
Chantal (43): "Langsam lerne ich, meine Krampfadern zu akzeptieren"
In unserer Rubrik "Bodybuilding" zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal spricht Chantal (43) über ihre chronische venöse Insuffizienz Grad 2.
- Von: Linda Leitner
- Bild: Sara Merz
«Mit Anfang zwanzig sah man erst die Farbe, dann wölbten sie sich: Ich habe chronische venöse Insuffizienz Grad 2, bin familiär vorbelastet, beide Eltern haben Krampfadern. Für meine Tochter sind sie ‹Moos am Bein›. Ein Arzt nannte sie ‹einen eindrücklichen Befund›. Vielen Dank.
In der Badi fühlte ich mich lange unwohl, ich trug keine kurzen Jupes oder Hosen. Bei der Arbeit im Spital stehe ich den ganzen Tag am Operationstisch – ich müsste Stützstrümpfe tragen. Im Sommer unter der Röntgenschürze? Viel zu heiss, vergiss es.
In der ersten Schwangerschaft verschlimmerte sich alles. Die Krampfadern entzündeten sich, es bildeten sich schmerzhafte Knubbel. Eine Intervention mittels Schaumverödung und Radiofrequenztherapie half – vorübergehend. Durch die zweite Schwangerschaft kamen sie zurück, eine weitere Intervention steht bevor. Deshalb sieht es momentan wieder besonders übel aus.
"Zum ersten Mal trug ich kurze Kleider, fühlte mich frei"
Im Frühling reisten wir durch Florida. Die Körperformen dort: viel extremer, von megasportlich bis superkurvig. Meine Beine sind das Letzte, was die Leute da interessiert. Zum ersten Mal trug ich kurze Kleider, fühlte mich frei.
Zuhause frage ich mich oft, ob ich anderen meinen Anblick zumuten kann. Aber ich lerne langsam, meine Beine zu akzeptieren – sie werden sich nicht ändern. Ich möchte sie nicht mehr verstecken, sondern anderen Betroffenen zeigen, dass sie nicht allein mit dem Problem sind. Und hey, ich habe dafür sehr, sehr schöne Füsse.»