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Die Sexfrage: Was können Eltern tun, um ihr Sexleben in Schwung zu halten?

Liebe & Sex 

Die Sexfrage: Was können Eltern tun, um ihr Sexleben in Schwung zu halten?

Alle zwei Wochen beantwortet Paar- und Sexualtherapeutin Bettina Disler eine Frage zum Thema Liebe oder Sex. Heute geht es ums Sexleben als Eltern: Wie bleibt man weiterhin auch Sexualpartner:innen?

Wie überall im Leben bezahlen wir für alles einen Preis. Was sich bei Eltern von anderen Paaren unterscheidet, ist der Preis, den sie für ihre Kinder bezahlen. Und der ist hoch. Was Eltern jedoch dafür bekommen, ist unbezahlbar: die Liebe zu und von ihren Kindern. 

In der Elternpartnerschaft hat Sex keinen Platz. Da geht es um andere Themen wie Erziehung, den Alltag organisieren und darum, sich in der neuen Elternrolle zurechtzufinden. Das allein haltet schon viele auf Trab, bis ihnen die Puste ausgeht. Ihnen wird bewusst, dass sie nun Verantwortung übernehmen müssen und Entscheidungen nicht mehr spontan nach dem Lustprinzip treffen können.

Auch rein energietechnisch ist das kaum noch möglich: Die schlaflosen Nächte, das plötzliche Chaos in den eigenen vier Wänden, das Geschrei in den unmöglichsten Momenten. Privatsphäre ist plötzlich ein rares Gut, denn es bleibt kaum Zeit für Me-Time – sei es für den regelmässigen Besuch beim Friseur oder das Pflegen von Freundschaften. Man bleibt vorerst im eigenen engen Kreis.

Und wenn dann mal Ferien locken und man frische Luft schnuppern könnte, ist auch das letztendlich alles andere als erholsam: die Hotels meist zu teuer, der finanzielle Druck enorm. Günstigere Varianten sind nicht selten unlängst ausgebucht und sollte es dann doch mit einer Ferienwohnung klappen, heisst es abermals: kochen, putzen, aufräumen… ein gefühlter «Never-Ending-Fulltimejob»!

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«Wie war das schon wieder mit unserem Sex? Mit dem Schwung?»

Bei einigen Elternpaaren drücken zudem körperliche Veränderungen auf die Stimmung. Seien es Schmerzen beim Stillen, schlecht verheilende Narben von der Geburt oder dass die Kilos nicht so schnell purzeln wie gewünscht und die sexy Klamotten nicht mehr passen.

Bei Stillenden haben die Hormone das Zepter in der Hand, insbesondere das Prolaktin gibt den Ton an und hält das Gegenüber auf Abstand: «Fass mich nicht an, ich will meine Ruhe!» Doch die Kinder suchen viel Nähe und häufig ist Mami die erste Anlaufstelle dafür. Darauf reagiert das andere Elternteil oftmals neidisch und will ebenso mitandocken. Und da kommt bald mal die Frage auf: «Wie war das schon wieder mit unserem Sex? Mit dem Schwung?»

Wenn Eltern ihr Sexleben zurückerobern wollen, müssen sie in allererster Linie ihre Rolle wechseln: von Elternpartner:innen zu Sexualpartner:innen. Dieses Bewusstsein ist die Voraussetzung dafür, überhaupt erst mal das Setting ändern zu können. Und dazu braucht es Wille, Organisationsgeschick und sogenannte «Inseli».

Helfen kann da ein Eintrag im Kalender. Neben Kindergeburtstagen gibt es Zeitfenster für Me-Time und We-Time. In erster Linie geht es darum, Energie zu tanken, sich Gutes zu tun und eine Auszeit vom Alltag zu gönnen. Zu akzeptieren, dass sich die Situation verändert hat und die Erwartung an sich selbst und an das Gegenüber zu mindern.

Die «Inseli» für die Liebes- und Sexualpartnerschaft sind genauso wichtig wie die Ämtli in der Elternpartnerschaft. Sich als Paar im Hier und Jetzt zu begegnen. Ankommen. Denn erst wenn die Partner:innen sich selbst wieder spüren, können sie auch sexuell aufeinander zugehen und zum neuen Schwung ansetzen. 

Den Schwung zu halten hat auch seinen Preis: weniger Zeit als Eltern, finanzieller Aufwand für Babysitter:innen, manchmal auch das Hadern mit dem schlechten Gewissen. Ist das nicht egoistisch, sich Raum und Zeit zu nehmen? Nein, ist es nicht. 

Bettina Disler arbeitet in ihrer Praxis in Zürich als Paar- sowie Sexualberaterin und ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung. Sie hat ein eigenes Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sich Bewegung in festgefahrene Beziehungen bringen lässt. 2019 hat Disler beim Klett-Cotta Verlag ein Fachbuch zu den Themen Lustlosigkeit, Entfremdung und Affären veröffentlicht. 

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