Wir haben Caro Daurs Lieblings-Gym ausprobiert: Ein Training bei Barry’s in Zürich
Die US-amerikanische Fitnessstudiokette Barry’s eröffnete am Wochenende ihre erste Filiale in der Schweiz. Unsere Stv. Chefredaktorin Leandra Nef schwitzte mit Investorin Caro Daur im berühmten Red Room. Ein Erfahrungsbericht.
- Von: Leandra Nef
- Bild: Barry's
Der Red Room. Ein rot belichteter, mit Spiegeln gesäumter Raum, in dem rund fünfzig Leute gleichzeitig bei intensivem Krafttraining und Laufintervallen zu pulsierenden Beats schwitzen. Er ist das Herz der 1998 in West Hollywood gegründeten Fitnessstudiokette Barry’s. Und so etwas wie die sportliche Identifikationsstätte für Celebritys wie Caro Daur, Harry Styles, die Kardashians oder Dua Lipa.
Jetzt gibt es Barry’s auch in der Schweiz: Die Stadtzürcherin Julia Röthlisberger hat das High-Intensity-Interval-Studio in ihre Heimatstadt gebracht, nachdem sie dem Training bei einem viermonatigen Aufenthalt in Kopenhagen verfallen war: «Dank Barry’s fühlte ich mich in dieser neuen Stadt sofort als Teil einer Community», sagt sie.
«Ich bin seit Jahren Barry's-Junkie»
Nachdem sie sich die Franchise-Rechte für die Schweiz gesichert hatte, begann die Werberin, Coaches für ihre «Fitfam» zu akquirieren: «Es fühlte sich an, als würde ich eine Band zusammenstellen», sagt sie lachend. «Ich suchte nach Persönlichkeiten, die andere mit ihrer Energie, mit ihrem Vibe anstecken können.»
Als Investorin konnte Röthlisberger Caro Daur gewinnen. Die winkt ab: «Ich bin seit Jahren ein absoluter Barry’s-Junkie. Für mich ist das kein Investment, sondern ein logischer nächster Schritt.» Und so steht sie am Samstagmorgen denn auch unaufgeregt, in gebrandeten schwarzen Sportklamotten und mit Dutt an der Talstrasse 83 im Zürcher Kreis 1, um im 95. Barry’s-Studio der Welt mit versammelter Zürcher Fitnessprominenz zu schwitzen.
"Den Bootcamp-Zusatz trug Barry’s nicht ohne Grund"
Die ersten beiden Trainings leitet Joey Gonzalez, Barry’s-Ikone und Executive Chairman, höchstpersönlich. Er begrüsst die Teilnehmenden mit breitem Hollywood-Grinsen und Fistbump am Eingang zum Red Room. An der Tür zum Barry’s-Herzen, quasi. Oder am Tor zur Bootcamp-Hölle; je nachdem, wen man fragt. Ich wurde jedenfalls gewarnt: Den Bootcamp-Zusatz trug Barry’s nicht ohne Grund lange Jahre in seinem Namen.
Böse Zungen behaupten, dass für einige von uns erschwerend hinzukommt, dass wir am Abend zuvor die Eröffnung des Gyms gefeiert und nun unrühmlicherweise mehr Spritzgetränke als Schlafstunden intus haben. Unter diesen Voraussetzungen sollen wir nun also Hanteln stemmen und Sprints hinlegen und dabei bestenfalls noch einigermassen okay aussehen, weil das kollektive Geschwitze selbstverständlich fotografisch festgehalten wird.
Viel Zeit, unsere Zusage für das Workout zu bereuen, bleibt nicht: Joey schickt uns mit einem übermotivierten «Pick a weight that makes you proud» zum Hantelständer. Ich entscheide, dass mich schon Vier-Kilo-Hanteln äusserst stolz machen würden – nur um sie bei erster Gelegenheit unauffällig gegen Zweieinhalb-Kilo-Exemplare auszutauschen. Einzig bei den Bicep Curls werfe ich die Gewichte offenbar etwas zu euphorisch nach oben, Joey raunt mir beim Vorbeigehen ein «That looks too easy» zu – und natürlich hat er recht.
Gar nicht so easy, Schritt zu halten
Nicht ganz so easy ist es dann tatsächlich, beim Krafttraining Schritt zu halten. Wer weder mit den Übungen vertraut ist noch in der Mitte des Raums trainiert, muss zwischen Jumping Squats und Bicycle Crunches ein paar Kopfverdreher dazwischenschieben, um einen Blick auf den Coach und die richtigen Bewegungsabläufe zu erhaschen.
Wechsel aufs Laufband. Ich bin fit, vernachlässige neben dem Armtraining aber auch hin und wieder die Ausdauereinheiten; entsprechend Respekt hatte ich vor den Laufintervallen. Das Gute bei Barry’s (und der Grund, weshalb vor den Trainings wirklich niemand Angst zu haben braucht): Tempo und Steigung können die «Treaders» (vom Englischen treadmill für Laufband) individuell einstellen. Joey verlangt zehn Stundenkilometer? Ich renne acht. Joey lässt uns bei acht Stundenkilometern erholen? Ich walke sechs.
"Während des Schlusssprints treibe ich mir bei 14 Stundenkilometern das letzte bisschen Campari Spritz aus den Poren"
Nach einer weiteren Einheit Krafttraining spüre ich zwar auch bei der zweiten Runde auf dem Laufband nichts vom vielbeschworenen Runner’s High, bin dank Mitsingsongs wie «Camera» von Ed Sheeran und «Wood» von Taylor Swift und der ansteckenden Gruppendynamik aber tatsächlich so motiviert, dass ich meine Angst, unelegant vom Laufband zu fallen, überwinde und mir während der Schlusssprints bei 14 Stundenkilometern das letzte bisschen Campari Spritz aus den Poren treibe. Nicht einmal mein Seitenstechen kann mich aufhalten.
Protein-Shakes und Umzugspläne
Nach der Session gibt es Protein-Shakes an der Fuel Bar und die Hamburgerin Caro Daur verspricht, nicht nur beim ersten Training dabei gewesen zu sein: «Ich mache schon Witze, ob ich nicht nach Zürich ziehen sollte. Ich liebe die Stadt! Wenn also jemand was hört … Ich bin nur einen Barry’s-Kurs davon entfernt, meine Koffer zu packen.»
Ich jedenfalls komme sicher wieder. Ich muss. Als ich nach dem Training bei Freund:innen damit angeben will, zwei 14-Stundenkilometer-Sprints hingelegt zu haben, werde ich schmunzelnd darauf hingewiesen, dass Usain Bolt bei seinem Weltrekord eine Spitzengeschwindigkeit von über 44 Stundenkilometern erreichte. Nicht, dass ich mich mit dem schnellsten Mann der Welt messen müsste. Aber ich trainiere mindestens so lange weiter, bis ich im Red Room schneller bin als mein innerer Schweinehund – und stärker als mein Kater.