
Summer Reads: Unsere aktuellen Lieblingsbücher für Badi und Strand
Auf dem Liegestuhl liest es sich besonders gut: Ob in der Badi, im Pool eurer Wahl oder am Meer – hier kommen Buchempfehlungen aus der Redaktion für die Sommerferien.
- Von: annabelle
- Bild: Unsplash

«Trophäe» von Gaea Schoeters
«Hunter White ist ein reicher Börsenspekulant, der ein perfides Hobby pflegt: die Grosswildjagd. Nur ein Spitzmaulnashorn fehlt ihm noch, dann ist seine Trophäensammlung der Big Five komplett. Also reist er nach «Afrika» – jenem Kontinent, auf dem die Länder für Weisse noch immer keine Namen tragen –, um den Nervenkitzel zu erleben, das «echte», «ursprüngliche» Leben. Als Wilderer ihm das Nashorn vor der Nase wegschnappen, erhält er ein unmoralisches Angebot: die Jagd auf einen Menschen, the Big Six. ‹Trophäe› handelt von Stereotypen und einem Afrika-Bild, das tief in der kolonialen Vergangenheit wurzelt. Doch die flämische Autorin Gaea Schoeters verfällt keinen einfachen Dämonisierungen, sondern zeichnet ein psychologisch differenziertes Bild. Dieser Roman ist nicht nur richtig klug und sprachlich brillant, sondern auch ein Pageturner der Extraklasse. Glaubt man kaum, muss man lesen.» – Chefredaktorin Barbara Loop

«Kleine Probleme» von Nele Pollatschek
«Ich lese permanent Nachrichten und bin über die Weltlage informiert – genau deswegen will ich in den Ferien von alldem nichts wissen. Ich will abschalten, vergessen, mich im besten Fall amüsieren. All das geht mit Nele Pollatscheks Buch ‹Kleine Probleme›, in dem der Protagonist – zweifacher Familienvater, 49 Jahre alt und inmitten einer Ehekrise – am Morgen des 31. Dezember nicht nur versucht, bis zum neuen Jahr eine Liste der Banalitäten abzuarbeiten und sein Haus aufzuräumen, sondern auch sein Leben. Ich wette: So gut wie jede Leserin und jeder Leser kennt die Probleme, die Pollatscheks Protagonist Lars viel zu lange versucht hat, wegzuprokrastinieren. So viele Pläne – und dann kommt der Alltag dazwischen, die Zeit verstreicht gnadenlos, und alles bleibt wieder liegen. Die Autorin lässt Lars auf so witzige und gleichzeitig grundsympathische Art durch sein Vorhaben stolpern, dass ich irgendwann bei jeder Seite mitgefiebert habe. Je näher der Silvesterabend rückt und je schneller Lars die Zeit bis zum neuen Jahr abläuft, desto mehr entwickelt sich dieser Roman zu einem Page-Turner in Reihenhaustarnung. Das Beste aber an diesem Buch: Es ist wirklich zum Lachen. Und deswegen für mich die perfekte Strandlektüre.» – Esther Göbel, Redaktorin

«Women» von Chloe Caldwell
«‹Women› von Chloe Caldwell erzählt die Geschichte einer heissen Affäre zwischen einer jungen Autorin und einer deutlich älteren Frau, die bereits in einer Beziehung ist. Es erschien 2014 in einem kleinen US-amerikanischen Verlag und zirkulierte jahrelang fast ausschliesslich in lesbischen Communitys, es wurde weitergereicht zwischen Liebhaberinnen, liegengelassen im Bücherregal der Ex, vorgelesen in lauen Sommernächten. Sogar Kristen Stewart wurde damit gesichtet! Das Buch ist also eine Legende – und diesen Frühling ist es endlich auf Deutsch erschienen.» – Darja Keller, Reportage-Volontärin

«Die Fletchers von Long Island» von Taffy Brodesser-Akner
«Seit ich ‹Die Fletchers von Long Island› gelesen habe, kommt mir in mühsamen Situationen oft diese Formulierung in den Sinn, die die Autorin Taffy Brodesser-Akner – die neben ihrem literarischen Schaffen auch preisgekrönte Star-Porträts für die ‹New York Times› schreibt – mehrfach einsetzt: Da sitzt ein Dibbuk im Getriebe. Immer dann, wenn es nicht läuft, wie es soll, dann ist ein Dibbuk – ein böser Geist – daran schuld. Ein solcher sitzt wohl ganz tief in dieser unheimlich reichen Familie Fletcher, deren Vater entführt wird, was den Lebenslauf aller Familienmitglieder auf verschiedene Weise prägt. Es ist ein Buch, das man nicht weglegen mag: wegen der fein gezeichneten Figuren, die einem ans Herz wachsen, selbst wenn sie einen nerven, weil es einen mitreisst – und weil es unheimlich lustig ist.» – Reportage-Chefin Stephanie Hess

«Daily Soap» von Nora Osagiobare
«Wie es sich für eine Seifenoper gehört, sind die Charaktere in Nora Osagiobares klugem gesellschaftskritischen Debütroman ‹Daily Soap› herrlich überzeichnet, stossen einen als Leser:in ab und ziehen einen gleichzeitig an, indem sie den Spiegel vorhalten: unserer Gesellschaft – in der Racial Profiling, Alltagsrassismus, elitäres Getue, Heuchelei und Vorurteile genauso verbreitet sind wie Gutmenschentum – und letztlich uns allen. Immer wieder schmunzelt man über absurde, aber gleichzeitig entlarvende Fussnoten, die definitiv Biss haben und zum Nachdenken anregen. Ich mag, dass das Buch sehr lustig ist und gleichzeitig scharfe Gesellschaftskritik übt. Und mich so nicht nur blendend unterhalten hat, sondern auch lange nach Ende der Lektüre in meinen Gedanken haften geblieben ist, sich in Gespräche mit Freund:innen schlängelte und stetig weiter in mein Bewusstsein tröpfelt.» – Redaktorin Sandra Brun

«Halbinsel» von Kristine Bilkau
«Linn bricht während eines Vortrags zusammen – ein Schwächeanfall. Die 24-jährige Umweltschützerin beschliesst, bei ihrer Mutter Annette im nordfriesischen Wattenmeer Erholung zu suchen. Die freut sich – aller Sorgen zum Trotz – über die Nähe, die unerwartete Gelegenheit, sich wieder um ihr Kind kümmern zu dürfen. Neben Annäherung und neuen Konflikten, sieht sich Annette trotz besseren Wissens immer wieder dabei, die Zukunft der Tochter durchplanen. Das Wunderbare an Kristine Bilkaus schmalem Band ‹Halbinsel› ist die unaufgeregte, schnörkellose Sprache, mit der sie sich Annette, Linn und ganz nebenbei noch ein paar richtig grossen Fragen widmet. Gerade die Mutterperspektive hat mich tief berührt und ich fühlte eine grosse Zärtlichkeit aufsteigen – sowohl für meine norddeutsche Heimat in all ihrer rauen Schönheit, als auch die Fehlbarkeit von uns Liebenden.» – Redaktorin Sarah Lau
Hallo! 🙂 Ich hab ein C1 Niveau und möchte ein Buch von einer Schweizerin gerne lesen, da ich hier wohne. Habt ihr Empfehlungen dazu? LG