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Kolumne «Single Way»: Wie es ist, mit dreissig verlassen zu werden

Liebe & Sex 

Kolumne «Single Way»: Wie es ist, mit dreissig verlassen zu werden

Unsere Autorin Rebekka Bräm sinniert in ihrer Single-Kolumne «Single Way» in loser Folge über das Singleleben Anfang dreissig.

«Verlassen zu werden ist nie einfach. Verlassen zu werden mit dreissig, mitten in der Hochzeits- und Familienplanung, ist brutal. Der grösste Einschnitt ist nicht einmal unbedingt das Fehlen dieser einen Person, sondern der Verlust einer jahrelang kuratierten eigenen Zukunft. Themen, die abgeschlossen schienen, müssen von Grund auf frisch bearbeitet werden. Die neue Freiheit mag ihre aufregenden Seiten haben, in meinem Fall jedoch überwiegt ein Gefühl der Ohnmacht.

Ich bin eine Partnerin ohne Beziehung, eine Mutter ohne Kind. Jeder Lebensaspekt muss überprüft werden. Freizeitgestaltung, Ernährungsgewohnheiten, Lieblingsorte: Was war ich, was warst du, was waren wir? Spätestens dann, wenn alle Lebensmittel im Kühlschrank abgelaufen sind, fragt man sich: Koche ich gern, oder waren das wir? Würde ich nicht eigentlich gern mehr lesen? Finde ich Weichspüler nötig?

Mein Umfeld ist eingerichtet auf eine Version von mir, die so nicht mehr existiert. Auf der einen Seite sind die Paare, zum Teil mit Kindern, mit denen man sich im Sommer zum Grillieren auf der Terrasse trifft oder nachmittags einzeln zum Kaffee. Deren Abende mehrheitlich für den Pärchenalltag reserviert sind und die Wochenenden für Besuche bei den Eltern. Auf der anderen Seite sind die Langzeitsingles, denen man all die Jahre zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat: Sie haben sich ein Leben ohne mich aufgebaut.

Und dann die sich unablässig anpirschenden Zweifel. Während meines gesamten erwachsenen Lebens war ich immer in Beziehungen, eine Serienmonogamistin. Was, wenn das jetzt, in der kritischen Phase der Fruchtbarkeit, nicht mehr klappt? Was, wenn ich nie wieder jemanden treffe, der so gut zu mir passt wie mein Ex, ich aber meine hohen Kompatibilitätsansprüche nicht aufgeben kann? Oder noch schlimmer: Was, wenn mir das gelingt und ich Teil eines dieser Paare werde, deren einzige Gemeinsamkeit ihre Kinder sind?»

Die erste Fassung dieser Kolumne erschien im «Coucou – Kulturmagazin Winterthur».

Rebekka Bräm ist Sängerin und Kulturmanagerin. An dieser Stelle sinniert sie in loser Folge über das Singleleben Anfang dreissig.

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