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Pop-up: Helene Aecherli

Body & Soul

Pop-up: Helene Aecherli

  • Text: Carl JustFoto: Karin Heer

Im vergangenen Jahr beschrieb unsere Redaktorin den Parcours ihrer Partnersuche. Weil alle mehr davon wollten, blogt sie jetzt auf annabelle.ch über Sex.

Ich hatte nie etwas mit Helene. Ausser wunderbaren und auch erregenden Gesprächen. Dabei hatte sie, als ich sie kennen lernte, einen schweren Stand bei mir. Ich arbeitete damals in der Redaktion einer Wochenpublikation, wo ich zu den älteren, gestandenen Profis gehörte, die man nach und nach durch den Nachwuchs ersetzte. Und da tauchte dieses Blondie auf. Der verstockte Bündner, der ich bin, sagte sich: Hauptsache hübsch und fröhlich. Doch ich merkte bald, dass ich mich getäuscht hatte. Auch weil ich miterlebte, wie sie lange und ausgiebig die Rolle der heimlichen Geliebten spielen musste. Helene weiss um die Facetten dessen, was wir Liebe nennen. Oder Abhängigkeit, oder Projektion, oder Machtspiele im Namen von Sex und Zärtlichkeit.

Fürs Interview treffen wir uns auf einer Terrasse am Fluss zu einem feinen, leichten Lunch.

Bist du jetzt die «Liebe Marta» von annabelle?
Um Himmels willen, nein, das können andere besser. In meinem Blog will ich Sex mit all seinen Dramen zum Thema machen, auf witzige und selbstironische Art. Ich rede privat oft und gern und überall auf der Welt über Sex. Ich weiss aber erst seit ich für annabelle meine total erfolglose Männersuche beschrieben habe, dass es mir auch Spass macht, über Sex zu schreiben. Und ich keine Angst habe, mir eine Blösse zu geben, zu sagen, dass ich einen Flop produziert habe, verletzt wurde, tobe, mich einsam fühle. Das ist die Gnade des Reiferwerdens.

Peng. Das ist sie. Was, herrgottnochmal, gibt es Begehrenswerteres als so eine quirlige, temperamentvolle Frau mit der vorgetäuschten Kühle der Halbschwedin? Mit der würde man einfach über alles reden. Ohne dass man es bereut. Über Fantasien, Seitensprünge, Eifersucht, Angst, die Enge, obwohl man sich liebt.

Muss man denn über Sex reden?
Nicht zwingend, man kann auch zeigen, was man will. Spannend ist, wenn man vorher schon über seine Vorlieben redet und sie nachher mit dem Partner umsetzt. Dann weiss er, was er zu tun hat – und umgekehrt. Nichts turnt so ab wie hilfloses Herumgefummel.

Wie wichtig ist Treue?
Sex ist immer bedeutungsvoll. Aber es gibt sicher auch den undramatischen Seitensprung, der für die bestehende Beziehung keine Gefahr ist. Ich bin mir nicht sicher, ob man ein Leben lang sexuell treu sein kann. Und ob das überhaupt erstrebenswert ist. Sexuelle und emotionale Treue sind zwei verschiedene Dinge.

Kann guter Sex eine Beziehung retten?
Kaum. Guter Sex ist meistens Ausdruck einer funktionierenden Beziehung.

Gibt es guten Sex ohne Liebe?
Natürlich! Dass Frauen verliebt sein müssen, um Sex zu geniessen, ist ein Ammenmärchen. Sex ist oft viel schamloser, wenn man nicht verliebt ist. Ich habe bis jetzt nur mit Männern, in die ich nicht verliebt war, hemmungslos über meine Fantasien geredet und die auch umgesetzt. Sympathie und eine starke gegenseitige Anziehung ist aber wichtig.

Was ist Erotik für dich?
Hmm … wenn es in meinem Solarplexus zuckt, wenn es mir schwindlig wird, sobald auch nur ein SMS aufblinkt, wenn meine Knie zittern, die Lust das Rückgrat hinaufsteigt, wenn ich wirres Zeug denke, die Kontrolle verliere.

Wie wichtig ist Sex für dich?
Sehr, je mehr, desto besser. Sex ist ja nicht nur der Akt, sondern eine Lebenshaltung, eine Energie. Sexualität ist die Art, wie ich mich pflege, wie ich gehe, wie ich mit anderen umgehe, wie ich rede, tanze, esse. Wir sind sexuelle Wesen, also ist Sex überall.

Tja, bin ich froh, ein Mann zu sein. In einer Zeit, in der es solche Frauen gibt. Moderne schöne Frauen, intelligent, witzig, charmant. Sexy eben.

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