
Oscars 2025: Das waren die spannendsten Momente
In der Nacht auf Montag wurden in Los Angeles zum 97. Mal die Academy Awards verliehen. Fünf Beobachtungen abseits der üblichen Gewinnerlisten.
- Von: Jacqueline Krause-Blouin
- Bild: UPI/Alamy Live News
Unpolitisch mit Ausnahme
Der Abend war überraschend – oder eigentlich auch nicht so überraschend – unpolitisch. Donald Trump wurde mit keinem Wort erwähnt. Als Zoë Saldaña für ihre Rolle im umstrittenen Gangster-Musical "Emilia Pérez" in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" gewann, erinnerte sie zwar daran, dass sie stolze Immigrantin sei, sagte aber kein Wort über trans Menschen.
Gerade weil es sich im Film um die Geschichte eines Drogenbosses handelt, der sich zu einer Geschlechtsangleichung entscheidet, wäre das im aktuellen politischen Klima in den USA ein Muss gewesen. Daryl Hannah sagte einmal leise "Slava Ukraini" in die Kamera. Wirklich politisch wurde es aber erst, als "No Other Land" in der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" gewann.
Als die Regisseur:innen Yuval Abraham, Basel Adra, Hamdan Ballal und Rachel Szor die Bühne betraten, nutzten sie die Gelegenheit und forderten "eine politische Lösung" des Krieges in Gaza. "Wir rufen die Welt auf, ernsthafte Massnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu beenden", sagte Adra. Schade, dass die Celebrities ihre Chancen auf der Weltbühne für wichtige Statements einmal mehr nicht genutzt haben.
Get a room, Kieran Culkin!
Kieran Culkin gewann gegen seinen Serienbruder Jeremy Strong aus "Succession" in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" für seine Leistung in "A Real Pain". Culkin fluchte erst und wurde schon im ersten Satz zensiert. Danach erinnerte er seine Frau daran, dass sie ihm einst ein viertes Kind versprochen habe, sollte er jemals einen Oscar gewinnen. Nun, irgendwie war diese Art von Liebeserklärung rührend, irgendwie aber auch übergriffig, ihr vor einer Milliarde Zuschauer:innen derart die Pistole auf die Brust zu setzen.
Das Revenge Dress der Selena Gomez
Wir erinnern uns alle an das revenge dress von Prinzessin Diana 1994, als sie bei einer Veranstaltung umwerfend aussah, kurz nachdem Prince Charles Affäre mit Camilla Parker-Bowles öffentlich geworden war. Nun, Selena Gomez feierte eine andere Art von Rache, landete sie doch ziemlich oft auf den worst dressed Listen dieser Welt. Diese Zeiten dürften nach ihrem Oscar-Auftritt aber passé sein.
Gomez sah in ihrer Ralph Lauren Robe atemberaubend und very old Hollywood aus. Die Inspiration für ihren Look sei Sophia Loren gewesen, sagte ihre Stylistin Erin Walsh im Interview und der Schneider der italienischen Ikone höchstpersönlich habe am Kleid mitgearbeitet. Wenn es nicht sowieso nie wirklich aus der Mode gekommen wäre, würde ich hiermit die Rückkehr des Dekolletés verkünden. Einzig in der PR-Abteilung bei Bulgari dürfte vermutlich eine Stelle frei werden – das Zehn-Karat-Collier war bei Gomez’ Auftritt auf der Oscarbühne komplett verrutscht.
Valley-Girl goes Hollywood
Die 25-jährige Mikey Madison gewann überraschend in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" und hängt ihre etablierten Konkurrentinnen Demi Moore und Cynthia Erivo ab. Madison wuchs im Valley in Los Angeles auf, gab aber an, dass Hollywood sich für sie immer "sehr weit weg" angefühlt habe. Mit ihrer fantastischen Performance im Indie-Abräumer "Anora" (fünf Oscars!) hat sie sich selbst zum Star gemacht und die Kontroverse darum, dass für die diversen Sexszenen keine Intimitätskoordinatorin engagiert worden war, geschickt überwunden. Das coolste Valley Girl seit Elle Woods in "Natürlich blond".
