sein müssen.»

Pro Jahr macht er rund 500 ästhetische Eingriffe, darunter etwa 200 Brustoperationen. Gibt es Trends? «Nein», sagt er. Die Journalisten würden ihn zwar immer anrufen und fragen: Stimmt es, dass immer mehr 15-Jährige eine Brust-OP wollen? «Da muss ich sagen: nicht in meiner Klinik.»

Klinik Pyramide, Zürich
www.pyramide.ch

Christian Niehus

(43) produziert eigenen Wein. Und hat bei Operationen länger als andere – aus gutem Grund.

Irgendetwas in seinem Gesicht – vielleicht der offensichtliche Optimismus – erinnert an Tom Cruise, jedenfalls ist augenblicklich klar: Hier ist ein Mann in seinem Element. Christian Niehus wollte ursprünglich wie sein Vater Architekt werden, entschied sich aber für die boomende Schönheitschirurgie. Heute operiert er in der Clinic Utoquai in Zürich, deren gediegene Räumlichkeiten an ein Fünfsternehotel auf Bali erinnern. Auf dem Schreibtisch leuchtet ein eleganter Sonnenblumenstrauss, daneben liegt ein Bildband über Michelangelo, den der Arzt als sein «grosses Vorbild» bezeichnet. «Wenn einer zwei Brettchen an die Wand nagelt und behauptet, das sei Kunst, dann beeindruckt mich das nicht sonderlich.»

Christian Niehus ist bekannt für Liposuktionen und Bauchwandplastiken nach Geburten. Nicht selten kommen junge Mütter schon ein halbes Jahr nach der Niederkunft in seine Praxis, geschockt über ihren Körper, der nicht mehr in die engen Jeans passt. Doch Niehus verordnet ihnen neun bis zwölf Monate Geduld – etwa so lange braucht der weibliche Körper, um zu seiner alten Form zurückzufinden – erst dann hilft er gegebenenfalls mit dem Messer nach: Mal reicht eine einfache Liposuktion, mal muss zusätzlich ein bisschen Haut weg.

Nur wenn der Befund richtig «derb» ist, braucht es eine sogenannte Bauchwandplastik: Dann entfernt er so viel Haut, dass der Bauchnabel versetzt werden muss. Niehus rühmt sich, ein Perfektionist zu sein: Er braucht für einen Eingriff zwei Stunden länger als seine Kollegen – dafür sei am Ende auch alles «absolut perfekt».

So perfekt wie bei Heidi Klum, die jeweils nur wenige Wochen nach der Geburt ihrer Kinder mit ultraflachem Bauch über den Laufsteg defilierte und damit neue Standards für Mutterbäuche setzte? «Natürlich darf man einer Mutter ansehen, dass sie Kinder geboren hat», beantwortet Niehus die entsprechende Frage. «Jede Frau muss für sich entscheiden, ob ihr das gefällt.» In den vergangenen Jahren habe sich unsere Gesellschaft aber stark gewandelt.

«Warum sollen jene, die von Natur aus weniger Glück haben, nicht etwas nachhelfen dürfen?» Er selber jedenfalls würde sich seiner Umgebung nicht mit einem ästhetischen Defizit «zumuten» wollen. Was die ästhetischen Ansprüche an sein weibliches Gegenüber angeht, gibt er sich toleranter. «Eine Frau muss nicht perfekt sein, sondern das gewisse Etwas haben.» Er finde auch Frauen schön, von denen andere denken würden: Um Gottes willen, warum die? Und welche Frauen gefallen ihm? Natalie Portman zum Beispiel. Oder Jennifer Aniston. Verheiratet
war er mit der Ex-Miss-Schweiz Patricia Fässler – «das liegt ja nahe», sagt er selbstironisch.

In der Freizeit produziert Christian Niehus auf dem eigenen Gut in Spanien Wein, auch diese «Transformation » fasziniert ihn. Und er zeichnet. «Denn ein richtiger Schönheitschirurg muss zeichnen können.» Noch während er den Satz zu Ende spricht, greift er zum Stift und bringt die Lippen der Journalistin aufs Papier («oben eher schlank und unten etwas grösser»).

Auf die Frage, ob sich ein Eingriff lohnen würde, sagt er: «Wenn Sie mit Ihren Lippen zufrieden sind – dann lassen Sie es sein. Aber wenn Sie etwas mehr Volumen und Schwung möchten, dann kann ich sagen: Ja, es würde sich lohnen.»

Clinic Utoquai, Zürich
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