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Die Liebesfrage: Wann macht eine Paartherapie Sinn?

Liebe & Sex 

Die Liebesfrage: Wann macht eine Paartherapie Sinn?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Heute geht es darum, zu welchem Zeitpunkt man als Paar eine Therapie machen sollte.

Wir lernen alles Mögliche in der Schule, nur wie Beziehungen gelingen, das wird uns nicht gelehrt. Vielmehr gilt für die meisten «Trial and Error». Entweder adaptieren wir das Beziehungsverhalten der Eltern oder schwören uns: Wir machen es erst recht ganz anders! Trotzdem kommen die meisten irgendwann im Leben an einen Punkt, an dem sie erkennen müssen, dass ihre Beziehung in einer Sackgasse steckt und sie mit ihrem Latein am Ende sind. Wie weiter? Schlussmachen ist für die einen eine Option, andere denken: An dieser Beziehung müssen wir doch arbeiten können.

Arbeiten – das tönt anstrengend und irgendwie erzwungen. Sollte sich eine Beziehung nicht leicht und wie im Flow anfühlen? So wie am Anfang? 

Die Voraussetzung, um überhaupt eine Beziehung einzugehen, ist das Wollen. Der weltbekannte Paartherapeut David Schnarch nennt das «Wanting to Want». Nur solange man etwas mit und von seinem Gegenüber will, sich also aufeinander bezieht, befindet man sich in einer Beziehung. Doch eine Beziehung hat man nicht einfach nur, sondern führt man. Und im besten Falle gestaltet man sie gemeinsam aktiv, navigiert sie durch Höhen und Tiefen.   

Wann ruft man den Pannendienst? 

Schaut man sich um, wie Paare im eigenen Freundeskreis ihre Beziehung führen, entdeckt man einiges: Da sind die einen, die kontinuierlich und im gleichen Tempo auf der selben Strecke bleiben. Andere, die Vollgas geben und auf der Überholspur sind. Aber auch solche, die alles zu schnell angehen, manchmal nur knapp noch die Kurve kratzen oder dann doch ihre Beziehung an die Wand fahren.

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«Man setzt da an, wo die gemeinsame Reise losgeht. Beziehungskompetenz statt -reparatur»

Daraus gehen Verletzte hervor, die nichts mehr von Beziehungen wissen wollen. Andere, die ein Schleudertrauma davontragen und nur noch kommentierend auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, um ja nicht wieder etwas falsch zu machen. Dann sind da die Bremser:innen, die kaum mehr Gas geben und nirgendwo hinkommen. Oder die, die immer mal wieder neue Mitfahrer:innen mitnehmen, diese aber auch gelegentlich bei der nächsten Tankstelle auswechseln. Und es gibt die, die sich so sehr verfahren, dass der Karren im Dreck stecken bleibt. Ein einziges Verkehrschaos! 

Paartherapie ist im Grunde nichts anderes als ein Pannendienst. Die meisten nehmen sie dann in Anspruch, wenn sie allein nicht mehr weiterkommen. Der Zeitpunkt ist für Beziehungen jedoch lebensrettend: je früher je besser!

Noch besser – beziehungsweise mit viel mehr Fun verbunden – ist es, sich im Vorfeld gemeinsam Skills anzueignen, damit es gar nicht erst so weit kommen muss. Ja, fast so wie damals in der Schule. Ich nenne es das «Starter Kit für Frischverliebte». Man setzt genau da an, wo die gemeinsame Reise losgeht. Von Beginn an lernen beide, wie man mit Freude die eigene Beziehung gestalten und führen kann. Beziehungskompetenz statt -reparatur. Ohne Sackgasse, ohne Crash, ohne Pannendienst. 

 

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- sowie Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht. 

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Austrian

Das ist mal ein schöner und intuitiver Vergleich, welcher erklärt, in welchen Situationen eine Paartherapie hilfreich sein kann (und nicht erst, wenn schon alles gekracht hat)…

Deedee

Nebst dem ‚Pannendienst‘ finde ich den ‚Starter-Kit‘ so grossartig. In der Zeit wo sich jeder alles offen lassen und sich ja nicht festlegen will!

Jax

Die TCS Mitgliedschaft hat man ja auch schon bevor eine Panne oder ein Crash entsteht! Den Service am Auto macht man ja auch jährlich, sonst würde man ja das Auto schnell zu Schrott fahren…
Na eben pflegen statt reparieren
🚗 🤩 ❤️