Timothée Chalamet geht leer aus
Fünf Jahre lang hat sich Timothée Chalamet auf seine Rolle als Bob Dylan in "A Complete Unknown" vorbereitet und eine absolut oscarwürdige Performance abgeliefert. Nachdem Chalamet den SAG-Award, der als letzter wichtiger Gratmesser für die Oscars gilt, gewonnen hatte, wurde er als Geheimfavorit gehandelt. Gewonnen hat schliesslich aber Adrien Brody ("The Brutalist"), der, bevor er die Bühne stürmte, seiner Freundin noch schnell den Kaugummi aus seinem Mund entgegenwarf, die ihn pflichtbewusst auffing.
Die Freundin? Georgina Chapman – ihres Zeichens Ex-Frau von Harvey Weinstein. Ja, richtig gelesen. Chalamet aka "Timmy" kam übrigens mit Kylie Jenner, und vermutlich werden wir diese Liaison nie verstehen. Jenner musste sich aber bei der Verkündigung der Nominierten eine Reihe zurücksetzen, damit Chalamets Mama während des grossen Moments neben ihrem Sohn sitzen konnte. Nun, Hauptsache ein bisschen Drama in Hollywood.
Host Conan O’Brien konnte die Spannung während der knapp vierstündigen Show nämlich nicht wirklich halten. Dafür hatte Mick Jagger (81), der wie er scherzte, als Zweitbesetzung für Bob Dylan auftrat, Energie für zehn.
Alle Gewinner:innen im Überblick
- Bester Film: "Anora"
- Bester internationaler Spielfilm: "Für immer hier", Brasilien (Originaltitel: "Ainda estou aqui"; internationaler Titel: "I’m Still Here")
- Beste Regie: Sean Baker ("Anora")
- Beste Hauptdarstellerin: Mikey Madison ("Anora")
- Bester Hauptdarsteller: Adrien Brody ("Der Brutalist")
- Beste Nebendarstellerin: Zoe Saldaña ("Emilia Pérez")
- Bester Nebendarsteller: Kieran Culkin ("A Real Pain")
- Bestes Originaldrehbuch: Sean Baker ("Anora")
- Bestes adaptiertes Drehbuch: Peter Straughan ("Konklave")
- Beste Kamera: Lol Crawley ("Der Brutalist")
- Bestes Szenenbild (Production Design): "Wicked" (Nathan Crowley, Lee Sandales)
- Bestes Kostümdesign: Paul Tazewell ("Wicked")
- Bestes Make-up und beste Frisuren: "The Substance" (Pierre-Olivier Persin, Stéphanie Guillon, Marilyne Scarselli)
- Beste Filmmusik: Daniel Blumberg ("Der Brutalist")
- Bester Filmsong: "El Mal" aus "Emilia Pérez" (Musik und Text: Clément Ducol, Camille und Jacques Audiard)
- Bester Schnitt: Sean Baker ("Anora")
- Bester Ton: "Dune: Part Two" (Gareth John, Richard King, Ron Bartlett, Doug Hemphill)
- Beste visuelle Effekte: "Dune: Part Two" (Paul Lambert, Stephen James, Rhys Salcombe, Gerd Nefzer)
- Bester Animationsfilm: "Flow" des lettischen Regisseurs Gints Zilbalodis (Produzenten: Matīss Kaža, Ron Dyens, Gregory Zalcman)
- Bester animierter Kurzfilm: "In the Shadow of the Cypress", Iran – Shirin Sohani, Hossein Molayemi
- Bester Kurzfilm: "Ich bin kein Roboter", Niederlande (I’m Not a Robot/Ik ben geen robot) – Victoria Warmerdam, Trent
- Bester Dokumentarfilm: die palästinensisch-norwegische Doku "No Other Land" (Basel Adra, Rachel Szor, Hamdan Ballal, Yuval Abraham)
- Bester Dokumentar-Kurzfilm: "Die einzige Frau im Orchester" (The Only Girl in the Orchestra) – Molly O’Brien, Lisa Remington