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Neue Doku über #FreeBritney: Wie die Medien Britney ausnutzten

Popkultur

Neue Doku über #FreeBritney: Wie die Medien Britney ausnutzten

Der Dokumentarfilm «Framing Britney Spears» beleuchtet die Vormundschaft von Britney Spears. Und zeigt, wie gruslig die Berichterstattung über den Popstar in den Nullerjahren wirklich war – eine «sexistische Shitshow», wie unsere Autorin Vanja Kadic es beschreibt.

Seit Monaten kämpfen ihre Fans für das Ende von Britney Spears’ Vormundschaft, unter der sie seit 2008 steht. Der neue Dokumentarfilm «Framing Britney Spears», Teil der Serie «The New York Times Presents», widmet sich der #FreeBritney-Bewegung. Seit 13 Jahren teilen sich ihr Vater Jamie Spears und ein Anwalt Britneys Vormundschaft. Sie reffen Entscheidungen über ihre Finanzen, ihr Privatleben und ihre Karriere. Dies, nachdem Britney Spears 2007 und 2008 mehrere schwere Nervenzusammenbrüche erlitten hatte. Im August hatte sich Spears vor Gericht vergebens für ein Ende der Vormundschaft durch ihren Vater eingesetzt.

«Framing Britney Spears» erklärt nicht nur, wie die Vormundschaft von Britney Spears funktioniert, sondern zeigt eindrücklich auf, wie es überhaupt zum Meltdown des Popstars kam. Und welchen Teil die Medien dazu beitrugen. Denn die Berichterstattung über die Sängerin glich in den Nullerjahren einer sexistischen Shitshow. In der Doku werden Interview-Clips von Britney oder Frontseiten von Klatschmagazinen gezeigt, bei denen man sich fragt, wie das noch vor wenigen Jahren als normal durchgehen konnte.

«Alle reden darüber: Deine Brüste»

In einer Zeit, als überwiegend Boybands Erfolge feierten, wurde Britney Spears als erfolgreiche Solokünstlerin vor allem auf ihre zu freizügigen Outfits, ihren Körper und ihre Jungfräulichkeit reduziert. In der Doku wird etwa ein Ausschnitt aus einem Interview mit einem holländischen TV-Journalisten gezeigt, der die damals 17-jährige Britney fragte: «Also, es gibt ein Thema, das wir nicht besprochen haben. Alle reden darüber: Deine Brüste.» Oder die Szene einer Pressekonferenz, an der sie gefragt wurde, ob sie denn noch Jungfrau sei.

2003 wurde Britney in einem Interview von Diane Sawyer mit der Aussage von einer ehemaligen First Lady von Maryland konfrontiert. Diese hatte gesagt: «Wenn ich die Möglichkeit hätte, Britney Spears zu erschiessen, würde ich es tun.» Sawyer verteidigte das Statement, erklärte der geschockten Britney: «Es ist wegen der Vorbildfunktion für die Kinder und wie hart es ist, ein Elternteil zu sein…»

Es ist gruslig zu sehen, wie einseitig die Medien auch über die Trennung von Justin Timberlake und Britney berichteten. Der Tenor: Sie ist die Schlampe, die ihn betrog – und er der arme gehörnte Superstar, den alle lieben. Wesley Morris, Journalist der «New York Times»: «Justin nutzte einen seiner Videoclips, um sie für das Ende ihrer Beziehung zu beschuldigen.» Zur Erklärung: Die Frau im Clip zu Timberlakes Song «Cry me a river» soll Britney Spears darstellen, die Justin betrügt.

Die Medien schlugen sich auf seine Seite – so lautete etwa die Schlagzeile eines Magazincovers: «Können wir Justin Timberlake je für all diese verweichlichte Musik verzeihen? Hey… wenigstens durfte er in Britneys Höschen.» Und in einem Radiointerview wurde Timberlake gefragt: «Und, hast du Britney Spears gefickt?»

Die Medien profitierten von ihrem Absturz

Der Film zeigt, wie erbarmungslos Medien und Paparazzi die persönliche Krise des Popstars ausschlachteten – und wie alle kräftig daran verdienten. So kommt etwa der Fotograf zu Wort, der Britney (damals mit im Nervenkollaps kahlgeschorenen Kopf) im Februar 2007 auf einem Parkplatz abfing. Sie befand sich zu jenem Zeitpunkt seit vier Monaten in einem hässlichen Sorgerechtsstreit mit Noch-Ehemann Kevin Federline. Dieser hatte Britney an jenem Abend an seiner Tür abgewiesen und liess sie die beiden gemeinsamen Kinder nicht sehen.

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie der Fotograf die offensichtlich bereits psychisch angeschlagene Britney immer weiter mit der Kamera bedrängt – bis sie ausrastet und mit einem Regenschirm auf sein Auto einschlägt. «Es war eine schlechte Nacht für sie und für uns. Aber für uns war es doch eine gute Nacht, denn das war der Moneyshot», so der Fotograf stolz. «Sie hat uns in den Jahren nie einen Hinweis gegeben, dass wir sie in Ruhe lassen sollen.» Die Interviewerin wirft ein: «Und als sie sagte, dass ihr sie in Ruhe lassen sollt?» Der Fotograf, in Erklärungsnot: «Manchmal sagte sie, wir sollen sie an dem Tag in Ruhe lassen. Aber nicht für immer.»

Mittlerweile hat «Framing Britney Spears» auf Twitter eine Entschuldigungswelle ausgelöst. «We are Sorry Britney» wurde auf der Plattform zum trendenden Satz. «Es tut uns leid, Britney», heisst es etwa. «Für die schreckliche Boulevardpresse, die unangenehmen Interviews, die bissigen Bemerkungen und die entmenschlichenden Blicke.» Oder: «Die Welt hat sie an ihre Grenzen gebracht und dann über ihr Elend gelacht. Sorry, Britney.» Alte Aufnahmen von Comedians wie Kevin Hart oder Sarah Silverman, die sich über Britney Spears lustig machten, zirkulieren ebenfalls auf der Plattform – Fans fordern nun, dass sie sich bei der Sängerin entschuldigen sollen.

«Framing Britney Spears» ist ein spannender Film für Fans von Britney Spears und der Popkultur der Nullerjahre. Es ist interessant zu sehen, inwiefern der Medienzirkus und die konstante Verurteilung ihren Teil zum Zusammenbruch von Britney beitrugen – und vor allem, wie sich die Berichterstattung über Stars inzwischen verändert hat.

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