Rose (51)*: "Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen, Diagnose Burn-out"

«Ich habe mich früher hinter meinem Gewicht versteckt. Als ich zu Beginn der Pandemie begann, abzunehmen, hat das auf allen Ebenen Veränderungen angestossen. Ich öffnete mich Neuem, erhielt ein super Jobangebot als Projektleiterin; ich war total motiviert. Doch dann benötigte ich drei Tage vor Jobbeginn eine Notoperation wegen einer entzündeten Verkapselung mit beginnender Sepsis an meiner Schulter.

Ich trat meinen neuen Job mit einem Loch im Rücken an. Anfangs lief alles gut, dann kamen die ersten Fragezeichen, Dauerstress, Überlastung; und irgendwann nahm der vermeintliche Traumjob eine Wende, auf die ich körperlich reagierte: Ich konnte nicht mehr aufhören zu weinen, wurde krankgeschrieben, Diagnose Burn-out.

Der Gewichtsverlust von fünfzig Kilo vor dem Jobwechsel war wie ein äusserer Panzer, den ich abgelegt habe. Plötzlich war ich angreifbar. Während der schwierigen Jobsituation hatte ich dann das Bedürfnis nach Power-Makeup. Rote Nägel und rote Lippen mit harten Kanten waren meine Kriegsbemalung. Privat wäre ich nie mit diesem Make-up rausgegangen, das war wie eine Rolle, in die ich schlüpfte, die ich mir draufschminkte.

Und gleichzeitig hatte ich den Rücken offen – heftiger kann sich die Verletzlichkeit nicht symbolisieren. Inzwischen wurde diese zu meiner Superpower. Ich scheue mich nicht mehr, dort hinzuschauen, wo es wehtut. Den Tiefpunkt habe ich längst hinter mir. Und ich schminke mich heute weicher, tupfe und verblende ganz viel.» – *Rose (51), Name geändert