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Liebe & Sex 

Meinung: Frauen, warum glaubt ihr nicht an die romantische Liebe?

Claudia Senn
Claudia Senn

Redaktorin

Redaktorin Claudia Senn findet einige Ergebnisse unserer grossen Studie zur Frauenzufriedenheit ziemlich ernüchternd. Und plädiert dafür, in der Liebe Vollgas zu geben.

Liebe Leserinnen, wir müssen reden. «annajetzt», die grösste Frauenstudie der Deutschschweiz, für die wir mit dem Forschungsinstitut Sotomo über sechstausend Frauen – darunter auch viele von euch – befragt haben, hat nämlich Erschütterndes zutage gefördert: Offenbar glaubt ihr nicht mehr an die romantische Liebe.

Als wichtigste Eigenschaft ihres Partners oder ihrer Partnerin nennen 86 Prozent der Befragten «Verlässlichkeit». «Gegenseitige grosse Liebe» wünscht sich nur jede zweite. «Gegenseitiges Begehren» landet mit 38 Prozent weit abgeschlagen auf den bedeutungslosen Rängen. Auch «sexuelle Treue» finden bloss 58 Prozent entscheidend. Statt lodernder Leidenschaft, so scheint es, glimmt in den Schweizer Paarbeziehungen nur noch ein Sparflämmchen der Liebe.

Wenn ich euch richtig verstehe, wollt ihr also einen Partner, der ab und zu den Abfall rausbringt, ohne dass ihr ihn extra dazu auffordern müsst, der die Steuererklärung ausfüllt, die Elternabende nicht schwänzt, den Rasen mäht, zum Valentinstag die obligaten Rosen mitbringt und den Hochzeitstag niemals vergisst. Liebe ist in diesem Rundum-sorglos-Paket jedoch nicht automatisch inbegriffen. Und wenn er euch mal betrügen sollte – nun ja, Shit happens. Ich muss schon sagen: Mein Romantikerinnen-Herz blutet.

 

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«Wieso verzichtet ihr freiwillig auf Endorphin-Räusche?»

Claudia Senn

Offenbar wünschen sich viele von euch eine Art Zweckehe. Warum? Wieso verzichtet ihr freiwillig auf die grosse Liebe? Auf Endorphin-Räusche, wilde Nächte, wüste Streitereien und die darauffolgenden köstlichen Versöhnungen, auf die sanfteren Fahrwasser, in die ihr euer Schiff nach den ersten Jahren lenkt, um dort gemeinsam Nähe und Zärtlichkeit zu geniessen, auch auf die schmerzhaften Lernprozesse, die euch zu einer besseren Version eurer selbst formt, weil ihr eure kostbare Liebe über den eigenen Egoismus stellt? Ich kann nur vermuten, dass euch so viel Intensität irgendwie zu anstrengend ist.

Noch ein paar niederschmetternde Zahlen gefällig? Ein Drittel aller Befragten gibt an, Sex sei ihnen «nicht so wichtig». Sogar bei den jungen Frauen von 25 bis 34, die doch eigentlich auf dem Gipfel ihrer erotischen Aktivität stehen müssten, sind es 20 Prozent. Dafür geben über 80 Prozent der unter 35-Jährigen an, schon einmal Sex gehabt zu haben, «um jemandem einen Gefallen zu tun».

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Ich weiss, es geht mich eigentlich nichts an, aber seid ihr euch sicher, dass ihr das nicht ändern wollt? Für den Anfang schlage ich vor, nur noch Sex zu haben, wenn ihr euch damit auch selbst einen Gefallen tun. Damit ist schon viel erreicht. Ausserdem möchte ich dazu ermutigen, sich mit Haut und Haaren in die Liebe zu stürzen wie in einen Ozean voller Strudel und Untiefen. Wagt es.

Ihr braucht dafür nicht einmal einen neuen Partner, liebt einfach den alten ein bisschen besser. Möglicherweise werdet ihr enttäuscht und verletzt, vielleicht sogar verlassen oder – noch schlimmer – euer Geliebter stirbt und ihr bleiben in eurem unerträglichen Schmerz allein zurück. Trotzdem ist es das alles wert. Verlässlich ist die Liebe nicht. Doch es gibt einfach nichts anderes, das unser Leben so reich machen kann.

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