
Naomi (36): "Es geht nur um mich und meinen Körper, ich kann alles raustanzen"
In unserer Rubrik "Bodybuilding" zeigt sich eine Frau nackt und spricht über ihr Verhältnis zu ihrem Körper. Diesmal erzählt Naomi (36) vom Safe Space in der Nachtkultur, den sie mit anderen Frauen schuf – und wie sich damit ihr Körpergefühl veränderte.
- Von: Sandra Brun
- Bild: Sara Merz
«‹Wir müssen uns verstärken›, meinte meine Freundin letztes Jahr auf dem Spielplatz, ‹wie man Sound verstärkt›. Wir haben beide Kinder, die gerade aus der Babyphase raus sind, hatten Bock auf Neues. Und so gründeten wir mit gleichgesinnten Frauen ein Kollektiv. Raves wurden unser erstes Projekt. Uns fehlte in der Nachtkultur ein Safe Space, der uns das Aussen vergessen lässt. Das Aussen in Form von Alltag, von Funktionieren-Müssen – aber auch in Form von Aussenwahrnehmung.
Wir haben einen Raum geschaffen, in dem man sich wohlfühlt. Mit einem weissen Teppich, softem Licht. Alle Besucher: innen sind sich sehr zugewandt – aber nicht übertrieben wie bei Spiri-Barfuss-Discos. Ich erreiche dort einen Zustand, in dem mir egal ist, wer sonst noch da ist; es geht nur um mich und das Verhältnis zu meinem Körper, ich kann alles raustanzen.
"Nackt mit anderen zu tanzen ist sehr intim"
Der Raum existiert aber auch als eine Art Atmosphäre, in der ich mich seither permanent durch die Welt bewege. Das Körpergefühl hat sich auf mein gesamtes Leben ausgeweitet. Ich fühle mich innerlich viel kompakter, bin nicht mehr nur einem Aussen ausgeliefert. Und schaue mich im Spiegel viel wohlwollender an.
Einen Naked Rave zu veranstalten war dann eine Konsequenz dessen, was wir eh machen, eine Extremform. Nackt mit anderen zu tanzen ist sehr intim. Dabei ging es aber nie um Sex, es fühlte sich vielmehr einfach natürlich an, wie in der Sauna, nur mit Musik. Ich spürte meine Bewegungen noch intensiver, war ganz bei mir, fühlte mich komplett mit mir verbunden.» – Naomi (36)