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Fay Weldon – Decamerone im Whirlpool

Kultur

Fay Weldon – Decamerone im Whirlpool

Zwölf Frauen im Spa – da kommt einiges an Abgründen zusammen. Geld, Macht, Schönheit, Verstand und Gefühl, Intrige und Boshaftigkeit – vereint in einem blubbernden Whirlpool, über dem der Dampf schwesterlichen Einverständnisses wabert: Zwölf Wahnsinnsfrauen spannen im Luxus-Spa eines englischen Herrenhauses aus, geben sich Güssen und Packungen hin, lassen sich Kräuter aus dem Ural auf die Alabasterhaut klopfen und Goldsträhnen ins Haar zaubern. Und beginnen, von Champagner- und Jacuzzi-Bläschen gelockert, sich ihre Lebensgeschichten zu erzählen, die mit Mord und Totschlag, sexuellen Ausschweifungen und anderen Bizarrerien gespickt sind: Da ist etwa die Gehirnchirurgin, die die Jungfräulichkeit ihrer brillanten Professorinnen-Zwillingsschwester durch einen Vierer mit einem Handwerker-Brüderpaar beendet. Hinreissend ist dieser Erzählreigen der fast 80-jährigen Fay Weldon («Die Teufelin»), ein sinnliches Decamerone zwischen Hydromassage und Seelenpeeling.

Fay Weldon: Spa-Geflüster. DTV Premium, München 2010, 464 Seiten, ca. 23 Franken